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InklusionDer SC Schwarz-Weiß Friesheim nimmt am Ligabetrieb teil

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt fünf Fußballer in Trainingsbekleidung, denen der Spaß am Sport abzulesen ist.

Inklusion wird bei den Fußballern von Schwarz-Weiß Friesheim gelebt und in den Spielbetrieb geführt.

Die Erftstädter haben eine Mannschaft mit Einschränkungen ins Leben gerufen und erhalten dafür große Dankbarkeit

Seit mittlerweile etwas über einem Jahr wird beim SC Schwarz-Weiß Friesheim Inklusionsfußball gespielt. Die Idee kam Luisa Büdding, der jetzigen Inklusionsbeauftragten des Vereins, und der FC Germania Zündorf aus Köln-Porz stand Pate. Dessen Videos im Internet vermittelten Erfolg und Freude am Inklusionsfußball so eindrücklich, dass die 23-jährige Luisa Büdding mit Freunden und später ihrem Bruder Lukas, inzwischen Trainer der Inklusionsmannschaft, dem Thema nachgingen.

Menschen mit Behinderung gehen im Fußballbetrieb meist unter und haben kaum Chancen, in Mannschaften zu spielen. Bei einer Hospitation in Zündorf bekamen die Geschwister den ermutigenden Rat: Fang erstmal an, der Rest kommt mit der Zeit. Alleingelassen fühlt sich Büdding von offizieller Seite nicht: „Wir haben Ende 2023 Schulungen von der Sepp-Herberger-Stiftung und vom Deutschen Fußball-Bund besucht.“

Starke Resonanz

Auch im Verein hatte man Lust auf das neue Projekt. Im Herbst 2023 starteten die ersten beiden Probetrainings, wobei sich der Verein noch mehr selbst prüfte als die Spieler. Da das Angebot in der Region rar ist, kommen inzwischen über 35 Spieler zusammen. Die Truppe ist bunt gemischt, der Verein entschied sich für eine flexible Altersgrenze von zwölf Jahren.

Flexibel ist die Grenze, weil unterschiedliche Behinderungen sich unterschiedlich auswirken. Die Handicaps machen nicht nur den Fußball schwieriger, auch die Organisation ist aufwendiger. Für die Inklusionsmannschaft engagiert sich ein Stab von zwölf Personen von Trainerinnen und Trainern sowie Betreuern, die die Spieler teilweise persönlich begleiten.

Unterschiedliche Einschränkungen

„Wie die Betreuung und Begleitung aussieht, hängt stark vom Behinderungsbild ab. Es gibt Spieler, die, sagen wir, eine Lernbehinderung haben. Die brauchen natürlich nicht so viel Begleitung, die Behinderung äußert sich auf dem Platz teilweise gar nicht“, erklärt Büdding.

„Menschen mit Down-Syndrom oder anderen geistigen Behinderungen brauchen je nach Ausprägung viel mehr Anleitungen bei Übungen und viel mehr Hilfe, um das Fußballspiel zu verstehen. Wir haben auch Spieler, die sich nicht langfristig merken können, auf welches Tor sie schießen müssen. Je nach Behinderungsbild muss man mit einer Eins-zu-eins-Betreuung arbeiten oder muss auf manche Leute einen besonderen Blick haben.“

Durch die unterschiedlichen Behinderungsbilder gibt es enorme Leistungsunterschiede. Bei leistungsschwachen Spielern besteht sogar die Möglichkeit, eine ungleiche Anzahl an Spielern je Mannschaft aufzustellen. Teilweise begleiten die Trainer die Spieler auch auf dem Platz. „Das kann man sich vorstellen wie eine ganz junge Jugendmannschaft, weil man viel mehr organisieren muss. Aber die Dankbarkeit, die man am Ende jede Woche zurückbekommt – und es ist eine ganz ehrliche Dankbarkeit – die ist echt toll.“

Teilnahme am regulären Ligabetrieb

Die Inklusionsmannschaft von SW Friesheim nimmt inzwischen am Ligabetrieb des Fußball-Verbandes Mittelrhein (FVM) teil. Der Spielbetrieb funktioniert ganz anders als gewohnt. So laufen die Teams mit sechs Feldspielern plus Torwart auf, gespielt wird auf kleine Tore auf einem kleinen Feld. Ein großes Feld wie im Elf gegen elf ist körperlich nicht für alle Spieler geeignet. Ein Spiel dauert zwölf Minuten und es gibt keine Begrenzung von Wechseln.

Die Spieltage sind nicht nur die Begegnungen zwischen zwei Mannschaften, sondern stets kleine Turniere. Dazwischen werden Freundschaftsspiele organisiert. Sportliche Ziele werden vom Verein nicht vorgegeben: „Es sind schon viele ehrgeizig und ärgern sich, wenn wir verlieren. Aber der Spaß steht schon im Vordergrund.“