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Kinder-und JugendhilfeNeue Pläne für den Cordenhof in Erftstadt-Erp

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Bild sind die Gebäude des Cordenhofs zu sehen. 

Das Haupthaus wurde Ende in den 1870er-Jahren gebaut und steht unter Denkmalschutz, der Anbau (rechts im Bild), ist rund 100 Jahre jünger.

Die Schulte-Schmelter-Stiftung will dort eine Wohngruppe für Kinder und eine Wohngemeinschaft für Jugendliche einrichten.

In der langen Geschichte des Erper Cordenhofs wird ein neues Kapitel aufgeschlagen. Die Schulte-Schmelter-Stiftung wird dort eine Wohngruppe für Kinder und eine Wohngemeinschaft für Jugendliche einrichten. Am Samstagnachmittag waren die Erper zu einem Sommerfest eingeladen und konnten sich ein Bild von der künftigen Nutzung machen.

Der Hof ist ein Idyll, die Lage – unmittelbar gegenüber der Janusz-Korczak-Grundschule – ideal für das, was die Stiftung dort vorhat. Sie hat die Immobilie vor zwei Jahren für 2,3 Millionen Euro gekauft. Vorbesitzer war Theo Mittelstaedt, der 2021 verstorbene ehemalige Erftstädter Standesbeamte und Kreisvorsitzende des Deutschen Roten Kreuzes. Er hatte die Hofanlage vor 20 Jahren aufwendig restaurieren lassen.

Auf dem Bild ist eine kunstvoll gestaltete Haustür zu sehen.

Die alte Haustür ist kunstvoll gestaltet.

Trotzdem ist für die neuen Besitzer noch viel zu tun. So viel, dass Olaf Maurer, Geschäftsführer der Schulte-Schmelter-Stiftung, keine Prognose zu den Gesamtkosten wagt. Immerhin hat er einen Termin, wann die Arbeiten abgeschlossen sein sollen: Zum Januar sollen die Kinder und Jugendlichen einziehen, Bis dahin müssen Elektrik und Installation noch erneuert werden. Das alte Gemäuer wird energetisch auf den neusten Stand gebracht und mit Wärmepumpen ausgerüstet. Auf dem Dach des Anbaus ans Haupthaus sind bereits Solarpaneele installiert – dieser Gebäudeteil ist der einzige, der nicht unter Denkmalschutz steht.

Auf dem Bild ist der Geschäftsführer der Stiftung, Olaf Maurer, zu sehen.

Olaf Maurer, Geschäftsführer der Schulte-Schmelter-Stiftung, verantwortet den Umbau des alten Gemäuers.

Das Haupthaus stammt aus dem Jahr 1877, der Anbau ist rund 100 Jahre jünger. Im Haupthaus sind die Trockenbauer zugange, die aus den großen Räumen kleinere Zimmer machen. Acht Kinder ab sechs Jahren werden hier einziehen. Die Wohngemeinschaft im ersten Stock soll vier Jugendlichen ein Zuhause bieten, bis sie selbstständig genug sind, um auszuziehen.

Die Jugendämter vermitteln die Kinder und Jugendlichen

Die Kinder und Jugendlichen kommen aus Familien, in denen sie aus unterschiedlichen Gründen nicht bleiben können, die Jugendämter vermitteln sie in die Jugendhilfeeinrichtung. „Der Bedarf ist unglaublich groß“, sagt Olaf Maurer. Und er werde immer größer. Die „gesellschaftliche Problemlage“, sieht der Geschäftsführer der Stiftung als Ursache dafür. Es gebe immer mehr psychische und Suchterkrankungen, mache Eltern seien auch schlicht verschwunden, für die Ämter nicht mehr auffindbar. „Das Gefühl allgemeiner Überforderung einerseits, der Fachkräftemangel andererseits – da entsteht eine Unwucht“, formuliert Maurer.

Im malerischen Umfeld des Cordenhofs sollen die traumatisierten jungen Menschen zur Ruhe kommen. „Der von Gebäuden umschlossene Innenhof vermittelt ihnen Geborgenheit“, sagt Lisa Maurer. Sie ist die Pädagogische Leiterin der Schulte-Schmelter-Stiftung. Die Kinder werden rund um die Uhr im Schichtdienst von mindestens sechs pädagogischen Kräften betreut, für die Wohngemeinschaft sind zwei Pädagogen verantwortlich.

Das Büro der Stiftung ist bereits von Köln nach Erp umgezogen

Zum Cordenhof gehören auch noch fünf Wohnungen , die vermietet sind. „Die Mietverhältnisse werden wir nicht antasten“, versichert Olaf Maurer. Genügend Platz ist auch so da, ob und wie die große Scheune beispielsweise später genutzt werde, ist noch nicht entschieden. Das Büro der Stiftung ist bereits von Köln nach Erp gezogen und hat ihr Büro gleich am Eingang des Cordenhofs.


Der Kölner Unternehmer Hubert Schulte-Schmelter hat sein Vermögen in der Reisebranche verdient. Selbst kinderlos, will er mit seiner Stiftung vor allem traumatisierten Kindern und Jugendlichen „durch familienanaloge Betreuung sowie ganzheitlicher und wertschätzender heilpädagogischer Grundhaltung einen entwicklungsfördernden Rahmen bieten“. So steht es im Leitbild der Stiftung. Sie wurde 2008 in Köln gegründet.

Hubert Schulte-Schmelter ist bis heute Vorsitzender des Stiftungsvorstandes. Derzeit unterhält die Stiftung Wohngruppen in Frechen und Rösrath, außerdem Sozialpädagogische Lebensgemeinschaften – also Pflegefamilien – in Bornheim, Zündorf und Rösrath. In Troisdorf gibt es außerdem eine Erziehungsstelle, bei der eine Fachkraft im Haus lebt und sich um junge Menschen kümmert, für die eine Pflegefamilie nicht in Frage kommt, die aber in einer größeren Wohngruppe überfordert wären. (uj)