„Kein Job, sondern Berufung“Langjährige Leiterin der Erftstädter Musikschule verabschiedet

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Eine Frau steht an einem Rednerpult und unterschreibt auf einem Papier.

Susanne Petersdorff durfte sich zum 50-jährigen Bestehen der Bernd-Alois-Zimmermann-Musikschule in das Goldene Buch der Stadt eintragen.

Susanne Petersdorff leitete die Bernd-Alois-Zimmermann Musikschule der Stadt Erftstadt seit 2005, nun wurde sie verabschiedet.

Wenn die eigenen Musikschüler sie beschreiben müssten, würden vermutlich die Eigenschaften „humorvoll und sehr erfindungsreich“ fallen, sagt Susanne Petersdorff. Sicherlich könne es auch mal ernster zugehen, bei ihrer Arbeite setzte sie jedoch auch auf Humor. 

Susanne Petersdorff hat mehr als 44 Jahre an der Bernd-Alois-Zimmermann Musikschule der Stadt Erftstadt gearbeitet. Seit 1994 war sie stellvertretende Musikschulleiterin, bis sie im Sommer 2005 die Aufgaben des scheidenden Musikschulleiters Peter Estl übernahm. „Was im Herbst 1979 in der Heidebroichstraße begann, findet nun nach rund 45 Jahren seinen Abschluss“, sagt die heute 64-Jährige, die nun verabschiedet wurde.

Es ist kein Job, sondern eine Berufung
Susanne Petersdorff

Was sie am meisten vermissen wird: das Begleiten der Jugendlichen von der Schulzeit fast bis ins Erwachsenwerden. „Es tut einem selber gut, mit jungen Menschen zu tun zu haben, um die kindliche Neugier immer wieder zu spüren“, erläutert die Instrumentalpädagogin. Den Erfindungsreichtum habe sie dann bei anderen Kindern wieder einbringen können. Heute spricht sie von einem „Durchlauferhitzer an Erfahrung“. 

Von empfindlichen Nachbarn bis zu Noten fressenden Vögeln 

Susanne Petersdorff unterrichtete nicht nur Schüler im Kindesalter, sondern Schüler von fünf bis über 75 Jahren. Ihre Hauptfächer waren Querflöte und Gitarre. Bereits während ihres Studiums an der Musikhochschule in Aachen galt ihr musikalisches Interesse zeitgenössischen Werken. Zudem leitete sie mehr als 25 Jahre das Folklore-Erwachsenen-Ensemble „LEOntinchen“.

Auch wenn ihre Tätigkeit dem Unterrichten galt, so hat Susanne Petersdorff in den vergangenen Jahrzehnten selbst einige Fähigkeiten erlernt wie „keinen starren Blickwinkel zu haben“. Zudem nimmt sie die „Flexibilität im Umgang mit wirklich jeder einzelnen Persönlichkeit“ mit – auch bei Nachbarn, denen die hohen Töne beim Üben zu laut waren, oder Noten fressenden Kanarienvögeln. 

Erftstädter Musikschulleiterin bleibt Leidenschaft weiter treu

Wenn Susanne Petersdorff an ihre Zeit in der Musikschule denkt, blickt sie gerne auf die Jahre 2018 und 2019 zurück, in denen der 100. Geburtstag Zimmermanns zusammen mit der Bernd-Alois-Zimmermann-Gesellschaft und der Oper Köln gefeiert und die 50-Jahr-Feier der Stadt Erftstadt musikalisch mitgestaltet wurde.

Einer Kleinigkeit wird die 64-Jährige jedoch nicht nachtrauern: „Der Schlagzeugraum unter meinem Büro war doch nicht so gut isoliert wie erwartet“, lacht sie. Seit 2014 ist das Anneliese Geske Musik- und Kulturhaus das Hauptgebäude der Bernd-Alois-Zimmermann-Musikschule. So konnten manche Nachmittage schon einmal lauter werden. Susanne Petersdorff merkt aber an: „Wir sind auf ewig dankbar, dass wir dieses fantastische Gebäude beziehen durften.“

Am Ende ihrer Tätigkeit steht für die 64-Jährige fest: „Es ist kein Job, sondern eine Berufung.“ Umso mehr sei sie als Leitung stolz darauf, dass das gesamte Kollegium bereits viele Schüler in diesen Beruf gebracht habe. Überhaupt spricht sie ihrem Kollegium und der „wunderbaren Atmosphäre“ ein besonderes Lob aus. „Jeder kannte jeden so gut, dass wir wussten, wie wir miteinander umgehen, um gemeinsam ans Ziel zu kommen.“ Es sei eine produktive Zeit gewesen.

Ihrer Leidenschaft, der Musik, wird die Instrumentalpädagogin weiterhin treu bleiben. „Nach wie vor ist das Stärken der Kultur ein Anliegen für mich.“ So wird sie sich nun auch weniger häufig gespielten Instrumenten wie Kristallklangschalen und heilenden Klängen widmen. Auf eines freut sie sich aber ganz besonders: „Wenn man 50 Jahre interpretiert hat, ist man froh, wenn man jetzt improvisieren kann.“ Intuitive Musik sei das, was sie jetzt am meisten interessiere.

Ihrer Nachfolgerin wünscht sie „eine glückliche Zeit, zusammen mit dem Kollegium die Musikschule weiter erfolgreich voranzubringen“.