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Flutkatastrophe an der ErftSo schlimm wurde Erftstadt einst von Hochwassern getroffen

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Auch Frauenthal blieb von der Flut nicht verschont. 

Erftstadt-Liblar – „Die Erft – Segen und Fluch“ lautete der Titel eine Vortrags, zum dem der Geschichtsverein Erftstadt eingeladen hatte. Er war einen Blick in die Geschichte aus aktuellem Anlass. Albert Esser und Thomas Depka hatten Fakten, alte Landkarten und Fotos zusammengetragen. Ganz sicher war es der Flutkatastrophe im Juli geschuldet, dass der Andrang der Zuhörerinnen und Zuhörer die Kapazität des Raums in der Volkshochschule überstieg.

Schon in der Jungsteinzeit hätten Menschen an der Erft gelebt, berichtete Esser. In Blessem, ausgerechnet dort, wo die Kiesgrube den schlimmsten Schaden verursachte, sei eine Siedlung nachgewiesen. Unter die Lupe genommen haben die beiden Vorstandsmitglieder des Geschichtsvereins Hochwasser-Ereignisse seit dem Jahr 1400.

Vor 60 Jahren stand die Einfahrt zum Marienhospital unter Wasser

1820, nachdem der Wiener Kongress das Rheinland Preußen zugeschlagen hatte, schauten sich Fachleute der neuen Regierung die Erft genauer an und beklagten den schlechten Zustand des Flusses. Sand und Geröll lagerten sich im Flussbett ab, immer wieder komme es zu Überflutungen, hielten sie fest. Es gab sogar einen Brief an den Kaiser, in dem an seine „vaterländische Fürsorge“ appelliert wurde, weil die Gesundheit von Mensch und Vieh an der Erft gefährdet sei.

Durch die Hoftore strömte die Flut Richtung Frauenthaler Straße.

„Hochwasser hat es immer gegeben“, sagte Esser. Die Folgen seien früher schlimmer gewesen als heute: Wenn die Flut im Frühjahr oder Sommer die Felder verwüstete, mussten Menschen und Tiere hungern. Im 19. Jahrhundert begann das, was heute mit großem Aufwand wieder rückgängig gemacht wird: Man begann, den Fluss zu begradigen. 1880 wurde eine Genossenschaft gegründet, quasi der Vorläufer des Erftverbandes, um den „mäandernden, verwilderten Fluss“ zu regulieren. Nachdem die Erft bei Frauenthal und Blessem ein neues, gerades Bett bekommen hatte, seien die Hochwasser nicht mehr so schlimm gewesen.

Bilder aus dem Jahr 1961: Die Burgstraße, heute Radmacherstraße, stand unter Wasser.

Bilder aus dem Jahr 1961, die Esser zeigte, weckten allerdings bei vielen im Publikum ungute Erinnerungen an die Flutkatastrophe im Juli. Auch vor 60 Jahren stand die Einfahrt zum Marienhospital unter Wasser. In Blessem hatten Landwirte die Hoftore geöffnet, damit die Wassermassen von der Klarastraße Richtung Radmacherstraße strömen konnten. Die Feuerwehr pumpte Keller leer, und selbst die Liblarer Carl-Schurz-Straße glich einem breiten Fluss.

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Weil eine ganze Reihe Interessenten keinen Platz mehr im Saal bekommen haben, wird Albert Esser den Vortrag noch einmal halten am Dienstag, 16. November, 19.30 Uhr, in der Volkshochschule, Bahnhofstraße 7, in Liblar.