Muse von HA SchultVor 51 Jahren hat sie in der deutschen Fassung von Hair gespielt
- 1968 hatte Elke Koska die Chance auf ein Engagement am Broadway. Doch sie lehnte ab.
- Über die Zeit auf der Bühne sagt sie: „Die anderen waren alle Hippies, ich war Schauspielerin.“
- Und sie verrät, warum es falsch ist, dass „Hair“ in der Kölner Philharmonie aufgeführt wird.
Hürth-Fischenich – Es hätte die ganz große Karriere werden können. Elke Koska hatte 1968 die Chance, von der fast jede junge Schauspielerin träumen dürfte: ein Angebot für ein Engagement am Broadway. Doch Amerika wartete vergeblich auf die junge Frau. Sie entschied sich für die Liebe. „Ich bin glücklich“, sagt Koska 51 Jahre später.
Sie lebt in Hürth-Fischenich, umgeben von einer riesigen Sammlung skurriler Teekannen, Kunstwerken, schrägen Deko-Stücken und zwei steinalten Hunden. Den Auftritt in der deutschen Version des Kultmusicals Hair nennt sie heute „eine nette Episode“.
Im Publikum saß damals HA Schult
21 Jahre war sie alt und Schauspielschülerin, als sie sich beim ersten Casting, das es in Deutschland gab, um eine Rolle in „Haare“ bewarb. Ab Oktober 1968 stand sie als Jeanie auf der Bühne des Theaters an der Brinnerstraße in München. „Luft“ hieß das Lied, das sie sang – ausgerechnet ein Song über die Umwelt, das einzige im Musical. „Ich war damals nicht ökologisch interessiert“, sagt Elke Koska. „Aber dann war es genau das Thema, das mein Leben bestimmt hat.“
Das Musical Hair
Das Musical Hair gilt bis heute als eines der erfolgreichsten Musicals. Im April 1968 wurde es am Broadway uraufgeführt, später von Milos Forman verfilmt.
Die Hippie-Bewegung, der die Texter Gerome Ragni und James Rado und der Komponist Galt MacDermot mit Hair ein Denkmal gesetzt haben, war eine Reaktion auf den Vietnam-Krieg, aber auch ein Protest gegen das Establishment. Statt Krieg und Gewalt forderten die „Blumenkinder“ freie Liebe.
Im Publikum saß der Mann, für den sie später das Broadway-Angebot ausschlagen sollte: HA Schult, der Künstler, als dessen Muse Koska bekanntgeworden ist.
Damals fuhr er Taxi, um über die Runden zu kommen. Er brachte die junge Schauspielerin zum Auftritt, und weil er sie ja ohnehin wieder abholen wollte, blieb er gleich da.
„Die anderen waren alle Hippies, ich war Schauspielerin.“
„Er hat 100 Vorstellungen angeschaut“, erinnert Elke Koska sich. In der bunten Truppe, die Abend für Abend auf der Bühne stand, sei sie aus dem Rahmen gefallen. „Die anderen waren alle Hippies, ich war Schauspielerin.“ Sie habe weder geraucht noch getrunken oder gekifft. Nur für ihre Rolle habe sie an einer Zigarette gezogen.
Dass Jeanie schwanger war – Koska trug ein Kissen unterm Kleid – habe ihr immerhin erspart, sich am Ende des Stücks mit der ganzen Truppe nackt auszuziehen. „Ich ziehe mich eher an“, sagt Koska. „Nacktheit gibt sehr viel preis.“ Sie erinnert sich genau an die Szene im Stück, in der sie aus einem Tunnel emporkam und sang. Und an das Mädchen, das hinter ihr ging: Donna Summer, damals 16 Jahre alt, später ein Weltstar.
So wurde Donna Summer für den Broadway entdeckt
Koska erzählt die Geschichte, wie Donna Summer für den Broadway entdeckt wurde: Sie war bei einer Freundin in New York zu Besuch, stand unter der Dusche und sang. Das hörte der Regisseur Bertrand Castelli, der ebenfalls zu Besuch war, und engagierte sie sofort. Bis Summers Karriere allerdings richtig durchstartete, dauerte es Jahrzehnte.
Die deutschen Lieder aus „Haare“ sind auf einer Schallplatte verewigt. „Ein Produzent aus der Schweiz hat uns unsere Rechte für 40 Mark abgekauft.“ Protest sei zwecklos gewesen. Er habe gesagt, vor der Tür stünden 40 andere Leute, die das Lied gern singen würden. „Ich fürchte, so ist das System bis heute, Kulturschaffende werden ausgenutzt“, sagt Koska.
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Die „Haare“-Truppe habe auf und hinter Bühne ein Hippieleben geführt. „Ich habe mich wohlgefühlt. Alle waren bunt“, sagt die Frau, deren schillernde Auftritte in farbenfrohen Gewändern nicht nur Image sind, sondern Überzeugung. „Ich habe schon als kleines Kind beschlossen, anders zu sein und alles in Frage zu stellen.“ Deshalb sei es auch kein Problem gewesen, dass sie bei „Haare“ allein unter Hippies war: „Ich war immer ein Außenseiter.“
Elke Koska und ihre Farbenfreude
Sie habe jeden Tag um sich gekämpft, erinnert sich die Frau, deren Markenzeichen ihre schrille Erscheinung ist: bunte Gewänder – selbst genäht –, immer zwei unterschiedliche Schuhe, entweder Blumen in der roten Mähne oder einen verrückten Hut auf dem Kopf. Und so viel Farbe im Gesicht, dass das Gegenüber eine Weile braucht, um hinter Glitzer und Glimmer die hellwachen, freundlichen Augen zu entdecken. „Beige ist keine Entscheidung“, begründet sie ihre Farbenfreude. „Die Leute kleiden sich nicht nur beige, sie denken beige und sprechen beige.“
Ihr sei es egal, was irgendwer denke: „Ich kämpfe nie um Zuneigung. Ich will keine Likes.“ Und ist damit vielleicht doch ein Stück Hippie.
Wie visionär „Hair“ war, das habe sie erst 20 Jahre später begriffen, sagt Elke Koska heute. Davon, dass das Stück jetzt in der Kölner Philharmonie aufgeführt wird, hält sie nichts: „Das ist der falsche Ort.“ Den Zeitgeist könne man ohnehin nicht transportieren. „Damals war es ein Stück Lebensgefühl, heute ist es ein Museumsstück.“