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Eiserne Hochzeit„Eine ganz normale Familie“

Lesezeit 3 Minuten

Im unbeheizten Bonner Hörsaal lernten sich Eleonore und Carl August von Joest im Wintersemester 1946/47 kennen.

Wesseling – Das Fest der Eisernen Hochzeit konnten nach 65 Ehejahren am Wochenende Eleonore (86) und Carl August „Charles“ von Joest (91) feiern. Kennengelernt hatte die in Potsdam geborene junge Studentin den vom Gut Eichholz in Keldenich stammenden Kommilitonen beim gemeinsamen Studium der Landwirtschaft an der Bonner Universität.

„Im Wintersemester 1946/47 saßen wir im ungeheizten Hörsaal, behielten Mäntel und Handschuhe an, so kalt war es“, erinnert sich der Ehemann. Man fand schnell zueinander und lernte den Stoff gemeinsam. „Sie hat mich quasi durch das Examen gepaukt“, erinnert sich Carl August von Joest. Und am 2. September 1947, seinem 26. Geburtstag, wurde geheiratet.

Gut um Schloss Eichholz gemeinsam bewirtschaftet

Zu Beginn der Ehe wohnte das junge Paar gegenüber dem Gut im von der Familie 1888 erworbenen Haus Eichholz. „Aber nur ganz oben unter dem Dach“, erinnert sich das Paar. In das Schloss waren nämlich die Cellitinnen vom Augustinerorden in Köln vorübergehend einquartiert worden, weil deren Kloster in der Domstadt 1944 durch Bomben worden war. Schon bald aber zog man hinüber auf das Gut, denn der Vater von Carl August wollte, dass er den Betrieb übernimmt.

„Leider mussten wir da unser weiteres Studium abbrechen, meine Doktorarbeit und das Diplom meiner Frau sausen lassen“, so das Fazit des Diplom-Landwirts. Das Paar verwaltete in den Folgejahren das Gut, das durch die Bodenreform von ehemals 261 Hektar auf rund 100 Hektar geschrumpft war. Nachdem die Cellitinnen Mitte der 50er Jahre wieder eine eigene Heimstatt in Köln beziehen konnten, zog auch die Familie aus dem alten Familiensitz in ein benachbartes Landhaus um. Das „Haus Eichholz“ wurde zum „Schloss Eichholz“ und Sitz einer CDU-Bildungseinrichtung.

Fünf Kinder, drei Söhne und zwei Töchter, bekam das Ehepaar im Laufe der Jahre, hinzu kamen später ein Dutzend Enkel, allesamt männlichen Geschlechts. 1964 erwarb Carl August von Joest die französische Staatsbürgerschaft, nannte sich nun „Charles“ statt Carl. Damit hatte er bessere Chancen in der französischen Bürokratie, denn in Lothringen hatte er zwischenzeitlich einen großen forstwirtschaftlichen Besitz erworben, den es zu bewirtschaften galt.

„Wir sind eine ganz normale glückliche Familie mit gut geratenen Kindern“, so das Fazit des Paares nach 65 Ehejahren. Früher sind beide viel gereist, Ehefrau Eleonore liebte das Reiten, hat sich jetzt in Frankreich aber auf eine kleine Pferdezucht beschränkt. Der Ehemann genießt es, die Natur bei seinen Spaziergängen durch den eigenen Forst in Lothringen zu erleben. „Das ist mein Hobby.“

Ihre Eisernen Hochzeit gefeiert haben von Joests, die bis heute auf Gut Eichholz leben, am Sonntag mit einem kleinen Freundeskreis in Bonn gefeiert. Dass Carl August von Joest an dem Tag auch Geburtstag hatte, sei für ihn von untergeordneter Bedeutung, betont er.