Der goldene Wetterhahn der Niederembter Kirche St.-Martinus-Kirche wurde samt Kugel und Kreuz von der Turmspitze geholt und restauriert.
Nach zwei Jahren RestaurationGoldener Wetterhahn in Elsdorf ist kurzzeitig aus der Nähe zu bestaunen
Der Wetterhahn ist zurück. Nach einer Schönheitskur kehrte er nach zwei Jahren in der Fremde heim nach Niederembt. Aufgrund eines Schadens durch Orkan Zeynep musste er im Februar 2022 samt Kugel und Kreuz von der Turmspitze der St.-Martinus-Kirche geholt und anschließend restauriert werden.
Die Kunstschmiede Hoppen in Dattenberg bei Linz am Rhein hat das verrostete Kreuz, dem schon einige Zierbordüren fehlten, komplettiert und entrostet. Das Kreuz liegt noch in der Kunstschmiede-Werkstatt, weil es den Turmaufsatz von drei auf fünf Meter verlängert hätte. Das hätte nicht ins Seitenschiff gepasst, wo der Rest nun zur Besichtigung aufgestellt wurde. Dort kann man aus nächster Nähe die Kugel und den Hahn bestaunen, bevor er wieder auf die Spitze des Kirchturms gesetzt wird.
Löcher könnten von Schüssen stammen
Kugel und Hahn sind aus Kupfer. Der Hahn bekam zwei hauchdünne Schichten 24-karätigen Blattgolds übergezogen. Die Kugel, die zahlreiche Löcher vielleicht von Einschüssen aufwies, erhielt nach Sanierung eine Schicht künstlichen Grünspans, um der Alterung, die ohnehin zu Verwitterung geführt hätte, optisch zuvorzukommen. Die Befestigung, die mehrere Meter in den Turm hineinragt und an Sparren und am Kaiserbalken des Dachstuhls befestigt wird, wurde komplett neu gebaut. Dirk Sievers, Mitarbeiter bei Hoppen, und die Kirchenvorstandsmitglieder Stefan Schüll und Walter Kamp hievten die Einzelteile vom Transporter in die Kirche.
Am Dienstag soll alles mithilfe eines großen Krans wieder an seinen angestammten Platz gesetzt werden. „Das wird jetzt weit über 100, wenn nicht 200 Jahre halten“, sagt Sievers. Die Geschichte des Hahns ist nicht genau bekannt, wie Monika Schüll, Mitglied des Ortsausschusses des Pfarrgemeinderats, recherchiert hat.
„Auf dem ältesten bekannten Foto der Kirche, das vor 1901 entstanden ist, ist er jedenfalls schon auszumachen.“ Er wurde aus Kupfer gefertigt und war früher nach Berichten älterer Niederembter nicht vergoldet, wie Schüll herausgefunden hat.
Im Jahr 1964 jedoch waren zwei junge Männer aus dem Dorf der Meinung, dass ein vergoldeter Hahn doch viel schöner in der Sonne glänzen würde. Also stieg Franz Burbach, später als origineller Fernseh-Wettermoderator bekannt und als gelernter Restaurator auf Kirchturmspitzen spezialisiert, auf den Turm und holte den Hahn in einem waghalsigen Unternehmen herunter. Sein Freund Gerhard Fromm, der neben der Kirche wohnte, half ihm. „Erzählt wird, dass die beiden jungen Niederembter mit dem Hahn durchs Dorf gingen und Spenden für eine Vergoldung sammelten.“
Die beiden Männer hatten das Datum 20.6.1964 und ihre Namen mit Schlagbuchstaben auf den Hals des Vogels ins Metall eingeschlagen, außerdem den Namen des damals tätigen Pfarrers (Gottfried) Schmitz. Auf dem Schwanz des Hahnes war der Name „Karl Burbach“, ein Bauunternehmer aus Niederembt, eingeschlagen und darunter viele weitere Buchstaben, die wie Initialen anmuten und vielleicht zu Namen von Spendern gehören.
Ob der nun vergoldete Hahn schon 1964 wieder auf die Kirchturmspitze kam oder erst einige Jahre später, ist nicht genau überliefert. Augenzeugen erzählen, dass die vergoldete Figur zunächst mit einer Art Flaschenzug bis zur Galerie gezogen wurde. Franz-Josef Burbach stieg dann aus einer der kleinen Luken an der Spitze des Turms auf das Dach hinaus, zog den Hahn herauf und montierte ihn, ohne jegliche Eigensicherung, wieder auf seinem angestammten Platz.
Bis Dienstag, 5. März, befindet sich der Wetterhahn in der Kirche
Die Zeitkapsel, die in der Kugel eingelassen ist, wurde damals wohl nicht gefüllt. Als die Restauratoren sie vor zwei Jahren öffneten, war sie leer. Auf dem Verschluss der Kapsel war zu lesen: „Generalüberholt November 1967 Fa P Zeppenfeld Vicht b Stolberg“. Jetzt soll die Kapsel wieder gefüllt werden mit Urkunde, Spenderliste, Sonntagsgruß, Münzen und Namen, etwa von Pfarrer, Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat.
Am Samstag, 2. März, wurde der Hahn im Rahmen einer Festmesse gesegnet. Bis Dienstag, 5. März, bleibt die Turmspitze in der Kirche stehen und kann aus der Nähe besichtigt werden. Die Öffnungszeiten sind im Schaukasten der Pfarrei genannt. Dann werden Kugel, Kreuz und Wetterhahn per Großkran wieder zur Krönung des Kirchturms angebracht.