Die Erhöhung der Maut-Gebühr für Lastwagen stößt bei Spediteuren im Rhein-Erft-Kreis auf Unverständnis.
„Ein Schlag ins Gesicht“Das sagen Spediteure aus Rhein-Erft zur Maut-Erhöhung für Lkw
Die Nachricht sorgt für heiße Diskussionen – vor allem im Speditionsgewerbe. Denn die gerade erst Anfang des Jahres erhöhte Lkw-Maut soll abermals steigen. Darauf hat sich die Ampel-Koalition in Berlin geeinigt.
Die zusätzliche Erhöhung gilt vom kommenden Jahr an. Künftig geht es nicht nur um Gewicht und Achsenzahl, sondern auch um die Höhe des Schadstoffausstoßes – den CO2-Aufschlag von 200 Euro für jede ausgestoßene Tonne Kohlendioxid. Von den erhofften zusätzlichen Einnahmen sollen etwa 80 Prozent in den Ausbau des Schienennetzes fließen.
Für Lastwagen ohne Schadstoffausstoß, von denen es immer noch vergleichsweise wenige gibt, soll bis Ende 2025 nur ein Viertel der Mautgebühren fällig sein. Beim Frechener Spediteur Hasenkamp sorgen die Pläne für Empörung. „Die Erhöhung der Lkw-Maut in Deutschland ist ein Schlag ins Gesicht des Speditionsgewerbes und aller Frachtführer. Die kurzzeitig gewonnene Wertschätzung für die Frachtführer während der Corona-Krise ist dahin“, sagt Geschäftsführer Ralf Ritscher. Es sei damit zu rechnen, dass die Mehrkosten letztlich den Geldbeutel der Kunden belasteten.
Außerdem kritisiert Ritscher, dass die zusätzlichen Mauteinnahmen dem Schienenverkehr zukommen sollen: „Dies ist eine Farce, da die Sicherheit der Lkw-Fahrer auf Rastplätzen, mehr Standplätze zum Übernachten, Förderung von Führerscheinen für junge Menschen oder Quereinsteiger und Weiterentwicklungsmöglichkeiten finanziert werden müssten, um dem Mangel an Fahrpersonal entgegenzuwirken.“
Maut-Einnahmen werden nicht in die Straßen investiert
Auf dieses Problem weist auch Tim Ohrem hin, der für das Qualitätsmanagement bei Ohrem Milchtransporte zuständig ist. Das mittelständische Unternehmen mit Sitz im Erftstädter Wirtschaftspark besitzt eine Lkw-Flotte von neun Milchtransportern, die im Durchschnitt jeweils 200 Kilometer am Tag zurücklegen, um die Milch von den Erzeugern, also landwirtschaftlichen Betrieben, abzuholen. „Zwar habe ich grundsätzlich Verständnis für die Maut, doch sehe ich nur selten, dass die Einnahmen an der richtigen Stelle investiert werden, nämlich in eine funktionierende Infrastruktur rund ums Thema Straßen und Verkehr.“
Auch Ohrem weist auf den eklatanten Mangel an Lkw-Parkplätzen auf Rasthöfen hin – ein Problem, das schon seit etlichen Jahren zu beklagen sei. Die Kostenerhöhung im Transportgewerbe zahlten natürlich letztendlich die Kunden, mit denen bereits „gute Regelungen“ getroffen worden seien. Die Maut-Erhöhung habe das gesamte Gewerbe verwundert, sagt Tobias Nolden – auch wenn lange darüber gesprochen worden sei.
„An allen Ecken und Enden wird von Entlastung gesprochen, nur in unserem Gewerbe nicht“, sagte der Geschäftsführer der Spedition Nolden in Kerpen. „In Zahlen heißt das für unser Unternehmen einen Kostenanstieg nur für die Lkw-Maut von 30.000 Euro im Vergleich zum Vorjahr.“ Um gegenzusteuern, würden Leerfahrten vermieden, Treibstoff werde durch verbrauchsarmes Fahren eingespart. Doch die Einsparmöglichkeiten seien ausgeschöpft. Sinkende Gewinne seien die Folge.