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Seit 25 Jahren bei der StadtVon der Reinigungskraft zur Leiterin des Bauhofs in Erftstadt

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist eine dunkelhaarige Frau in einem grünen Pullover.

Alice Karraß übernahm 2020 die Leitung des Bauhofs in Lechenich.

In ihren 25 Jahren bei der Stadt erlebte Alice Karraß viele Herausforderungen, aber auch besondere und kuriose Momente.

Wenn Alice Karraß ihren beruflichen Werdegang beschreiben müsste, würde sie ihn als „ungewollten Zufall“ zusammenfassen. Im Oktober 1995 trat sie ihren Dienst als Reinigungskraft bei der Stadt Erftstadt an. Mittlerweile ist sie Leiterin des städtischen Bauhofs.

Eigentlich wollte sie nie zur Stadt, sagt Karraß. Als ihr Mann aber eine Hausmeisterstelle antrat, blieb ihr nichts anderes übrig. Es sei so üblich gewesen, dass die Ehefrauen eine Reinigungsstelle und den sogenannten Schließdienst übernehmen. Was für die heutige Zeit unglaublich klingen mag, war noch vor einigen Jahren Usus. „Damals musste die Ehefrau mitziehen.“

Erftstädter Bauhofsleiterin fing als Reinigungskraft bei der Stadt an

Die Bliesheimerin ist gelernte Einzelhandelskauffrau. Vor der Ausbildung hat sie ihr Fachabitur gemacht. 2007 wurde sie Politesse, ein Jahr später Hundebeauftragte der Stadt. „Ich hatte null Ahnung“, räumt sie ein. Aber: „Man wächst mit seinen Aufgaben.“ Die damalige Ordnungsamtsleiterin, Annette Mandt, sei ihr ein guter Lehrmeister gewesen. Schließlich wechselte sie in den Außendienst des Kommunalen Ordnungsdienstes.

Als Quereinsteigerin musste Alice Karraß aber erst einmal die Verwaltungshierarchie kennenlernen. So musste sie beispielsweise aufhören, mit unterschiedlichen bunten Farben zu schreiben. Das tat sie zum Beispiel, um sich Dinge besser merken zu können. „Das ist ein absolutes No-go“, weiß die 51-Jährige nun und lacht über ihren Fauxpas. Denn Lila sei zum Beispiel dem Bürgermeister vorbehalten, Rot den Amtsleitungen et cetera.

Mit ein bisschen Kampfgeist habe ich die Stelle bekommen
Alice Karraß, Leiterin des städtischen Bauhofs

Es folgten weitere Stationen. Ab 2019 leitete sie den Reinigungsdienst. 2020 übernahm sie dann die Leitung des Bauhofs in Lechenich. Die Stelle sei frei geworden, als ein Kollege in Rente gegangen sei. „Mit ein bisschen Kampfgeist habe ich die Stelle bekommen.“ Den Kampfgeist hat sie nicht verloren. „Man braucht ein dickes Fell“, fügt sie hinzu.

Erftstadt: Bauhofsleiterin fing Schlange, Papagei und Schaf ein

Über die Jahre hat sie auch einige kuriose Momente in Erftstadt erlebt. An einem kalten Novembermorgen herrschte in Friesheim helle Aufregung, als dort eine Schlange gefunden wurde. Alice Karraß parkte „Heinrich“, wie sie die Kornnatter genannt hat, kurzerhand bei sich zu Hause in der Dusche. Ein anderes Mal versuchte sie in Lechenich, einen Papageien wieder einzufangen. „Mit Fischköcher und Eimer war das nicht sehr erfolgreich“, schmunzelt sie. Auch von entlaufenen Schafen kann sie Geschichten erzählen. „Lustiges hatten wir vieles“, resümiert sie.

Wenn Alice Karraß an Herausforderungen in den vergangenen Jahrzehnten denkt, kommt ihr ein Ereignis besonders in den Sinn. „Die Flut war für uns alle eine Herausforderung“, sagt sie. „Keiner hat mit der Masse gerechnet und damit, was auf uns zukommt.“ Zwei bis drei Tage sei sie einfach auf dem Bauhof geblieben. Spannend sei wiederum die Zeit gewesen, als der Papst 2005 im Rhein-Erft-Kreis zu Besuch gewesen sei.

Kürzlich feierte die Erftstädterin ihr silbernes Dienstjubiläum. Zwar ist ihr Dienstantritt 29 Jahre her, sie setzte allerdings einige Jahre wegen der Erziehung ihrer Kinder aus. Die Zeit wurde nicht angerechnet. Sie war außerdem viele Jahre im Personalrat aktiv.

Auch wenn ihr Werdegang Zufall war und sie nie zur Stadt wollte, sagt sie heute: „Man hat viele Möglichkeiten in einer Verwaltung.“ Der Job sei „krisensicher, und es gibt Aufstiegsmöglichkeiten.“ Fortbildungen seien kein Problem, im Gegenteil, sogar erwünscht. „Jungen Leuten kann ich die Verwaltung nur empfehlen.“