AboAbonnieren

Vogel des Jahres ist seltenStarker Rückgang beim Kiebitz im Rhein-Erft-Kreis

Lesezeit 3 Minuten
Ein Vogel mit schillernden Flügeln und einem Häubchen sitzt auf einem Feld.

Der Kiebitz ist zum Vogel des Jahres gewählt worden. Im Rhein-Erft-Kreis sieht man ihn nur noch selten.

Der Vogel das Jahres macht sich rar. Im Rhein-Erft-Kreis haben in diesem Jahr nur acht Kiebitzpaare gebrütet und Küken aufgezogen.

Lange Beine, ein langer Schnabel, bunt schillernde Flügel und ein kesses Häubchen – der Kiebitz ist der Vogel des Jahres 2024. Wer ihn im Rhein-Erft-Kreis entdecken will, braucht schon etwas Glück. Denn dem Kiebitz geht es, wie vielen Bodenbrütern, nicht gut, der Bestand ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen.

Im Frühjahr kann man die Vögel manchmal bei Niederberg beobachten, wie sie, teils in größeren Gruppen, auf den Feldern nach Nahrung suchen. Ihr Zickzack-Flug ist unverkennbar. „Das sind dann aber Durchzügler, die hier nicht Brüten“, sagt Dr. Matthias Schindler von der Biologischen Station Bonn-Rhein-Erft.

Zusammenarbeit mit Landwirten

Brutpaare seien in diesem Jahr nur noch bei Elsdorf nachgewiesen worden, da aber immerhin acht Paare. Eigentlich sei der Kiebitz ein Grünlandvogel, doch seit Jahrzehnten brüte er im Kreis vor allem auf blanken Flächen, also Äckern, auf denen noch nichts gesät oder die Saat noch nicht aufgegangen sei. Meist seien das Rüben- oder Maisfelder.

Gefährlich wird es für die Vögel dann, wenn der Landwirt die Flächen einsäen will. Dann kann es passieren, dass das Gelege zerstört wird. Zwar versuchten die Paare eine zweite oder sogar dritte Brut, doch das wiederholte Eierlegen koste zu viel Energie, berichtet Matthias Schindler. Deshalb setze die Biostation auf Zusammenarbeit mit den Bauern.

„Wir holen die Erlaubnis ein, die Felder zu betreten, und markieren die Gelege“, erzählt er. Dann könnten die Sämaschinen sie umfahren. Das habe in diesem Jahr gut geklappt, es habe viele Küken gegeben. Einen „hohen Niedlichkeitsfaktor“ bestätigt der Fachmann den Vögelchen, die als Nestflüchter schnell auf den Beinen sind und wie winzige Federbällchen herumlaufen.

Allerdings ist die frühe Selbstständigkeit schon die nächste Gefahr. Die Küken suchen ihr Futter auf eigene Faust, kommen mit ihren kleinen Schnäbeln aber nicht tief in den Boden, schon gar nicht, wenn der in trockenen Sommern knochenhart ist. Und wenn sie die Kleinstinsekten im Boden nicht erreichen, verhungern die Vögelchen.

Das Leben bleibt gefährlich

Und wenn sie groß werden, bleibt ihr Leben gefährlich. Im Herbst ziehen sie Richtung Westen, um dem Frost auszuweichen. Aber sie sind standorttreu, kommen dahin zurück, wo sie gebrütet haben oder geschlüpft sind. Von tradierten Brutvorkommen spricht der Fachmann. Wenn aber das gewohnte Feld plötzlich anders bewirtschaftet wird, hat der Vogel ein Problem.

Dass die Kolonien immer kleiner würden, erhöhe zudem die Gefahr durch Fraßfeinde, erklärt Matthias Schindler. Ältere Landwirte erzählten, dass es früher viele Kiebitze im Kreis gegeben habe. Das bestätigt auch Benedikt Hillebrandt, Vogelexperte des Naturschutzbundes (Nabu) Rhein-Erft.

Mittlerweile habe man fast nur zur Zugzeit eine Chance, die Vögel zu sehen. Er sieht eine Ursache für den Rückgang vor allem bei der Landwirtschaft: „Die Fruchtfolgen werden immer schneller.“ Aber auch freilaufende Hunde auf den Feldern machten den Kiebitzen das Leben schwer.