Aufräumen in Erftstadt-Kierdorf„Man versucht, von Tag zu Tag zu kommen"
Erftstadt-Kierdorf – Das Aufräumen geht weiter. So auch bei Bewohnern in Kierdorf, die im Kocherbachweg und in der Wiesenstraße von den verheerenden Überflutungen betroffen sind. „Wir fühlen uns nach wie vor in einer Notsituation, sind ohne Strom“, sagte am Dienstag Matthias Lang, der mit seiner Frau und drei Kindern vor einem Jahr in den Kocherbachweg gezogen ist.
Vor allen Häusern in der Straße türmen sich noch Berge mit zerstörtem Mobiliar. „Sechs Container sind schon weg“, berichtet der 44-Jährige. „Uns fehlt Schlaf, wir sind alle unendlich müde. Aber ich kann nicht zur Ruhe kommen, im Kopf arbeitet es unentwegt: Was muss als nächstes gemacht werden“, erzählte er.
Erftstadt: Fürs Bautrockengerät bis nach Montabaur gefahren
„Auf der Liste steht, weiter aufräumen, wir müssen ein nächstes Gespräch mit der Versicherung führen, Kontakt mit dem Stromanbieter Westnetz aufnehmen, darüber nachdenken, welche Elektrik-Reparaturen gemacht werden müssen“, führte er aus.
„Ich bin froh, dass ich ein Bautrockengerät für den Keller bekommen habe, dafür bin ich bis nach Montabaur gefahren“. Als am vergangenen Donnerstag das Wasser kam, erst die Wiesen hinter den Häusern überflutete, dann in den Keller und die Wohnräume drang, war der Schock groß. „Danach aber gab es auch viel Solidarität“, ergänzte seine Frau, Sabrina Lang. „Wir haben uns gegenseitig geholfen, die Sachen in oberen Etagen zu tragen, das Notstromaggregat stammt von einem Nachbarn.“
Hochwasser: Erftstädter helfen sich gegenseitig
Freunde, Familie und auch Unbekannte hätten in den vergangenen Tagen gekehrt und geschaufelt, Trümmer und Schlamm beseitigt. „Aber es gab auch Leute, die es nur auf Fotos abgesehen hatten“, kritisierte die 39-Jährige. „Oder vielleicht auch auf andere Dinge“, befürchtete ihr Mann. „Wir haben dann alle in der Straße aufgepasst. Ein bisschen fühlen wir uns auch vergessen“, führte er aus. Eine Soforthilfe, wie es sie jetzt im Erftstädter Rathaus gegeben habe, müsste doch für alle Betroffenen organisiert werden, sagt er.
Das finden auch Stephanie Herberts und Markus Görtz, die gegenüber wohnen. „Bisher haben wir nur einmal die Feuerwehr und einen Vertreter des Ordnungsamtes gesehen“, erklärten die beiden. „Ansonsten haben wir keine weiteren Infos bekommen.“ Für Markus Görtz begann der Tags sechs nach der Flutkatastrophe mit drei Stunden Dienst im Landschaftsverband, wo er arbeitet. „Ich wollte gern etwas abklären, damit es auch da weitergehen kann“, sagte er.
Gartenmöbel auf dem Garagendach
„Man versucht, von Tag zu Tag zu kommen“, sagte der 50-Jährige. Auch sie haben versucht, an dem schlimmen Donnerstag alles hochzutragen und zu retten, was möglich war. Die Gartenmöbel stehen immer noch auf dem Garagendach. Ihr Wohnkeller ist komplett zerstört. „Wir haben da jetzt einen Rohbau und keine Elementarversicherung“, berichtete Markus Görtz.
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„Als mir hier meine Sachen, ja auch Erinnerungen entgegen kamen, habe ich geweint“, sagte Stephanie Herberts. „Wir hätten uns gewünscht, eine Warnung zu bekommen. Wir hatten Angst, werden wir evakuiert oder nicht.“ Nur langsam können sie Luft holen. Sie hoffen wie andere Nachbarn auch auf weitere Hilfe und finanzielle Unterstützung. Darauf, dass das Leben irgendwie und irgendwann wieder normal werden kann.