Konsequenzen gefordertNach Starkregen in Erftstadt gibt es Kritik an Kanalisation
Erftstadt – Der Starkregen vom Freitag vergangener Woche hat bei vielen Bürgern in Erftstadt für bange Momente und tatsächlich nach der Flutkatastrophe vom Juli 2021 wieder für vollgelaufene Keller gesorgt.
Laut Feuerwehrsprecher Elmar Mettke gingen in der Wache rund 80 Meldungen betroffener Bürger ein. Der Starkregen und seine Folgen beschäftigen nun auch die Politik.
Überprüfung des Kanalnetzes in Erftstadt
So bittet die CDU die Verwaltung um Überprüfung des Kanalnetzes durch einen externen Gutachter. Darüber hinaus soll untersucht werden, ob Becken zur Zwischenspeicherung erweitert oder zusätzliche errichtet werden müssen.
Auch über die Wartung beziehungsweise Spülung solle Auskunft gegeben werden. Durch die Wartung solle verhindert werden, dass sich Ablagerungen im Kanalnetz bilden.
Freischnitt von Uferbewuchs
Doch es gibt laut CDU noch mehr zu tun. Dazu gehöre der Freischnitt der Ufer von Bewuchs an Nebenflüssen und Ablaufschächten. Schließlich fordert die Fraktion einen Bericht über regelmäßige Fräsungen der Kanalrohre im Stadtgebiet.
Gemäß der Gesetzeslage seien Kanalnetze so zu dimensionieren, dass jeweils die Bordsteinkante als Rückstauebene anzusetzen sei. Das sei verbunden mit dem Ziel, auch die Straßenfläche als Rückstauebene zu nutzen.
Europäische Norm regelt Entwässerungssystem
„Diese Dimensionierung ist durch die Kommunen bis Ende 2023 vorzunehmen“, erläutert Stadtverordneter Stephan Bremer mit Blick auf die Vorschriften. Die Europäische Norm EN 752 regelt Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden und warnt vor den Folgen von zu großen Fließgeschwindigkeiten in Abwasserkanälen bei großem Gefälle.
Die Norm weist auf die Bedeutung von Absturzbauwerken und Absturzschächten hin, dadurch ließen sich „Abwasserkanäle mit großem Gefälle vermeiden“. Zur Erläuterung: Ein Absturz bezeichnet im Bauwesen und in der Abwassertechnik einen Höhenversatz in der Kanalisation.
Absturz der Wassermassen
Mündet also unterirdisch eine höher liegende Leitung in eine tiefer liegende, so kann ein punktueller senkrechter Absturz der Wassermasse dazu dienen, diese Höhendifferenz zu überwinden. Häufig werden Abstürze im Zusammenhang mit schachtförmigen Bauwerken herbeigeführt.
Im Stadtgebiet gebe es bereits diverse Einrichtungen, die im Falle einer Überlastung des Kanalnetzes Stauraum böten, erläutert Ratsmitglied Mirko Kautz. Diese Einrichtungen könnten die überschüssigen Wassermengen in die Flüsse ableiten und ihrerseits erweitert oder mit neuen Becken kombiniert werden.
Die häufig von Bürgerinnen und Bürgern gestellte Frage, ob die Kanalisation nicht auch grundsätzlich ohne Rückstau funktionieren könne und müsse, wird von den Stadtwerken verneint.
Versagen des Systems wird hingenommen
In einer öffentlichen Mitteilung heißt es dazu: „Aus technischen- und Kostengründen werden öffentliche Kanäle so geplant und gebaut, dass sie nur bis zu bestimmten Regenereignissen noch einwandfrei funktionieren. Für stärkere Regenereignisse wird ein Versagen des Systems ganz bewusst hingenommen.“
Dies entspreche dem Stand der Technik und sei auch sinnvoll, da dem privaten Anschlussnehmer technische Möglichkeiten zur Verfügung stünden, um sich gegen Rückstau zu schützen. Und da der Kunde über die Abwasserbeiträge und –gebühren das öffentliche Kanalnetz finanziere, sei diese Lösung für ihn sogar erheblich preiswerter.
Das könnte Sie auch interessieren:
Grundsätzlich gelte für den Fall, dass Waschbecken, Waschmaschinen oder Duschen unterhalb des Straßenniveaus lägen, das Gebäude dringend gegen Rückstau gesichert werden solle. Andernfalls habe der Grundstückseigentümer bei Kellerüberflutungen zu haften.