Prüfstationen in Brühl und Wesseling beobachten: Je älter ein Fahrzeug ist, desto weniger wird es gepflegt. Der ADAC bestätigt das.
Trotz positivem TrendTÜV stellt in Rhein-Erft schwere Mängel an jedem fünften Pkw fest
Der TÜV Nord hat seine Jahresstatistik für die Prüfstationen in Brühl und Wesseling vorgelegt. Demnach sind an beiden Standorten bei den Hauptuntersuchungen (HU) deutlich weniger Fahrzeuge mit Mängeln aufgefallen.
So bestanden in Brühl 63,3 Prozent aller Pkw ganz ohne Mängel die Abnahme, das waren gut 18 Prozent mehr als im Jahr 2023. Geringe Mängel fanden die Prüfer bei 16,6 Prozent der Autos. Dabei sind die Fahrzeuge im Durchschnitt 12,9 Jahre alt, bei einem Kilometerstand von 127.000.
Fast jedes fünfte Auto fuhr beim TÜV mit schwerwiegenden Mängeln vor
Ebenfalls positiv, wenn auch etwas geringer fiel die Quote in Wesseling aus. Hier waren 54,3 Prozent der Pkw ohne Beanstandung, gut sieben Prozent mehr als noch 2022/2023. Geringe Mängel wiesen 26,6 Prozent der geprüften Fahrzeuge auf, bei einem Durchschnittsalter von 12,1 Jahren und 145.000 gefahrenen Kilometern.
Als positiv bewertet der TÜV Nord auch, dass weder in Brühl noch in Wesseling Fahrzeuge in einem so schlechten Zustand waren, dass die Prüfer sie direkt stilllegen mussten. Allerdings fuhr fast jedes fünfte Auto mit so schwerwiegenden Mängeln vor, dass der Halter es erst reparieren lassen musste, ehe es die neue Plakette bekam.
Grundsätzlich kann gesagt werden: Je älter die Fahrzeuge bei ihrem TÜV-Termin sind, desto höher ist die Zahl derjenigen, die im ersten Anlauf durchfallen. So finden sich laut Statistik bei der ersten HU im Alter von drei Jahren an 6,2 Prozent der Autos erhebliche Mängel, im Alter von fünf Jahren sind es bereits 9,1 Prozent.
Die Zahlen sind das Ergebnis der statistischen Aufarbeitung aller Hauptuntersuchungen, die an den TÜV-Nord-Stationen und in den Partnerwerkstätten von Juni 2023 bis Juni 2024 durchgeführt worden sind.
Der Honda Jazz ist laut TÜV das Auto mit den geringsten Mängeln
Der ADAC Nordrhein führt die rückläufige Mängelquote darauf zurück, dass moderne Fahrzeuge tendenziell technisch immer zuverlässiger und sind damit weniger auffällig bei der HU seien. Zudem zeigten viele neuere Autos – die inzwischen auch gar nicht mehr so neu sein müssen –HU-relevante Fehler im Fahrzeugdisplay an.
Ein Beispiel ist ein defektes Bremslicht: Wird dies im Display angezeigt, wird der Autofahrer das Licht im Normalfall vor der HU reparieren. Ohne Displayanzeige merkten viele Autofahrer einen solchen Mangel oft erst spät oder bei der Hauptuntersuchung
Als das Auto mit den geringsten Mängeln aller Altersklassen im bundesweiten TÜV-Report wird der Honda Jazz gelistet. Auf den weiteren Plätzen folgt zweimal der Volkswagen-Konzern mit dem VW Golf Sportsvan und dem Q2 der Konzerntochter Audi. Schlusslicht ist das Model 3 von Tesla. Generell landen jedoch auch viele E-Autos in der Gesamtbewertung in den Top 50: darunter unter anderem der e-Golf von VW, der Hyundai Kona Elektro, der Mini Cooper SE sowie der ID.3.
Noch ein Hinweis des TÜV: Wer zurzeit noch mit einer grünen Plakette unterwegs ist, sollte sich bald einen Termin zur Hauptuntersuchung geben lassen. Denn mit dem bevorstehenden Jahreswechsel ändert sich die Farbe der Plakette von Grün auf Orange. So ist zum Beispiel für die Polizei direkt farblich erkennbar, wenn der HU-Termin überzogen wurde. Dann ist nach mehr als zwei Monaten ein Verwarnungsgeld fällig und ab dem achten Monat kommt sogar noch ein Punkt in Flensburg hinzu.
Aus Sicht des ADAC macht es Sinn, die HU-Intervalle in der bisherigen Form beizubehalten: bei Neufahrzeugen drei, danach zwei Jahre). Nach Kauf eines Neufahrzeugs werde zunächst viel in dessen Wartung und Pflege investiert, um die Herstellergarantie aufrechtzuerhalten. Nach dem Garantiezeitraum ließen die Motivation und Investition in Wartung und Pflege jedoch nach, sagte ein Sprecher auf Anfrage dieser Redaktion. Da, wo Fahrzeuge nicht jedes Jahr zur Inspektion gebracht werden, sei es deshalb gut, wenn diese Autos zumindest alle zwei Jahre im Rahmen der Hauptuntersuchung überprüft werden.
Die Hauptuntersuchung ist seit dem 1. Dezember 1951 in Deutschland für Kraftfahrzeuge vorgeschrieben. Mit ihr soll sichergestellt werden, dass kein verkehrsuntaugliches oder nicht vorschriftsgemäßes Fahrzeug am Straßenverkehr teilnimmt.