Neues KonzeptSo geht es nach Hochwasser und Corona-Krise mit Schloss Gymnich weiter
Erftstadt-Gymnich – „Für uns ist es glimpflich abgegangen.“ Schloss Gymnich habe die Hochwasserkatastrophe gut überstanden, berichtet Eigentümer Gerd Overlack. Der Schaden im Schloss selbst sei gering, alle anderen Keller seien vollgelaufen. Ein ganzer Container mit Sperrmüll, Möbeln und Geräten sei angefallen. Die Kisten mit dem Wein seien aufgeweicht, die Etiketten hätten sich abgelöst. „Aber was ist ein nasser Keller gegen das, was anderen Leuten passiert ist?“, fragt der Schlossherr rhetorisch.
Von den 23 Hektar Fläche des Schlossparks seien etwa 18 überflutet gewesen. Als das Wasser ging, blieb jede Menge Müll zurück, der aufgesammelt werden muss. „Einige große Bäume, auch 200 Jahre alte Eiche, sind allerdings umgefallen“, sagt Overlack.
Corona-Krise hat Folgen für das Schloss Gymnich
Die Sanierung des früheren Gästehauses der Bundesregierung ist nahezu komplett abgeschlossen. Doch ausgerechnet jetzt muss ein neues Konzept her, wie es genutzt werden soll. Eigentlich sollte es ein Seminarhotel werden. „Genau diese Branche ist der große Verlierer der Corona-Krise“ stellt Overlack fest.
Treffen von Geschäftsleuten oder Mitarbeiterschulungen fänden fast ausschließlich in Videokonferenzen statt. Selbst wenn die Corona-Krise vorbei sein sollte, werde sich der Seminarbetrieb nicht wieder auf altem Niveau bewegen. Bis zu 50 Prozent werden nach Overlacks Einschätzung dauerhaft wegfallen. Der Markt im Seminargeschäft sei übersättigt.
Gymnich Schloss soll neu ausgerichtet werden
So bedauerlich das für die Gymnicher Pläne sei – lamentieren helfe nicht weiter, stellt der Geschäftsmann klar. Er bemühe sich um eine Neuausrichtung der Nutzung von Schloss und Nebengebäude. Ihm schwebt eine Angebotspalette im Gesundheitssektor vor. Ärzte werden ins Schloss geholt und bieten ein breites Spektrum an – vom Check-up des Körpers über Schlafmedizin, Entgiftung bis hin zur Physiotherapie auf hohem Niveau. Das müsse konzeptionell wie personell solide vorbereitet sein. „Wir brauchen eine Kapazität, die das alles managt, es zusammenhält wie eine Klammer“, erläutert Overlack.
Seminare und Tagungen stehen aber weiter auf der geplanten Angebotsliste. „Wir wollen uns für den Markt breiter aufstellen“, kündigt Overlack an. Daher wurde nun ein Bauantrag für die Orangerie bei der Stadtverwaltung eingereicht (eine Verlängerung der gestellten Bauvoranfrage war rechtlich nicht möglich).
Der Neubau bildet dann mit Vorburg und Kavaliershaus eine Art Hof vor dem Schloss. Die Orangerie soll 30 Meter lang und 15 Meter breit werden. Über dem Veranstaltungssaal entstehen 22 Zimmer.
Schloss Gymnich: Ehemaliger Pressesaal wird ebenfalls saniert
Im gegenüberliegenden Gebäude wird der ehemalige Bundespressesaal saniert und für größere Konferenzen und ähnliches vorbereitet. Die alte Decke wird abgenommen und neu gedämmt. Sofern Baumaterial verfügbar ist, denn die Baustelle leidet unter dem allgemeinen Materialmangel im Bausektor. Nur Holz fehlt nicht – da werden die vielen gefällten Bäumen des Schlossparks verwendet. Glücklicherweise habe es im Team der Bauarbeiter keinen Corona-Fall gegeben, alle würden regelmäßig getestet, berichtet Overlack.
Die Fenster in der Vorburg sind elektrisch steuerbar, eine Lautsprecheranlage sorgt dafür, dass Vorträge im Saal in alle nebenliegenden Räume live übertragen werden können. Überall ist ganz moderne Technik eingebaut. In dem Gebäude entstehen auch Sozialräume, Büros, Umkleiden, Sanitärräume – was ein Pächter des Schlosses eben so benötigt. Zur Jahresmitte 2022 soll alles fertig sein. Die neue Feuerwehrzentrale in einer Ecke der Vorburg mit moderner Meldetechnik ist auch fast fertig. Wenn Einsatzkräfte vor Ort sind, erkennen sie sofort, wo es brennt.
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Wenn der angeschwemmte Müll herausgeklaubt und die umgestürzten Bäume weggeräumt sind, soll auch der Park wieder schön sein. Zwar habe der Baumbestand unter dem Dürresommer 2020 arg gelitten, doch allein dieses Jahr seien 150 Bäume nachgepflanzt worden.