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Aktiv in der KriseBrühler Konzertreihe begeistert die Zuschauer

Lesezeit 3 Minuten

Christina und Gerhard von Richthofen haben die Konzertreihe „2 for you“ ins Leben gerufen.

Brühl – „Wir haben dem Frust mit Aktionismus getrotzt“, sagt Christina von Richthofen. In der Corona-Krise Trübsal zu blasen und im Stillstand zu verharren kam für die quirlige Brühlerin nicht in Betracht. Keine drei Wochen nach dem Lockdown hat die Inhaberin einer PR-Agentur mit ihrem Mann die Konzertreihe „2 for you“ ins Leben gerufen.

Weil Auftritte mit Publikum nicht möglich waren, produzierten sie Konzertsendungen. Christina von Richthofen aktivierte ihre Kontakte in die Musikszene, ihr Mann Gerhard war als gelernter Kameramann und Filmproduzent für die Technik zuständig. „Die Corona-Krise war der Beschleuniger für eine Idee, die wir schon lange hatten“, berichten die beiden. „Das Projekt hat uns die tristen Wochen versüßt, wir haben viele Highlights erlebt.“ Mit dem Kölner Hinterhofsalon an der Aachener Straße war eine Location für die rund einstündigen Konzertsendungen gefunden, die als Live-Stream im Kultur-Kanal 20.20 live ausgestrahlt wurden. Acht I-Phones, die Gerhard von Richthofen zusammenschloss, dienten als Kameras: ein I-Pad fungierte als Regie-Zentrale. „Wir wollten mit dem Equipment arbeiten, das bereits vorhanden war,“ sagt der 63-Jährige. „20.20“ nannten sie den Kulturkanal, weil die Konzerte um 20.20 Uhr begannen, also „kurz nach der Tagesschau“.

Begeistertes Feedback

Als PR-Profi kümmerte sich Christina von Richthofen um die Werbung auf den Social-Media-Plattformen und das Engagement und die Betreuung der Musikerinnen und Musiker, zudem übernahm sie die Moderation.

Mit ihrer Idee rannte sie offene Türen ein. Auch in Brühl ansässige Musiker waren mit von der Partie. Der Geiger Sebastian Reimann etwa trat mit dem Gitarristen Georg Dybowski auf, mit dem er eine CD aufgenommen hat. Das Musikerpaar Ulrike Zavelberg (Cello) und Steffen Schorn (Saxophon) trat erstmalig als Duo auf und präsentierte sogar eine Eigenkomposition. „Das war eine echte Perle innerhalb der 15 Konzerte, ganz großes Kino“, schwärmen die Veranstalter.

„Das Ganze wurde schnell ein Selbstläufer“

Ihr Debüt in der Paar-Formation gaben bei „2 for you“auch Hannah Weirich und ihr Mann Ulrich Löffler, die beide dem Ensembles Musikfabrik angehören. Überglücklich war auch Timo Hoppe, der mit Ekaterina Schabanova die Qualitäten des Kontrabasses als Soloinstrument vorführte und sich über ein begeistertes Feedback freuen konnte.

„Das Ganze wurde schnell ein Selbstläufer“, sagt die Initiatorin, „die Musiker haben die Konzertreihe als Geschenk wahrgenommen.“ Statt eines Honorars gab es ein gut gemachtes Video als Dank. „Wir wollen ein kulturpolitisches Signal setzten“, betont Gerhard von Richthofen, der ebenso wie seine Frau freiberuflich arbeitet.

Fans aus der ganzen Welt

Rund 60 Zuhörer schalteten sich jeweils ein, Fans gibt es sogar aus Russland und Südamerika. Den Musikgenuss honorierten sie mit dem Kauf eines Online-Tickets.

Nach einer Pause im August und September geht es nun mit einer exquisiten Herbst/Winter-Edition weiter. „Wir möchten den Kulturkanal gern fest etablieren als Ort, an dem die freie Kölner Kulturszene sichtbar wird“, sagen die von Richthofens. Inzwischen hat die Stadt Köln eine Förderung zugesagt.

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Für die kommenden vier Konzertsendungen stehen im Hinterhofsalon, Aachener Straße 68, einige wenige Sitzplätze zur Verfügung, die man reservieren muss. Den Anfang machen am Donnerstag, 22. Oktober, Lola Soulier und Davit Melkonyan, die zu einer musikalischen Zeitreise durch Europa einladen.