Heiße Sommer haben dem Grün arg zugesetzt und die Ausbreitung von Schädlingen begünstigt. Ein Projekt soll nun Abhilfe schaffen.
ForschungsprojektSo wollen Experten Brühler Schlosspark fit für Klimawandel machen
Der Klimawandel macht auch vor dem Brühler Schlosspark nicht Halt. In den vergangenen Jahren hat der Baumbestand der mehr als 70 Hektar großen historischen Anlage unter Trockenheit und Hitze gelitten. Pilzerkrankungen und Schädlingsbefall nehmen zu. Rund 30 Prozent mehr Totholz als in vergangenen Jahren habe man zuletzt beseitigen müssen, so Ufuk May, der Gärtnerische Leiter des Schlossparks.
Die beiden jüngsten nasseren Sommer haben das Problem also nur unwesentlich entschärft. Vielerorts ist das Kronendach dünner geworden. Mancher Baumriese ist ganz abgestorben. Um die verbliebenen, teils 300 Jahre alten Bäume zu erhalten und andererseits den Wald so umzugestalten, dass er mit den veränderten Bedingungen besser zurechtkommt, beschreitet die Schlösserverwaltung nun neue Wege.
Gemeinsam mit der Stadt Brühl und dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) wird im Rahmen des vom Bund geförderten Programms „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ geforscht und angepackt. Rund 730.000 Euro stehen bereit, zehn Prozent trägt die Stadt Brühl.
Die Arbeiten starten am Donnerstag, 14. November
„Ziel ist die gestalterische Anpassung der historischen Anlage an die Auswirkungen des Klimawandels“, teilt die Schlösserverwaltung mit. Für Besucher des Parks wird das von Donnerstag, 14. November, an sichtbar. Dann starten die Arbeiten im Bereich Tiergarten, also im westlichen Park, unweit des Zugangs am Schlossparkstadion.
Im Fokus steht die Eiche, „ein Lichtbaum“, wie May betont. Um den Pflanzen bessere Bedingungen zu bieten, wird das Grün unter den sogenannten Muttereichen entfernt. Während der Rodung werden aus Sicherheitsgründen Wege gesperrt. „Wir schaffen Licht und Luft und bereiten den Untergrund so auf, dass Eicheln optimal keimen und wachsen können. Die kleinen Sämlinge werden später an anderen Stellen des Parks angesiedelt“, beschreibt der Fachmann das Vorgehen.
Um den Bestand zu verjüngen, habe man Eicheln gesammelt – sowohl von Eichen im Park als auch aus nahegelegenen Gebieten. „Das dient dazu, genetische Diversität zu schaffen und unseren Wald widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen“, erläutert May. Das Saatgut soll in unterschiedlichen Formationen wie Rillen, Flächen und Reihen angepflanzt werden. So kann man später verfolgen, welche Variante den größten Erfolg beschert.
Außerdem werden zweijährige Eichen aus dem Kottenforst gesetzt – in Gruppen und als Solitäre auf den Versuchsflächen. „Zu den Eichen setzen wir sogenannte Ammenbäume wie Linde und Hainbuche. Diese schaffen gute Bedingungen für das Wachstum der Eichen“, erklärt May. Später sollen nur die vitalsten Eichen stehen bleiben. Sie sollen das Grün der Zukunft bilden.
In einer zweiten Phase, die im Februar2025 beginnt, gilt dem Waldrand das Augenmerk. Mosaikartig angelegte offene Wiesen- und Waldflächen werden gestaltet. Wo durch den Klimawandel bereits Ausbuchtungen und Lücken im Wald entstanden sind, werden Ahornsämlinge, Brennnesseln und Brombeersträucher entfernt. Sie graben den Altbäumen Wasser und Nährstoffe ab und machen ihnen den Platz streitig. Ersetzen sollen den unerwünschten Wuchs niedrige Bäume und Sträucher sowie Wild-Wiesenflächen.
„All diese Maßnahmen sind zwingend erforderlich, um den Tiergarten widerstandfähig gegen den Klimawandel zu machen und die Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten zu erhalten und zu fördern“, betont May. Der Charakter der entstehenden Gehölzkulisse entspreche zudem der Planung des Gartenkünstlers Peter Joseph Lenné aus dem 19. Jahrhundert.
Experten der Universität Bonn sind in Projekt eingebunden
Regina Junga, Dienststellenleiterin der Schlösser Brühl erklärt, „gemeinsam mit unseren Partnern blicken wir zuversichtlich auf die kommenden Jahre“. Es biete sich die vielversprechende Chance, einer erfolgreichen Anpassung der historischen Gärten und Parks an den Klimawandel.
Das bis Ende 2025 terminierte Projekt wird unter Beachtung des Naturschutz- und Denkmalschutzgesetzes durchgeführt. Es umfasst auch historische Forschung, Kartierungen sowie Untersuchungen zu Geologie, Böden, Vegetation und Artenschutz. Dabei bringen Experten der Universität Bonn ihr Know-how ein.