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Bushersteller insolventVerkehrswende bei der REVG ausgebremst – neue Ausschreibung

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem Foto ist ein mit Wasserstoff angetriebener Bus des belgischen Hersteller Van Hool zu sehen.

So sah der Van-Hool-Wasserstoffbus für die REVG als Prototyp aus.

Mit 26 Bussen mit Brennstoffzellen wollte sich das Verkehrsunternehmen neu erfinden. Nun musste der Auftrag erneut ausgeschrieben werden.

Die Verkehrswende muss warten – zumindest bei der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG). Ursprünglich sollten die ersten zehn von 26 bestellten, mit Wasserstoff angetriebenen Linienbusse bereits auf ausgewählten Strecken verkehren; aber im März hat die Geschäftsleitung in Kerpen die Reißleine ziehen müssen.

Van Hool liefert keine weiteren 16 Busse – Insolvenz als Grund

Nachdem der renommierte belgische Hersteller Van Hool der REVG zu Jahresbeginn mitgeteilt hatte, dass er die weiteren 16 Fahrzeuge mit Brennstoffzelle nicht liefern könne und sich im weiteren Verlauf in der Branche die Hinweise auf eine finanzielle Schieflage verdichteten, folgte Anfang März schließlich die Insolvenz des Unternehmens.

Das hatte sich wenige Wochen zuvor bei einem Besuch der REVG-Spitze in Belgien bereits abgezeichnet: Bei einer weiteren Besichtigung in Belgien waren zwar alle zehn Busse als Gerippe vorhanden, aber nicht in einem auslieferungsfähigen Zustand. Viele Mitarbeiter von van Hool waren zu diesem Zeitpunkt bereits gekündigt.

REVG-Geschäftsführer Walter Reinarz teilte auf Anfrage mit, er habe über eine Anwaltskanzlei in Antwerpen schnellstmöglich mit dem Insolvenzverwalter Kontakt aufgenommen. Nachdem nicht zu erkennen gewesen sei, dass die REVG einen ausreichenden Ersatzteilservice und Werkstattservice durch Van Hool in Zukunft haben werde und eine weitere Gewährleistungsbürgschaft nicht zu erwarten war, „sind wir aus dem Vertrag im Einvernehmen mit dem Insolvenzverwalter ausgestiegen. Wir haben keinerlei Zahlungen geleistet“.

REVG musste Brennstoffzellen-Busse erneut europaweit ausschreiben

Das Verkehrsunternehmen hat 16 Brennstoffzellen-Busse erneut europaweit ausschreiben müssen. Den Zuschlag hierfür erhielt Solaris. Die Ausschreibung für die zehn weiteren Busse ist ebenfalls auf den Weg gebracht. Reinarz geht davon aus, dass die REVG noch im Mai 2024 den Zuschlag erteilen kann und innerhalb der Bindungsfrist für die Zuwendungen alle 26 Busse erhalten wird.

„Trotz der nun verspäteten Inbetriebnahme der Brennstoffzellenbusse sind wir froh, dass wir keine Van-Hool-Busse im Einsatz haben, wie dies bei Unternehmen in der Region der Fall ist“, versichert Reinarz. Mit der Insolvenz von Van Hool müsse die Frage der Ersatzteilversorgung und der Werkstattleistungen für Wartung und Instandhaltung in der Zukunft kritisch betrachtet werden. Die Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) setzt als operativer Partner der Stadt und Stadtwerke Hürth 16 mit Wasserstoff angetriebene Busse ein. Auch in Brühl und in Wesseling verkehren solche schadstoffarmen Busse der RVK – vom Hersteller Van Hool.

Mit der Insolvenz von van Hool müsse die Frage der Ersatzteilversorgung und der Werkstattleistungen in der Zukunft kritisch betrachtet werden. Die Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) setzt als operativer Partner der Stadt und Stadtwerke Hürth 16 mit Wasserstoff angetriebene Busse ein. Auch in Brühl und in Wesseling verkehren solche schadstoffarmen Busse der RVK – vom Hersteller Van Hool.

SPD-Verkehrsexperte Timm spricht von einem „herben Rückschlag“

Bis 2030 will und muss die REVG – wie andere Verkehrsunternehmen auch – Diesel betriebene Busse komplett aus ihrem Fuhrpark verbannen. Der umfasst 109 eigene Fahrzeuge, hinzu kommen 160 Busse von Subunternehmern. Die Mindestvorgaben der Clean Vehicle Directive für die Beschaffung von emissionsarmen beziehungsweise -freien Fahrzeugen liegen bis Ende 2030 bei 65 Prozent der Neufahrzeuge. Ziel der REVG ist es nach Angaben einer Unternehmenssprecherin, die komplette Umstellung des Fuhrparks auf alternative Antriebe bis Ende 2030 zu realisieren.

Das Foto zeigt REVG-Geschäftsführer Walter Reinarz.

Walter Reinarz ist Geschäftsführer der REVG.

Vor diesem Hintergrund spricht der SPD-Verkehrsexperte Dierk Timm angesichts des geplatzten Deals mit Van Hool „von einem herben Rückschlag“. Wenn es nach seiner Fraktion gegangen wäre, hätte die Entscheidung für schadstoffarme Linienbusse ohnehin viel früher getroffen werden können. Seine Partei fordere schon seit vielen Jahren CO2-neutralen Busverkehr im Rhein-Erft-Kreis. „Wäre man in das Thema frühzeitig eingestiegen, würden heute schon Wasserstoffbusse fahren“, sagte der Pulheimer auf Anfrage. Jetzt gelte es, kurzfristig einen andern Lieferanten für Wasserstoffbusse zu finden und das inzwischen gemeinsame Ziel im Rhein-Erft-Kreis schnell umzusetzen.

Im März hatte Van Hool bekanntgegeben, dass ein familiärer Erbschaftsstreit zwischen den Aktionären und der Familie Van Hool weiterhin ungelöst sei, was sofortige Bemühungen nach einer alternativen Prüfung von Szenarien auslöste. Daraufhin wurden die Gespräche mit potenziellen Erwerbern intensiviert, um die Möglichkeit eines zügigen Neustarts auszuloten.

Wie der Branchendienst trans.info.de berichtete, hätten sich die VDL Groep – dem niederländischen Konkurrenten für Reisebusse und GRW, ein Partnerunternehmen von Schmitz Cargobull – als die geeignetsten Kandidaten für die Übernahme von Van Hool erwiesen. Interesse, die Linienbus-Sparte fortzuführen, besteht offenkundig nicht.