Nach Zerstörung durch FlutkatastropheImker in Erftstadt haben neue Bienenvölker
Erftstadt-Lechenich – Sie hatten keine Chance. Als die Flut am 15. Juli des vergangenen Jahres über Erftstadt hinwegrollte, riss sie auch Bienenvölker des Imkervereins Erftstadt mit sich.
„Von unseren Mitgliedern waren zwölf vom Hochwasser betroffen“, berichtet jetzt der vor drei Wochen neu ins Amt gewählte Vorsitzende des Imkervereins, Dr. Andreas Degenhardt. 50 Bienenvölker gingen verloren, 34 Wirtschaftsvölker und 16 Jungvölker. „Es war ganz schrecklich.“
250.000 Honigbienen ertrunken
Ihm seien alle fünf Völker, um die 250.000 Honigbienen ertrunken, außerdem sei die komplette Honigernte des Jahres verloren gegangen. „Die Bienenkästen standen in einer Senke zwischen Lechenich und Ahrem“, berichtet er. Er und seine Kollegen seien vom Hochwasser völlig überrascht worden. „Wir waren am Vortag ja noch gucken, doch nie hätten wir es für möglich gehalten, dass das Wasser so schnell und so hoch steigen würde“, erinnert er sich.
Unmittelbar nach der Flutwelle habe er zwar noch einige Flugbienen am Standort gefunden und in eine Behelfsbox gepackt. „Doch ohne ihre Königin haben die Honigbienen keine Chancen zu überleben“, erklärt er. Sie seien nach wenigen Tagen eingegangen.Königin unverzichtbar
Honigbienen können nur im Staat überleben
„Honigbienen können nur im kompletten Staat, in ihrer Gemeinschaft und mit ihrer Königin überleben“, erklärt der Hobbyimker. Nur die Königin könne die Eier legen und für Nachwuchs sorgen. Über Generationen hinweg sichere sie damit das Leben im Bienenstock. „Denn je nach Flugstunden und Arbeitsintensivität werden die Honigbienen in den Sommermonaten ja nur drei bis sechs Wochen alt“, erklärt Degenhardt.
Die Königin sorge aber auch für Harmonie im Stock, mit ihren Geruchsstoffen schaffe sie es, dass sämtliche Arbeitsprozesse dort funktionierten. Sie gebe ihrem Bienenstock eine einzigartige Duftnote, sodass ihre Arbeiterinnen ihn unter Hunderten wieder finden.Das Leben im Staat unterscheidet Honigbienen deutlich von Wildbienenarten, die mitunter auch einzeln leben können.
Lebenserwartung ist im Winter kürzer
„Es gibt über 100 verschiedene Arten von Wildbienen“, sagt Degenhardt. Sein Spezialgebiet seien nicht die wilden, sondern die Honigbienen.
Und die fliegen in der Regel im Frühjahr los, wenn sich die Umgebung auf mindestens zehn Grad erwärmt hat. „Im Winter leben die Honigbienen im Stock und wärmen einander.“ Allerdings reduziere sich die Zahl dann auf 5000 bis 10.000 Bienen je Volk. Ihre Lebenserwartung liege im Winter bei vier bis sechs Monaten.
Bester Laune sind Degenhardt und seine Imkerfreunde bei den derzeitigen Frühjahrstemperaturen, wenn sie ihre neuen Völker fliegen sehen. In all dem Chaos des vergangenen Jahres hätten sie viel Solidarität und Hilfsbereitschaft erfahren. Sie hätten ganze Bienenvölker geschenkt bekommen. Degenhardt konnte sich außerdem ein Volk „in freier Wildbahn“ einfangen.
Degenhardt: „Wie Trauben in den Bäumen.“
„Bienenvölker teilen sich ja durchs Ausschwärmen“, erklärt er. Wenn eine neue Königin im Bienenstock schlüpft, dann fliege die alte Königin mit ihren erfahrensten Bienen los, um sich irgendwo neu anzusiedeln. „Mitunter sieht man diese Völker dann wie Trauben in den Bäumen hängen“, beschreibt er das Phänomen.
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So wie einige Vereinsmitglieder hat auch er sich auf das Einfangen dieser Schwärme spezialisiert. „Ihnen muss man natürlich eine neue Behausung anbieten“, erklärt Degenhardt. Er hat für neue Bienenhäuser eine Spende des Pfalzklinikum Klingenmünster bekommen.