„Ein paar Tage nicht an Corona denken“Viele Camper nutzten das lange Wochenende
Rhein-Erft-Kreis – „Ich will einfach einmal ein paar Tage nicht an Corona und an die nervigen Inzidenzen denken“, sagte Bianca Over. Ihr Ehemann Franz hatte sie schon am Freitagnachmittag mit dem fertiggepackten Wohnwagen von der Arbeit abgeholt. Um bloß keine Sekunde des wertvollen, langen Pfingstwochenendes zu vergeuden, ging es von dort direkt zu ihrem Stammcampingplatz in die Eifel.
„Oh, wie ich mich auf das Nichtstun, die Gespräche auf Abstand mit Gleichgesinnten und die Ruhe und Zeitlosigkeit auf dem Campingplatz freue“, schwärmte sie. Corona sei nämlich im Alltag ziemlich anstrengend. Das Gefühl der totalen Entspannung beim Campen wissen auch Konrad und Rosemarie Schwarz zu schätzen. Als Dauercamper am Liblarer See konnten sie sogar während des Shutdowns in ihr Domizil am See flüchten. „Der Tapetenwechsel am See für ein paar Tage tut einfach gut“, sagte Rosemarie Schwarz. Gerne erinnern sie und ihr Mann sich bis heute an die Zeit, als sie vor mehr als 55 Jahren die ersten Male Campingurlaub machten, damals noch mit einem alten gebrauchten Wohnwagen. Vor fast 40 Jahren besorgten sie sich am Liblarer See einen festen Stellplatz. „Hier kann ich total abschalten“, sagte Konrad Schwarz.
Nicht einmal der ruppige Wind, der hartnäckig am Vorzelt seiner „Residenz“ rüttelte, schien ihn und seine Frau zu stören. Im Gegenteil. Fast genüsslich lehnten sie sich in ihren Campingstühlen zurück und ließen ihre Blicke über den See schweifen.
Dick eingemummelt saß auf einer Bank mit Seeblick ein Urlauber und schien geschützt unter einem bunten Regenschirm auf ein bisschen wärmeres Wetter zu warten. Ansonsten war es still auf dem See und in der Campinganlage. Nur wenige Dauercamper waren dort. Für Spontanreisende war der Campingplatz über die Pfingsttage noch geschlossen.
Wenige Kilometer weiter am Heider Bergsee wischte Conny Sewell am Mittag die Gartenmöbel trocken. Dort machte sie es sich mit ihrem Ehemann Josef bequem, bevor der nächste Schauer sie wieder ins Vorzelt vertrieb. Längst ist der Wohnwagen mit Vorzelt und Gärtchen für sie so etwas wie die zweite Heimat geworden. „Als unser Sohn sechs Jahre alt war, waren wir hier zum ersten Mal zelten“, so die 64-Jährige. Damals sei die ganze Familie so begeistert gewesen, dass sie sich schon bald nach einem festen Stellplatz umgesehen haben. „Inzwischen sind wir beide im Ruhestand und leben hier rund sechs Monate im Jahr“, erzählte Conny Sewell. So viel Campingerfahrungen haben Maja Assenmacher (22) und Robin Kühne (28) aus Bergisch Gladbach noch nicht. Doch riesengroß war auch ihre Vorfreude auf ein entspannendes langes Wochenende, als sie mit dem von den Eltern ausgeliehenen Wohnmobil am Samstagvormittag ihre erste Pause an der A 553 am Rastplatz Am alten Hau bei Brühl einlegten. „Es ist unser erster Urlaub in diesem Jahr“, erzählte Maja Assenmacher und ihr Freund ergänzte: „Maja hat ihn mir zum Geburtstag geschenkt.“ Ein bisschen sei die Reise zum Nationalpark Eifel auch eine Flucht aus dem Alltag, um Corona vorübergehend zu vergessen und ein bisschen das Gefühl der Freiheit zurückzubekommen.
Zu einem Ausflug war Jürgen Esser mit seinem Fahrrad aufgebrochen: Nach einer Tour durchs Linksrheinische ließ er sich von Schiffsführer Lothar Gnädig auf dem Rheinschwan von Wesseling aus zurück nach Niederkassel bringen.
Armin und Iris Heilmann aus Köln machten eine Pfingsttour mit dem Wohnwagen. „Er ist neu, und übers Pfingstwochenende wird er eingeweiht“, berichtete Armin Heilmann bei einer Kaffeepause am Autobahnrastplatz Ville an der A1. Ihr Ziel sei ein Campingplatz in Echternacherbrück an der Sauer. Die meisten Campingplätze seien dort ausgebucht gewesen. „Ich habe 20 Versuche gestartet“, erzählte Iris Heilmann.
Das könnte Sie auch interessieren:
Groß ist auch die Nachfrage bei Andreas Schirmer, dem Geschäftsführer des Campingplatzes am Heider Bergsee. „Ab Dienstag dürfen wir wieder richtig aufmachen“, sagte er. Über Fronleichnam sei schon jetzt alles komplett belegt.