Corona-GeschichteWie ein Hefekuchen bei einer Elsdorfer Familie für Spannung sorgte
Elsdorf – Mein Mann hatte Geburtstag. Traditionell feiern wir ihn in unserem jährlichen Frankreich-Urlaub mal mit, mal ohne Familie, aber immer gemeinsam mit den Vermietern unseres Ferienhauses, Bernd und Jane. Getrennt durch 800 Kilometer und geschlossene Grenzen war in diesem Jahr alles anders.
Pünktlich zu seinem Ehrentag flog durch das World-Wide-Web ein zauberhaftes Video mit ganz coronakonform dargebotenen Geburtstagsgrüßen ins Haus. Die Freude war riesengroß. 14 Tage später hat Bernd Geburtstag. Traditionell hätten wir auch diesen Geburtstag zusammen in Frankreich gefeiert. Genauso traditionell hätte mein Mann – ich gestehe, er kann es besser als ich – einen Hefekuchen gebacken, als Geschenk zum Einfrieren; auf dass die Zeit bis zum nächsten Geburtstag nicht allzu lang würde.
Ein Hefekuchen aus Elsdorf als Geburtstagsgeschenk
Dieser deutscheste alle Kuchen ist für unseren Freund ein Gruß aus der Kindheit, eine Erinnerung an die Großeltern auf dem Land und eine Reminiszenz an viele unbeschwerte Sommer. Es tat uns unendlich leid, dass er in diesem Jahr auf diesen Kuchen verzichten sollte. Die Geschenkidee war geboren.
Bei der Deutschen Post wurde uns versichert, ein Päckchen nach Frankreich brauche drei, maximal vier Tage. Die Idee erschien uns umsetzbar, wir machten uns ans Werk.
Unser Freund und Nachbar, auch er hatte schon mitgefeiert, pflückte seine prallsten, schönsten und rotesten Kirschen für den Kuchen. Mir kam die weniger prachtvolle Aufgabe des Entsteinens zu. Mein Mann walkte den Teig. Wenige Stunden später stand ein großes Blech mit frisch gebackenem, verführerisch duftendem Hefekuchen in unserer Küche.
Geschenk aus Elsdorf geht auf lange Reise nach Frankreich
Damit der Kuchen sicher verwahrt und nicht etwa von der Last anderer Päckchen zerdrückt und zerquetscht an seinem Bestimmungsort ankäme, erwarben wir eine kleine, aber stabile Holzkiste. Damit er vor schädlichen Einflüssen anderer Art bewahrt würde, schweißten wir den Kuchen zudem mit einer extra starken, reißfesten Folie ein. Wir legten noch die von Freunden und Familie liebevoll gestalteten Geburtstagsgrüße dazu und übergaben, nicht ohne vorher einen saftigen Obolus entrichtet zu haben, das Ganze der Deutschen Post. Dann warteten wir. Die Zeit verging. Wir warteten weiter.
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Drei Wochen nachdem das Päckchen seine Reise angetreten hatte, erreichte uns die folgende E-Mail:
„Endlich, heute habe ich das lang ersehnte Paket von euch erhalten. Leider hat der Kuchen den Transport per Post bei sommerlichen Temperaturen, ich möchte mal vorsichtig sagen, nur in veränderter Form überstanden.
Der Kuchen hat sich sehr bemüht, durch kräftiges Aufblähen dem super verschweißten Folienbehälter zu entkommen. Dabei hat er den Holzdeckel der Box abgesprengt. Die Post hat ihr Bestes gegeben, den Gasen des Gärungsprozesses mit stabilem Klebeband Einhalt zu gebieten, vergebens.
Jane und ich haben das Päckchen mit Spannung und Vorsicht geöffnet, waren traurig und erfreut zugleich, bis wir beide unser Lachen über die Form nicht mehr unterdrücken konnten.
Ich habe in meinem ganzen Leben noch kein Postpaket als Geschenk bekommen, das es mit eurem Paket aufnehmen konnte. – Danke!“
Haben auch Sie eine Corona-Geschichte erlebt? Möchten Sie uns erzählen, was Sie erlebt haben oder noch erleben, sei es Ernstes oder Lustiges? Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen – wir freuen uns drauf. Sie können uns per Post oder per E-Mail erreichen: Kölner Stadt-Anzeiger/Rhein-Erft Rundschau, 50321 Brühl, Uhlstraße 19-23.