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In SeniorenheimPolizei Brühl informiert über Telefon-Betrug und Internet-Kriminalität

Lesezeit 4 Minuten
Kriminalhauptkommissar Guido Kümpel steht am Rednerpult. Hinter ihm ist eine PowerPoint-Präsentation an die Wand projiziert.

Die Polizei informierte in Brühl die Bewohnerinnen und Bewohner im Seniorenheim Haus Wetterstein über Betrugsmaschen am Telefon.

An zwei Nachmittagen informierten Polizeihauptkommissare in Brühl Seniorinnen und Senioren über Betrugsmaschen am Telefon, im Internet und an der Haustür.

Die Täter geben sich als Polizisten, Anwälte oder Enkel aus: Mit Schockanrufen, Enkeltricks und anderen perfiden Maschen bringen Betrüger Senioren um ihr Erspartes, oft um viel Geld. Darüber aufzuklären, findet Horst Unruh „extrem wichtig“.

Seit vier Jahren lebt er im Seniorenwohnheim Haus Wetterstein in Brühl. „Dubiose Anrufe und Mails kommen auch bei uns an“, berichtet er. Er ist überzeugt davon, dass es sehr hilfreich ist, sich vorab eine Strategie zum Umgang mit potenziellen Betrügern zu überlegen. Dafür hat er nun eine vierteilige Veranstaltungsreihe im Haus Wetterstein auf die Beine gestellt.

Brühl: Polizei informiert Seniorinnen und Senioren über Betrugsmaschen

So informieren an zwei Nachmittagen Kriminalhauptkommissare über Telefonbetrug, Internet-Kriminalität und gefährliche Situationen an der Wohnungstür. An einem dritten Termin berichtet Michael Falderbaum von der Volksbank über die Gefahren beim Onlinebanking. Und Unruh selbst gibt in einem Vortrag Tipps, wie man mit dem Computer und Smartphone so umgeht, dass man Gefahren erkennen, vermeiden und abwehren kann.

Zum Auftakt der Reihe kam jüngst Kriminalhauptkommissar Guido Kümpel aus dem Bereich Kriminalprävention und Opferschutz ins Seniorenheim und gab Tipps zum sicheren Einkaufen und zum Verhalten an der Wohnungstür. Er ging auch ausführlich auf Betrugsmaschen am Telefon ein, die nach wie vor Hochkonjunktur hätten.

Eine besonders hinterhältige Betrugsmasche sei der bekannte Enkeltrick. Meist beginne der Anruf harmlos mit den Worten: „Rate mal, wer hier spricht?“ Dann werde der Name des Enkels verraten, und die Betrüger nutzen dies aus, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.

„Sie geben sich als Verwandte, Enkel oder auch gute Bekannte aus und bitten kurzfristig um Bargeld“, berichtet Kümpel. Als Grund werde eine finanzielle Notlage vorgetäuscht, die als besonders dringlich geschildert werde. Oft würden die Betroffenen durch wiederholte Anrufe erheblich unter Druck gesetzt, und letztlich werde ein Bote angekündigt, der das Geld abholt.

Hauptkommissar Kümpel: „Legen Sie auf und rufen selbst bei der Polizei an“

Die sogenannten „Schockanrufer“, erzählte Kümpel weiter, „sind Personen, die sich am Telefon als Polizeibeamter, Staatsanwalt oder Rechtsanwalt ausgeben. Sie berichten, dass ein angeblicher naher Verwandter, meist die Tochter oder der Sohn, einen Verkehrsunfall verursacht und dabei Personen schwer verletzt haben soll.“ Nur durch die sofortige Zahlung eines Geldbetrags in bar habe der Verwandte keine strafrechtliche Verfolgung zu befürchten, geben die Betrüger vor.

Eine andere Version ist, dass das vermeintliche Familienmitglied selbst einen schweren Unfall gehabt habe und nun sofort operiert werden müsse. Hilfe könne aber nur dann geleistet werden, wenn vorher ein gewisser Geldbetrag in bar überwiesen werde. „Rufen Sie den Verwandten an“, rät Kümpel in solchen Fällen.

Oft werde auch mitgeteilt, dass in der Nachbarschaft eingebrochen worden sei. Der Angerufene selbst solle auf einer Liste der Täter stehen. Mit dieser Aussage werde große Angst bei den Betroffenen geschürt. Die „falschen Polizeibeamten“ am Telefon würden dann darum bitten, Geld und sämtliche Wertsachen, die zu Hause sind, zum Schutz vor den vermeintlichen Einbrechern bei einem Kollegen abzugeben. Dieser käme in Kürze vorbei.

Kümpel rät, bei solchen Anrufen zu versuchen, ruhig zu bleiben und sich klarzumachen, dass die Polizei nie nach Geld oder Wertgegenständen verlangen würde. Kümpel: „Man sollte keine Daten von sich preisgeben. Legen Sie auf und rufen selbst bei der Polizei an.“


Das sind die Tipps der Polizei:

Wie soll man sich verhalten, wenn man einen verdächtigen Anruf erhält? Wie kann man sich vor Schockanrufen und anderen Betrugsmaschen     schützen? Die Polizei hat dafür einige Tipps parat:

Denken Sie daran, die Polizei oder der Rettungsdienst rufen Sie niemals unter den Notrufnummern 110, 112 oder unter 19222 an. Das machen nur Betrüger. Wenn Sie unsicher sind, wählen Sie selbst die Notrufnummern. Aber nutzen Sie dafür nicht die Rückruftaste.

Legen Sie am besten auf, wenn Sie sich im Verlauf dieses Telefonats unwohl oder unter Druck gesetzt fühlen. Fordert ein Anrufer Geld oder andere Wertsachen: Besprechen Sie dies mit Familienangehörigen oder anderen, Ihnen nahe stehenden Personen. Die Polizei fordert niemals Geld von Ihnen.

Sprechen Sie am Telefon nie über Ihre persönlichen und finanziellen Verhältnisse. Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen.

Bedenken Sie: Niemals ist die Behandlung eines Unfallopfers von einer vorherigen Zahlung eines Geldbetrages abhängig. Raten Sie nie, wer anruft, sondern fordern Sie den Anrufer grundsätzlich dazu auf, den Namen selbst zu nennen.

Nehmen Sie sich Zeit, um die Angaben des Anrufers zu überprüfen. Lassen Sie sich nicht drängen. Rufen Sie die Person unter der alten, Ihnen bekannten Nummer zurück und lassen Sie sich den Sachverhalt bestätigen.

Bewahren Sie Ihre Wertsachen, zum Beispiel höhere Geldbeträge und andere Wertgegenstände, nicht zu Hause auf, sondern auf der Bank oder im Bankschließfach.

Sind Sie bereits Opfer eines Enkeltricks oder einer anderen Masche geworden, zeigen Sie die Tat unbedingt bei der Polizei an. Melden Sie auch Betrugsversuche bei der Polizei. Dies dient dazu, neue Betrugsmaschen zu erkennen und das Dunkelfeld aufzuhellen.