Die Befürworter sehen in dem Verleihangebot einen Baustein der Verkehrswende in der Stadt Brühl.
CDU für erneute DiskussionBrühl lässt sich Lastenrad-Verleihsystem 25.000 Euro kosten
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Die rot-grüne Mehrheit im Brühler Rat hat eine Verlängerung des Leihsystems Brühler Lastenesel beschlossen.
Copyright: Wolfram Kämpf
Für die einen ist es ein wichtiger Baustein der Verkehrswende, für die anderen ein Angebot, dessen Nutzen in keinem Verhältnis zu den Kosten steht. Der Brühler Lastenesel, ein Verleihsystem für Elektrofahrräder mit großen Gepäckfach, hat damit das Zeug dazu, die Gemüter zu erhitzen.
Seit März 2024 gibt es das E-Lastenrad-Sharing. Noch läuft dies als einjähriger Test, an sieben Standorten im Stadtgebiet stehen Lastenesel zur Leihe bereit. Bis Jahresbeginn gab es 475 Nutzerregistrierungen und 770 Buchungen. Der Standardtarif beläuft sich auf zwei Euro je angefangene Stunde, VRS-Abonnementen erhalten einen Rabatt. Angesichts überschaubarer Einnahmen bliebt die Stadt auf Kosten von rund 25.000 Euro sitzen.
Ich halte die Ausgabe für gut investiertes Geld. Es geht um die Verkehrswende
Über die Verlängerung des Angebotes herrscht in der Brühler Politik Uneinigkeit. „Ich halte die Ausgabe für gut investiertes Geld. Es geht um die Verkehrswende und darum, auch weniger gut betuchten Menschen, die sich kein eigenes Lastenrad anschaffen können, ein Angebot zu machen“, erklärt Daniel Bunčić, stellvertretender Fraktionschef der Grünen.
Im Gegensatz zu E-Scootern, die seines Erachtens großenteils Fußwege ersetzen, verhindern Fahrten mit dem Lastenrad laut Bunčić tatsächlich Autofahrten. „Ein weiterer Effekt ist die Umgewöhnung, die sich mit der Zeit einstellt und vielleicht mehr Menschen bewegt, das Auto abzuschaffen“, erklärt der Ratsherr, der daher wie das gesamte rot-grüne Mehrheitsbündnis einer Verlängerung des Lastenesel-Projekts im Verkehrsausschuss zugestimmt hat.
Bei der Brühler CDU hat man eine völlig andere Perspektive. Sie fordert ein Aus des Angebots. CDU-Bürgermeisterkandidat Marc Prokop spricht von einer „Katastrophe mit Ansage, da das Projekt von der rot-grünen Ratsmehrheit von vornherein nicht gründlich durchdacht“ gewesen sei. Bemängelt wird eine „viel zu aufwendige Registrierung mit Sicherheitsprüfung“ sowie der Umstand, dass Inhaber von digitalen Deutschlandtickets beim Lastenesel nicht begünstigt würden.
Fraktionschef Holger Köllejan hat gerechnet: „Angesichts der geringen Nutzerzahlen liegen die Kosten für eine Leihe des Lastenesels bei durchschnittlich 32 Euro.“ Er hätte sich eine transparente und selbstkritische Diskussion darüber gewünscht, ob und wie diese Fehlinvestition hätte vermieden werden können.
Da stellt sich für mich die Frage, ob Rot-Grün die Verschwendung von öffentlichen Geldern bewusst verheimlichen wollte
Tatsächlich wurde mit Verweis auf vertragsrechtliche Details das Thema zunächst für den nicht-öffentlichen Teil der Ausschusssitzung vorgesehen, dann jedoch auf Antrag der CDU-Fraktion doch öffentlich erörtert, ohne allerdings Informationen über die Anbieter des Leihsystems ausführen zu dürfen. „Da stellt sich für mich die Frage, ob Rot-Grün die Verschwendung von öffentlichen Geldern bewusst verheimlichen wollte“, so Köllejan. Daher habe man die Entscheidung über die Fortführung des Projekts beanstandet und erwarte „eine neue und diesmal öffentliche Diskussion im nächsten Fachausschuss“.
Bunčić äußert Verständnis: „Ich kann die Kritik nachvollziehen, aber es ging darum, Betriebsgeheimnisse zu schützen. Außerdem ist die eigentliche Entscheidung zur Fortführung ja öffentlich getroffen worden.“ Demnach sollen künftig nur noch fünf Räder zur Leihe bereitstehen. Das vermindert die Kosten um 2000 Euro. „Letztlich ist es aber nicht entscheidend, ob sich das System irgendwann finanziell trägt. Es geht darum, Brühl attraktiver und die Mobilität umweltfreundlicher zu machen“, findet Bunčić. Davon seien seine Partei und auch die SPD als Bündnispartner überzeugt.
Die Sozialdemokraten kommen damit erneut zu einer anderen Einschätzung als Parteikollege und Bürgermeister Dieter Freytag. Dessen Verwaltung hatte in Anbetracht der aktuellen Haushaltslage für ein Auslaufen des Projekts plädiert. Vergleichbares erlebte Freytag auch bei der unlängst beschlossenen Verlängerung des Leihfahrradsystems Mobic.