„Folgenreiche Fehler“Politiker begrüßen Ermittlungen wegen Blessemer Kiesgrube
Rhein-Erft-Kreis – Die Aufnahme staatsanwaltlicher Ermittlungen zur Ursache der Hochwasserkatastrophe in Erftstadt-Blessem wird von Politikern im Kreis begrüßt. Im Juli vorigen Jahres war die Erft nach heftigen Regenfällen über die Ufer getreten, bei Blessem strömten gigantische Wassermengen in die Kiesgrube, Teile des Orts wurden unterspült. Die Flut riss einen Krater, in den vier Häuser stürzten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Betreiber der Kiesgrube sowie gegen Mitarbeiter der Bergbaubehörde wegen des Verdachts der fahrlässigen Herbeiführung einer Überschwemmung und wegen Baugefährdung.
„Wiederholung ausschließen“
„Es ist gut, dass überhaupt ermittelt wird“, sagt die Bundestagsabgeordnete und SPD-Vorsitzende Dagmar Andres aus Erftstadt. „Der Verdacht lag nahe, dass etwas nicht ganz korrekt gelaufen ist und Genehmigungen fälschlich erteilt wurden.“ Es gehe nicht darum, auf möglichen Schuldigen herumzuhacken. „Wir müssen vielmehr ausschließen, dass so etwas nochmal passiert, und sollte sich der Verdacht bewahrheiten, müssen die Opfer finanziell entschädigt werden.“ Die SPD in Erftstadt habe sich schon vor Jahren gegen die Erweiterung der Kiesgrube ausgesprochen.
Die CDU sieht für Kiesabbau in Blessem keine Zukunft mehr. „Wir lehnen einen Weiterbetrieb der Kiesgrube ganz klar ab“, sind sich die für den Rhein-Erft-Kreis zuständigen CDU-Landtagsabgeordneten Gregor Golland und Romina Plonsker einig. In dem Punkt stehe man auch hinter der CDU in Erftstadt – unabhängig von den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Deren Ergebnisse blieben abzuwarten und zu respektieren. „Aber das Vertrauen der Menschen in Erftstadt in den Betrieb der Kiesgrube ist nachhaltig zerstört. Deshalb kann es für die Kiesgrube keine Zukunft mehr geben.“
Bessere Überwachung
Als „folgenreichen Fehler“ bezeichnet die Grünen-Landtagskandidatin Antje Grothus die Genehmigung der Bergbaubehörde für Bergbauaktivitäten „im gesetzlich festgelegten Überschwemmungsgebiet der Erft“. Die Bergbaubehörde müsse besser überwacht, Anträge dürften nicht einfach durchgewinkt werden. „Ich habe volles Verständnis dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger in Blessem nie wieder diese Kiesgrube in Betrieb sehen wollen“, sagt Simone Spicale, ebenfalls Landtagskandidatin.
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„Dass ermittelt wird, ist gut“, sagt Gabriele Molitor, Landtagskandidatin der FDP aus Erftstadt. Weiter will sie die Ermittlungen allerdings nicht kommentieren. „Für uns vor Ort ist wichtig, dass die Kiesgrube keine Betriebserlaubnis mehr bekommt.“