Die Steine in Brühl wurden mit blutroter Farbe verschmutzt, in Bedburg erfolgte Ersatz für entwendete Steine.
GedenkenStolpersteine in Brühl beschmiert, in Bedburg wieder ersetzt

In Brühl wurden erneut Stolpersteine beschmiert.
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Zum wiederholten Male sind am vergangenen Wochenende in Brühl Stolpersteine beschmiert worden. Das teilte Susanne Bourier von der Initiative „Gemeinsam für Brühl“ mit. Gleich zwei der in das Straßenpflaster eingelassenen kleinen Gedenktafeln seien mit blutroter Farbe verunstaltet worden.
Die Stolpersteine vom Künstler Gunter Demnig halten die Erinnerung an das Zuhause von jüdischen Bürgern wach, die in der Zeit des Nationalsozialismus deportiert und ermordet wurden. In Brühl gab es jahrhundertelang jüdisches Leben. Eines der letzten Zeugnisse, der von den Nazis bis 1944 ausgelöschten Gemeinde ist der jüdische Friedhof an der Kölnstraße, auf dem die letzten regulären Bestattungen 1940 erfolgten.
Brühl: Ehrenamtler haben die beschmierten Steine bereits gereinigt
Die Stolpersteine wurden vor den Wohn- und Geschäftshäusern der ermordeten Juden verlegt. Zwei davon wurden nun offenbar gezielt verunstaltet. „Der eine befindet sich vor der Uhlstraße 61, der andere vor der Uhlstraße 54“, erklärte Bourier.
Mitglieder der Initiative „Gemeinsam für Brühl“ hätten die Stolpersteine dann gesäubert. „Wir finden es beschämend, dass es in unserer liebenswerten Stadt immer wieder zur Schändung der Erinnerung an Brühler und Brühlerinnen kommt, die im Nationalsozialismus gedemütigt, deportiert und ermordet wurden“, stellt Bourier klar. Man werde nicht nachlassen, auf derartige Taten hinzuweisen.
Neu sind derartige Vorkommnisse nicht. Schon 2023 waren über mehrere Monate hinweg in der Schlossstadt Stolpersteine beschädigt worden. Einer war zunächst mit dem rechtsextremen Zahlencode „88“ („Heil Hitler“) beschmiert und später mit schwarzer Lackfarbe übersprüht und damit unleserlich gemacht worden. Auch rote Farbe – wie beim jüngsten Fall – wurde bereits verwendet. Das galt für drei Stolpersteine in der Kölnstraße. Damals wurde vermutet, es handele sich um echtes Blut. Festgehalten wurden diese Taten im Jahresbericht der Recherche- und Informationsstelle Rias.
Jüngst gab es dann vom Land Daten zu rechtsextremen Straftaten im Rhein-Erft-Kreis. Deren Anzahl hat sich 2024 mehr als verdoppelt. 97 Delikte hat die Polizei erfasst, im Jahr zuvor waren es 43. Diese Zahlen hat die Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen beim NRW-Innenministerium abgefragt.
Bedburg: Künstler beschaffte schnell Ersatz für gestohlene Steine
Bourier kritisiert den gesellschaftlichen Umgang damit: Aus ihrer Sicht könne sich die extreme Rechte in Deutschland auf eines fest verlassen: „Jedes Mal, wenn die neuesten Zahlen veröffentlicht werden, schwappt eine Welle von Empörung, Entsetzen und kollektivem Kopfschütteln durchs Land. Um dann wieder abzuebben und von anderen Themen verdeckt zu werden.“
In Bedburg hat die Stadt inzwischen zwei Stolpersteine ersetzen lassen, die vor rund zwei Monaten in der Lindenstraße aus dem Gehwegpflaster gerissen worden waren. Künstler Gunter Demnig hatte gleich nach der Tat angeboten, schnell und unbürokratisch sowie zum Selbstkostenpreis Ersatz für die Steine zu beschaffen, die an Luise und Mathias Höflich erinnern.

Wieder an ihrem Platz an der Lindenstraße: Künstler Gunter Demnig hat Ersatz für die entwendeten Stolpersteine geschaffen, die an Luise und Mathias Höflich erinnern.
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Die beiden Bedburger jüdischen Glaubens waren 1942 von den Nazis deportiert und im KZ Theresienstadt ermordet worden. Mathias Höflich, genannt Mathieu, gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Bedburger Narrenzunft von 1886 und war auch Karnevalsprinz. Für die Wiederbeschaffung gab es eine Reihe von Spenden, unter anderem von der SPD-Fraktion, die Fraktion UFKG, den Freien Wählern und dem Queer-Treff-Bedburg.
Bedburgs Bügermeister Sascha Solbach (SPD) appellierte an den oder die Diebe, solche Taten künftig sein zu lassen. Der Materialwert solcher Steine liege unter fünf Euro. „Tut mir einen Gefallen, lasst sie in der Erde“, sagte Solbach. „Macht das bitte nicht noch einmal, zeigt Respekt vor unserer Geschichte und vor unseren Mitmenschen. Bitte.“