Brühler RathausbauProjektsteuerer erklärt, wie es zur Kostenexplosion kommen konnte
Brühl – Nachdem er einen Großteil seiner Ausführungen zur Kostenexplosion bei der Errichtung des Brühler Rathausanbaus und der Sanierung des historischen Altbaus hinter sich gebracht hatte, klopfte Projektsteuerer Dieter Schmitz demonstrativ dreimal auf den Tisch. Offenbar wollte der Geschäftsführer der Schmitz. Reichard GmbH seinen Zuhörern im städtischen Hauptausschuss und wohl auch sich selbst gut vernehmbar Mut machen für die Vollendung des Millionen-Projekts im Herzen der Stadt. Ein Projekt, dessen Finanzierung und zeitliche Abwicklung erheblich aus dem Ruder gelaufen ist.
Brühler Rathaus kostet 30,5 Millionen Euro
Vor einem Jahr habe er wirklich daran geglaubt, den Kostenrahmen einhalten und jetzt Einzug feiern zu können, versicherte Schmitz. Die Realität hat diese Ambitionen überholt. Statt im Herbst sollen die Mitarbeiter nun im zweiten Quartal kommenden Jahres ihre Büros beziehen und statt 27 Millionen soll der Bau nun mit mehr als 30 Millionen Euro zu Buche schlagen. Beim Baustart vor rund vier Jahren waren die Fachleute noch von 22 Millionen Euro ausgegangen.
Schmitz beschrieb nun eine „dramatische Umgebung“ für ein öffentliches Bauprojekt dieser Größenordnung. Die ohnehin angespannte Lage am Bau habe sich durch die umfangreichen Aufträge in Folge der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr und die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine noch einmal verschärft. Der Preis mancher Materialien habe sich verdoppelt, Arbeiter und Ingenieure seien Mangelware. Und mit jeder Verzögerung verschärfe sich dieses Problem.
Stillstand auf der Baustelle
Nachdem an vielen Tagen weitgehend Stillstand auf der Baustelle geherrscht habe, habe man im Mai die Geschäftsführer der beauftragten Firmen einbestellt. Die Wirkung sei jedoch schnell verpufft.
„Wenn ich nun durch das Gebäude gehe, sieht es aus, als wäre in drei Monaten alles fertig. Aber das sind keine normalen Zeiten“, warnte Schmitz. Er sei trotzdem zuversichtlich, zum letzten Mal schlechte Nachrichten verbreiten zu müssen und hoffe sogar, unter den als Worst-Case-Szenario titulierten Gesamtkosten von 30,5 Millionen bleiben zu können.
Bürgermeister Dieter Freytag verstimmt
„Diese Aussage haben wir vor einem Jahr schon einmal gehört“, sagte Bürgermeister Dieter Freytag erkennbar missmutig. Die Entwicklung sei sehr ärgerlich und er froh, wenn das Kapitel abgeschlossen sei. Für die Verwaltungsmitarbeiter bedeute dies einen weiteren Winter in den Containern in Brühl-Ost.
CDU-Ratsherr Frank Pohl versuchte mit einer simplen Frage für Klarheit zu sorgen: „Kriegen wir die Sache jetzt vom Tisch?“ Er glaube ja, antwortete Projektsteuerer Schmitz. Die meisten Gewerke seien beauftragt, die meisten Materialbestellungen erfolgt. Der Bau erfordere irren Aufwand. „Ich leide selber darunter“, sagte Schmitz, der auch auf die Schattenseiten der Ausschreibungspflicht für öffentliche Investitionen einging. Die öffentliche Hand sei an das Vergaberecht gebunden. Anders als private Investoren könne man sich nicht eine Auswahl vertrauensvoller Firmen für mehrere Projekte heranziehen. „Beim Rathausbau haben wir manche Aufträge dreimal ausgeschrieben, weil sich niemand gemeldet hat.“
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Freytag versprach eine intensive Aufbereitung der Geschehnisse nach der Fertigstellung. Vorerst müsse man aber mangels Alternative in den sauren Apfel beißen und den Etat erhöhen, wie es SPD-Ratsfrau Kerstin Richter auf den Punkt brachte.