Spektakuläre Wagen gehören zu den Karnevalszügen. Nun ist eine aufwendigere Prüfung erforderlich.
Festwagen-CheckKarnevalsvereinen in Rhein-Erft drohen wegen Tüv höhere Kosten
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Spektakuläre Wagen sind in den Karnevalszügen zu sehen, hier etwa in Brühl-Badorf. Nun ist für die Fahrzeuge eine aufwendigere Prüfung erforderlich.
Copyright: Kathrin Höhne
„Wir haben für alle unsere acht großen Karnevalswagen die Betriebserlaubnis“, berichtet Mirko Kautz, Abteilungsleiter der Wagenbaugesellschaft der Lechenicher Narrenzunft. Der Verein baut und repariert seine Karnevalswagen selbst. Bisher war die Abnahme für die teils aufwendig und kreativ gestalteten Fest- und Motivwagen ganz einfach. Benötigt wurde lediglich ein Brauchtumsgutachten.
Dass für die Festwagen neben dem Brauchtumsgutachten auch eine Betriebserlaubnis erforderlich ist, wurde eigentlich schon vor 25 Jahren festgelegt. Die entsprechende Verordnung, bei der auch das Fahrgestell unter dem Aufbau zu prüfen ist, schlummerte allerdings seit 2000 in den Schubladen der Behörden.
Nachdem im Jahr 2023 bundesweit jedoch bei schweren Unfällen bei unterschiedlichen Brauchtumsveranstaltungen fünf Menschen zu Tode kamen, haben die Verkehrsminister der Bundesländer gefordert, dass die Wagen, die bei Brauchtumsveranstaltungen eingesetzt werden sollen, genauer unter die Lupe zu nehmen sind. „Die Betriebserlaubnis ist somit eigentlich keine neue Verordnung“, erklärt Alexander Schneider, Sprecher vom Tüv Rheinland. In Nordrhein-Westfalen sei ein entsprechender Erlass im September 2024 herausgekommen.
Die Sicherheit der Teilnehmer und Besucher im Blick
Seitdem fahren auch an den Tüv-Prüfstellen viele Karnevalswagen vor, um für die Gespanne die erforderliche Betriebserlaubnis zu bekommen. „Diese Prüfung ist viel aufwendiger als die Abnahme des Brauchtumsgutachtens“, erklärt Schneider. Letztlich gehe es aber um die Sicherheit der Teilnehmer und Besucher von Brauchtumsveranstaltungen – auch im Karneval. „Auch wir mussten mit unseren acht Festwagen für den Blick untendrunter beim Tüv vorfahren“, berichtet Kautz.
Mit geschultem Blick achten die Gutachter bei der Kontrolle sehr genau auf die Bremsen, auf möglichen Rost, das Reifenprofil und den Reifenzustand, die Schweißstellen, die Stahlkonstruktion und die Verstrebungen. „Die Gutachter geben uns aber auch Tipps und Ratschläge, was wir als Vereine verbessern können, um die Mängel an unseren Anhängern zu beheben und somit auch die Betriebserlaubnis zu bekommen“, berichtet der Vereinschef einer anderen KG, der erst nach einer Nachbesserung die Betriebserlaubnis für seinen Festwagen erhielt.
Zum Teil sind die Anhänger tatsächlich schon ziemlich alt; manche wurden erst in ihrem „zweiten Leben“, nachdem sie von Landwirten für die Feldarbeit ausgemustert worden waren, zum Karnevalswagen umgebaut. Tüv-Rheinland-Sprecher Schneider weiß sogar von Anhängern, die ohne Bremsen bei den Prüfstellen vorgefahren sind.
„Es gibt Festwagen, bei denen man sich fragt, wie die ein Brauchtumsgutachten erhalten haben. Die sind mit Personen, aber ohne Bremsen unterwegs“, berichtet sein Kollege Dieter Lauffs: „Es gibt halt Vereine, die stecken unheimlich viel Geld in den Aufbau. Und da, wo es wichtig wird, wird gespart. “
Gefährlich findet Schneider auch die Pferdeanhänger, die einfach an Traktoren angehängt werden, obwohl die Anhängerkonstruktionen gar nicht für die PS-starken Schlepper ausgelegt sind. „Bei einer Vollbremsung hätte im schlimmsten Fall sogar die Deichsel brechen können“, erklärt er. Bei den Festwagen der Lechenicher Narrenzunft hat es aber keine Beanstandungen gegeben.
Zusätzliche Verordnung könnten private Zugteilnehmer und kleinere Vereine hart treffen
Kautz befürchtet jedoch, dass die zusätzliche Verordnung einzelne private Zugteilnehmer und die kleineren Vereine hart treffen kann, da ja nicht nur viel Zeit in eine mögliche Reparatur der Anhänger investiert werden muss, sondern mitunter auch richtig viel Geld. Die Betriebserlaubnis schlägt pro Wagen mit etwa 300 Euro zu Buche. Hinzu kommt das auch weiterhin erforderliche Brauchtumsgutachten, dass etwa 100 Euro kostet. Es muss jährlich abgenommen werden und kann bis zu fünfmal verlängert werden, bevor es erneuert werden muss.
Allerdings brauchen die Jecken am Wegesrand nicht zu befürchten, dass es aufgrund der Mehrkosten weniger Kamelle gibt. „Wir sparen nicht am Wurfmaterial, sondern werden wie in den Vorjahren von den Festwagen und den Fußgruppen tüchtig Süßes unters Volk bringen“, verspricht Kautz. Eine Betriebserlaubnis brauchen ab sofort aber nicht nur die Karnevalswagen, sondern auch alle anderen Festwagen, die von Pferden oder motorisierten Zugmaschinen gezogen werden und bei Umzügen rund ums Jahr zum Einsatz kommen.