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WaldbadenWarum eine Erftstädterin für Kurse in der Natur Geld zahlen muss

Lesezeit 3 Minuten
Eine blonde Frau sitzt auf einem beigen Sofa.

Hannah Lena Weber betreibt das Studio Vita Nova aus Erftstadt.

Hannah Lena Weber betreibt das Yoga-Studio Vita Nova in Lechenich, für einen Kurs im Villewald musste sie eine Genehmigung beantragen.

Eigentlich wollte Hannah Lena Weber nur den baldigen Start eines Kurses im Wald in den sozialen Medien ankündigen. Dann bekam sie einen Anruf des Försters, dass sie dafür unter anderem eine Genehmigung brauche. „Ich war überfordert und schockiert“, schildert die Erftstädterin. Sie betreibt in Lechenich an der Bonner Straße das Yoga-Studio Vita Nova, bietet unter anderem auch Pilates und Ernährungsberatung an.

Sobald das Wetter besser wird und die Temperaturen steigen, bietet sie auch den Walking-Kursus „Fit in Nature“ im Villewald an. Ein Outdoor-Training mit Yoga- und Pilates-Übungen sowie Meditation. Den wollte sie auch in diesem Jahr wieder starten.

Sie schrieb eine Anfrage an das Forstamt, auf die sie mehrere Wochen keine Antwort bekam. Mittlerweile habe man sich bei ihr entschuldigt und sie habe einen sogenannten Gestattungsvertrag. Auch einen Geldbetrag muss sie zahlen. Man habe sich auf einen Betrag einigen können, der für sie tragbar sei. Wie die ZDF-Sendung „frontal“ heute Abend berichtet, würde es sich um einen Betrag von 90 Euro pro Jahr in dem konkreten Fall handeln. 

NRW: Kommerzielle Veranstaltungen im Wald müssen gemeldet werden

Jeder, der kommerziell etwas im Wald anbiete, müsse einen Beitrag dafür leisten, teilte der Landesbetrieb Wald und Holz NRW auf Anfrage mit. „Der Wald gehört jemandem. Jeder, der einen Kursus im Wald anbieten möchte, sollte das dem zuständigen Forstamt melden.“ Das sei bisher nicht jedem bewusst.

Der Landesbetrieb beruft sich auf das Landesforstgesetz. Demnach sind der Forstbehörde organisierte Veranstaltungen im Wald anzuzeigen, „sofern sie nicht mit geringer Teilnehmerzahl zum Zwecke der Umweltbildung durchgeführt werden“. „Die Forstbehörde kann die Veranstaltung von bestimmten Auflagen abhängig machen oder verbieten, wenn zu erwarten ist, dass durch die Veranstaltung eine Gefahr für den Wald, seine Funktionen oder die dem Wald und seinen Funktionen dienenden Einrichtungen besteht“, lautet das Gesetz weiter.

Frauen gehen durch den Wald.

Hannah Lena Weber wollte auch in diesem Jahr wieder Waldbaden im Villewald anbieten.

„Wir sind immer unter zehn Leute, inklusive Trainerin“, sagt die Geschäftsführerin von Vita Nova. Sie blieben auf den Wanderwegen. Außerdem schule sie ihre Teilnehmer, den Wald als ein Naherholungsgebiet achtsam zu nutzen und gebe Tipps, wie man sich im Wald richtig verhält. Sie brauche für ihren Kursus weder Absperrungen noch Sanitäranlagen. 

„Wir nehmen den Wald mit allen Sinnen wahr.“ Zwischendurch lässt Weber ihre Teilnehmer zum Beispiel an drei Dinge denken, für die sie dankbar sind. Sei es die Tasse Kaffee am Morgen, der Partner oder die Gesundheit. „Solche Kleinigkeiten haben direkten Effekt auf uns“, erläutert sie.

Seit Februar konnte sie ihren Kursus „Fit in Nature“ nicht anbieten. „Die Leute standen in den Startlöchern.“ Seit April gelte nun der Gestattungsvertrag. Sie sei allerdings bereits auf Unverständnis gestoßen, weil sie die Gebühr auf ihre Teilnehmer weitergeben müsse. „Ich habe Sorge, dass die Leute nicht mehr zu mir kommen wollen“, sagt Weber.

In ihrer Selbstständigkeit musste die Erftstädterin bereits einige Steine, die ihr in den Weg gelegt wurden, wegräumen. Sich heutzutage selbstständig zu machen, sei richtig schwer, sagt Weber. Erst kürzlich hat sie den Patentrechtsstreit um ihren Namen „Vita Nova“ gewonnen.

Ihr gehe es nicht darum, das Forstamt an den Prager zu stellen, so Weber weiter. „Mein Interesse ist auch, die Natur zu schützen“, betont Weber. Sie verstehe nicht, warum bei solchen Angeboten, die präventiv Körper und Geist helfen würden, zusätzlich ein Geldbetrag erhoben werden soll.

Die Erftstädterin ist mit ihrer Thematik heute Abend um 21 Uhr im ZDF bei „frontal“ zu sehen. Danach wird der Beitrag noch weiter in der Mediathek zu finden sein.