Apostel-Paulus-KircheElsdorfer Kirche steht vor Entwidmung – Glockenkasten abgebaut
Elsdorf-Heppendorf – Vor mehr als einem Monat läuteten „Cantate“ und „Jubilate“ zum letzten Mal. Danach wurden die beiden Glocken der evangelischen Apostel-Paulus-Kirche abgehängt und im Altarraum aufgestellt. Jetzt wurde der Glockenkasten vor dem Gotteshaus abgebaut.
Langsam hob der von Udo Clemens gesteuerte Mobilkran des Quadrather Unternehmens Wolfgang Wasel den Kasten an. Zuvor hatte das Team um den Elsdorfer Zimmermann Berthold Krause das hölzerne Glockenhaus in doppelte Schaukelschlaufen aus armdicken Seilen gehängt und danach die Verbindung des Kastens mit den Tragpfeilern gekappt. Ruhig schwebte das rund drei Tonnen schwere Teil durch die Luft auf die Kirchwiese, wo es zunächst stehen bleiben soll.
Konstruktion war marode
Ursache für die Aktion waren zwei Gutachten, die unabhängig voneinander zu dem Schluss kamen, dass die gesamte Konstruktion aus Fichten- und Tannenholz bedenklich gefault und die Standfestigkeit gefährdet ist, wie Kirchbaumeister Hartwig Steege, im Hauptberuf Bauingenieur, erläuterte.
Die Demontage des Turms und der Pergola vor dem Eingang kann aber auch als Symbol für den Niedergang der Kirchengemeinde gelten. Der Plan des Sindorfer Presbyteriums, zu dem die Paulusgemeinde gehört, ist die Entwidmung des vor 40 Jahren samt Turm errichteten Gebäudes. „In der vergangenen Woche ist nicht ein einziger Kirchenbesucher zum Sonntagsgottesdienst erschienen“, sagte Steege, der auch als Prädikant tätig ist. Pfarrer Frank Drensler hat die Gemeinde im vergangenen Monat in Richtung Xanten verlassen.
Kaum noch Gottesdienstbesucher
Schon seit rund vier Jahren gibt es – auch von Drensler betriebene – Bestrebungen, den Kirchstandort aufzugeben. Die Heppendorfer um den damaligen Presbyter Thomas Pahr hatten mit diversen Aktionen offenbar vergeblich versucht, das Gemeindeleben wieder farbiger und attraktiver zu gestalten. Zuletzt gab es nur noch einmal im Monat eine Sonntagsmesse. „Da kamen meist nur ein Dutzend Besucher“, sagte Pahr bedauernd. Sämtliche Gruppierungen, wie etwa der Männerkreis, haben die Gemeinderäume inzwischen verlassen oder sich aufgelöst.
„Für April ist die Entwidmung geplant. Lediglich Formalien mit der Landeskirche stehen noch aus“, berichtete Steege. Dennoch sollen im Advent und in der Fastenzeit Andachten angeboten werden. „Und auch an Weihnachten wird es einen Gottesdienst in der Pauluskirche geben“, versicherte der pfarrliche Kirchbaumeister. Zu Sonntagsmessen soll der Kirchen-Kleinbus die Heppendorfer Protestanten nach Sindorf befördern.
Kirche könnte Versammlungsraum werden
Die Glocken samt Glockenhaus könnten ebenso verkauft werden wie die Orgel. Das Gebäude soll erhalten bleiben, sagte Steege. Mittelfristig sei geplant, das 4000 Quadratmeter große Grundstück an der Johann-Josef-Wolf-Straße mit „seniorengerechten, erschwinglichen Wohnungen“ zu bebauen. Dazu müsse jedoch zunächst der städtische Bebauungsplan geändert werden.
„Die jetzige Kirche könnte als Versammlungsraum und für gelegentliche Veranstaltungen genutzt werden.“ Zurzeit arbeitet das Presbyterium an mehreren Konzepten zur Folgenutzung. „Aber das ist noch nicht spruchreif“, sagte Steege. Jedenfalls soll eine „diakonische Nutzung“ angestrebt werden. Die ist in einem Stiftungsvertrag festgeschrieben, der vor der Erbauung geschlossen wurde.
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Im Dezember, so teilte Steege mit, soll die Sindorfer Pfarrstelle zur Neubesetzung durch eine Pfarrerin oder einen Pfarrer ausgeschrieben werden. „Cantate“ und Jubilate“ werden dennoch in Heppendorf nicht mehr erklingen. Das letzte Geläut vom 5. September hat Steege zur Erinnerung aufgenommen.