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Zurück in den ArbeitsmarktASH-Sprungbrett betreibt in Brühl eine Fahrradwerkstatt

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Beate Schnitzler und Jürgen Schnitzler unterhalten sich in der Werkstatt, um sie herum stehen viele Drahtesel.

Geschäftsführende Vorständin Beate Schnitzler spricht mit Werkstattleiter Jürgen Schnitzler, der zufällig denselben Nachnamen hat.

Langzeitarbeitslose erfahren in der Fahrradwerkstatt Wertschätzung und Verständnis. Sie arbeiten dort auch für andere Langzeitarbeitslose.

Die Fahrradwerkstatt des gemeinnützigen Vereins ASH-Sprungbrett in Brühl-Ost hat sich etabliert. Langzeitarbeitslose lernen dort neben handwerklichen Fertigkeiten auch Wertschätzung und Verständnis füreinander. „Außerdem gibt ihnen die regelmäßige Arbeit eine Tagesstruktur und eine Aufgabe, was auch zum Selbstbewusstsein beiträgt“, beschreibt die geschäftsführende Vorständin Beate Schnitzler das Projekt.

Ziele seien eine Integration auf dem Arbeitsmarkt, aber auch die Grundlagen für Fort- und Weiterbildungen zu schaffen. „Ich arbeite seit Oktober hier sechs Stunden täglich“, erzählt Alida J. Die 54-Jährige hat einen von zwei Arbeitsplätzen im kaufmännischen Bereich. „Hier kann ich viel von dem anwenden, was ich schon während meiner Ausbildung zur Bürokauffrau gelernt habe“, berichtet sie.

Wir können hier jede Menge Erfahrungen sammeln
Andreas Manuel R.

Auch der gelernte Schlosser Andreas Manuel R. (49) möchte seinen Arbeitsplatz in der Fahrradwerkstatt zur Wiedereingliederung nicht mehr missen. Er prüft und repariert die Fahrräder, die beim Ordnungsamt oder der Polizei als Fundsache standen oder aus Diebstählen stammen. Inzwischen bringen immer mehr Privatleute ihre gebrauchten Fahrräder zur Godorfer Straße.

Langzeitarbeitslose arbeiten dort auch für Langzeitarbeitslose. So dürfen Bürgergeld-Empfänger und alle Menschen mit entsprechender Berechtigung sich dort gegen einen Warengutschein ein Fahrrad aussuchen. „Wir können hier jede Menge Erfahrungen sammeln“, sagt Andreas Manuel R.

Nachdem seine alte Firma vor fast vier Jahren verkauft wurde, hatten er und seine Kollegen alle ihren Arbeitsplatz verloren. Damals sei er sehr mutlos gewesen. „Aber inzwischen bin ich mir sicher, dass ich wieder eine richtige Arbeitsstelle finde“, sagt er. „Wir hatten auch schon Anwälte und Ärzte in den Maßnahmen“, berichtet Beate Schnitzler.

Je länger jemand aus dem Arbeitsprozess heraus ist, desto größer sei die Angst zu versagen. „Deswegen sind solche und ähnliche Maßnahmen so wichtig“, erklärt sie. Ganz anders war die Lage 1984 als eine Gruppe junger Erwachsener den Verein zur Arbeitsselbsthilfe gründeten. „Damals war die Jugendarbeitslosigkeit sehr hoch“, erinnert sich Mitgründer Helmut Schmitz.

Die Integration von Jugendlichen in die Arbeitswelt gehört auch heute noch zu den Aufgaben des gemeinnützigen Vereins. „Integration hat viele Facetten und hört nie auf“, sagt Schnitzler zusammenfassend.