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Neue Hülle für das WeltkulturerbeBrühler Schloss wird generalsaniert

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Die Südorangerie ist komplett verkleidet. Im kommenden Jahr soll hier wieder ein Gastronomiebetrieb einziehen.

Brühl – Nach einigen ruhigen Tagen zum Jahresbeginn herrscht wieder geschäftiges Treiben am Brühler Schloss Augustusburg. Das Gebäude, eine der bedeutendsten Schöpfungen des Rokoko in Deutschland, ist Schauplatz eines gewaltigen Bauprojekts.

„Letztlich wird die komplette Außenhülle instand gesetzt“, sagt Regina Junga, die als Dienststellenleiterin die Geschicke des Schlosses lenkt, das dem Land gehört.

Architektin Stefanie Kaiser (l.) und Dienststellenleiterin Regina Junga haben die Orangerie mit einem Dach versehen lassen.

Die Grundsanierung von Fassaden und Dächern wird die für das Weltkulturerbe Verantwortlichen noch bis Anfang des nächsten Jahrzehnts beschäftigen und nach jetzigem Stand mindestens 19,5 Millionen Euro verschlingen.

Der Zeitplan

Das „Kuckuckstor“, also der Zugang von der Schlossstraße zum Park, ist nach rund zweiwöchiger Sperrung wieder geöffnet. Dort war die Fassade per Sandstrahler gereinigt worden.

Schloss Augustusburg soll während der Arbeiten, die sich über mehrere Jahre hinziehen werden, für Besucherinnen und Besucher zugänglich bleiben.

2023 kann in der Südorangerie auch wieder ein Gastronomiebetrieb einziehen und Gäste bewirten. Einen Betreiber oder ein Konzept gebe es jedoch noch nicht, berichten die Verantwortlichen. (wok)

Im Fokus stehen derzeit zwei Teile der Sanierung: die Instandsetzung der Südorangerie und der Fenster an der Ostseite des Hauptgebäudes. Beide Arbeiten wie auch die Sanierung der Nordorangerie sollen bis zum Frühjahr 2023 abgeschlossen sein – wenn es nicht zu größeren Verzögerungen komme, wie Junga einschränkt. Die boomende Baukonjunktur, die vielen Aufträge für Handwerksbetriebe in den von der Juli-Flut betroffenen Städten, wirkten sich auch auf die Tätigkeiten an dem 1768 vollendeten Prachtbau aus. Fachkundiges Personal und Material sind derzeit knapp. „Bei jeder Verzögerungen nehmen wir auch die Auswirkungen von Inflation und Preiserhöhungen mit“, sagt Junga.

Kosten schwer absehbar

Kostenkalkulation und Zeitplan seien daher mit großer Vorsicht zu betrachten. Zumal die Devise lautet, dass Perfektion und Nachhaltigkeit vor Schnelligkeit gehen. „Wir wollen nicht nur die äußere Erscheinung, sondern die Substanz dieses Baus bewahren“, betont Junga. Im Fall der rund 350 Fenster von Schloss und Orangerien, die überholt werden müssen, bemüht man sich daher um deren Erhalt. „Die jetzigen Fenster an der Ostseite, die aus den 1950er-Jahren stammen, können restauriert werden“, erläutert Architektin Stefanie Kaiser. An der Süd- und Westseite haben Feuchtigkeit und Sonneneinstrahlung den Fenstern stärker zugesetzt. Dort ist ein Austausch nach historischem Vorbild vonnöten. Statt auf Nadelholz werde man Eiche verwenden, „denn das heutige Nadelholz hat nicht mehr die einstige Qualität“, wie Kaiser erläutert.

An der dem Bahnhof zugewandten Ostseite des Prachtbaus werden derzeit die Fenster saniert. Insgesamt haben Schloss und Orangerien rund 350 Fenster.

Energetisch werde kein großer Fortschritt erzielt. Es bleibe bei einer Einfachverglasung. Das fällt jedoch kaum ins Gewicht, weil das Schloss lediglich temperiert und nicht beheizt wird. „Wir halten die Temperatur lediglich über sechs Grad, um die Substanz nicht zu schädigen.“ Besucher kommen ohnehin nicht in den Wintermonaten.

Schutzdach errichtet

Zumindest ein wenig geschützt vor Kälte und Nässe sind die Arbeiter, die Fassaden und Dächer der Orangerien erneuern. Über einen Teil der Südorangerie wurde im Juli eine Einhausung errichtet, unter der im Trockenen gearbeitet werden kann. Damit das Dach über dem Dach nicht fortgeweht wird, wurde die Konstruktion mit großen Wasserbehältern beschwert. Bei aller Umsicht und Fachkenntnis werden die Spezialisten immer wieder überrascht. Putz und Mauern wurden in mehreren Epochen gebaut und repariert. Hinter dem einheitlichen Äußeren verbirgt sich daher unterschiedliches Material. In der Dachkonstruktion der Südorangerie, die im Rahmen eines 1947 initiierten Wiederaufbauprogramms erneuert worden war, fand man etwa Stahlträger, denen die Feuchtigkeit zugesetzt hatte und die nun aufwendig entfernt werden müssen.

Die Glastüren des Hauptgebäudes sind bereits zum größten Teil ausgetauscht worden.

Das deutlich ältere, möglicherweise noch ursprüngliche Dach der Nordorangerie aus der Mitte des 18. Jahrhunderts besteht hingegen ausschließlich aus gemauerten Bögen. „Die unterschiedlichen Aufbauten erfordern immer wieder neue Lösungen“, so Kaiser.

4800 Quadratmeter Fassade

Während an den Orangerien die Schäden am Putz so groß sind, dass die Fassade vollständig erneuert werden muss, sollen am Schloss Ausbesserungen und ein neuer Anstrich genügen, um rund 4800 Quadratmeter Fassade in altem Glanz erstrahlen zu lassen. Dort startet das umfangreichste Vorhaben mit der Instandsetzung des Dachs. Mitte des Jahrzehnts erhält daher das Hauptgebäude ein Überdach. „Es wird dann aussehen wie ein Projekt von Christo“, sagt Junga, in Anspielung auf die spektakulären Verhüllungsprojekte des Künstlerehepaares Christo und Jeanne-Claude.

Das rund 3400 Quadratmeter große Dach wird neu mit Schiefer eingedeckt. Teile der Holzkonstruktion werden ersetzt, die Giebelfiguren gereinigt. Dass dabei Handwerker unterschiedlicher Gewerke beteiligt sein werden, macht es nicht leichter. „Die Termine der beauftragten Firmen zu koordinieren, ist eine der großen Herausforderungen“, sagt Kaiser, die dennoch mit Faszination und Zuversicht auf das Mammutprojekt blickt.

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Klar ist aber auch, dass in den 30er-Jahren kein Stillstand einkehren wird. „Es verhält sich so ähnlich wie beim Kölner Dom“, sagt Junga. Wirklich fertig werde Schloss Augustusburg nie sein.