AboAbonnieren

„Ich liebe diese Stadt“CDU-Bürgermeisterkandidat über seine Pläne für Brühl

Lesezeit 5 Minuten
Zu sehen ist Marc Prokop.

Marc Prokop wurde zum Bürgermeisterkandidaten der Brühler CDU gewählt.

Der CDU-Stadtverband Brühl hat Marc Prokop zu seinem Bürgermeisterkandidaten gewählt. Gewinnt er 2025, hat er einiges vor.

Der CDU-Stadtstadtverband Brühl hat Marc Prokop zu seinem Kandidaten für das Bürgermeisteramt im Herbst 2025 gewählt. Wolfram Kämpf sprach mit dem Christdemokraten.

Herr Prokop, wie haben Sie die Mitgliederversammlung am Mittwochabend erlebt? Hatten Sie Sorge, dass Ihre Parteifreunde Sie als Bürgermeisterkandidaten der Brühler CDU nicht unterstützen könnten?

Marc Prokop: Ich bin mit einem guten Gefühl in den Abend hineingegangen und mit einem noch besseren herausgegangen. Letztlich gibt es mir Rückenwind, dass 85 Prozent der 71 stimmberechtigten Anwesenden für mich votiert haben. Sorgen habe ich mir zuvor aber nicht gemacht. Der Prozess der Kandidatenfindung war sehr transparent. Jeder konnte sich bewerben, die Findungskommission hat alle Teile der CDU vertreten und mich als einzigen Kandidaten vorgeschlagen.

Sie sind bislang in der Brühler Politik noch nicht in Erscheinung getreten. Wie kam es zu dem Entschluss, Bürgermeisterkandidat der CDU werden zu wollen?

Meine Tochter hat mich irgendwann mal gefragt, was ich machen wolle, wenn ich nicht als Professor an der TH arbeiten würde. Da habe ich spontan gesagt, ich würde gerne Brühler Bürgermeister sein. Das hatte durchaus einen ernsthaften Hintergrund. Ich bin in Brühl geboren und habe immer hier gelebt. Ich liebe diese Stadt. Und ich bin davon überzeugt, dass man nicht nur meckern, sondern gestalten und zupacken sollte. Als Bürgermeister könnte ich sicher etwas zum Guten in dieser Stadt bewegen.

Familie gab grünes Licht für Bewerbung

Wer denken Sie wird von den übrigen Parteien in den Ring steigen? Amtsinhaber Dieter Freytag von der SPD hat sich noch nicht erklärt.

Diese Frage bestimmt meine Gedanken ehrlich gesagt nicht. Ich will mit den besseren Ideen und Konzepten punkten. Egal, wer der Gegenkandidat ist. Mein Akku ist voll. Ich bin bereit durchzustarten und die Komfortzone als Hochschulprofessor für den Wahlkampf zu verlassen. Wichtig war es mir grünes Licht von meiner Familie zu erhalten. Ohne diese Zustimmung hätte ich es nicht gemacht.

Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf in der Brühler Politik?

In der jüngeren Vergangenheit ist in Sachen Wirtschaftspolitik vieles versäumt worden. Die Hochschule des Bundes konnte sich in Brühl nicht vergrößern, Renault und Nissan haben die Stadt verlassen. Das müssen wir besser machen. Es muss uns gelingen, die gute Infrastruktur zu nutzen und Unternehmen anzusiedeln. Bei der Wirtschaftsförderung würde ich gerne meine Expertise einbringen. Ich betreue derzeit ein Projekt, dass sich mit der Förderung von Start-ups beschäftigt. Es gibt viele motivierte junge Unternehmer. Vielleicht kann ich durch meine Kontakte den einen oder anderen nach Brühl locken. Denn letztlich brauchen wir zukunftsträchtige Arbeitsplätze und Steuereinnahmen, um die vielen schönen Ideen, die es für die Weiterentwicklung dieser Stadt gibt, zu finanzieren.

Aber ein Bürgermeister kann kaum die Pleite einer Textilkette wie etwa Aachener und damit die Schließung einer Filiale verhindern.

Das stimmt. Aber grundsätzlich kann man mit den Entscheidungsträgern reden, ihre konkreten Sorgen erfragen und in der Verwaltung schnell und serviceorientiert handeln. Der kurze Draht zu Entscheidungsträgern ist wichtig, damit man auf Entscheidungen vorbereitet ist. Das ehemalige Kaufhofgebäude beziehungsweise das Grundstück bieten zudem Perspektiven. Das ist ein Filetstück, das man entwickeln kann.

Würden Sie den Weg freimachen wollen für eine Erweiterung des Phantasialands?

Ganz klar ja. Das Thema war im Prinzip ja schon lange durch. Da sind in Vergangenheit dicke Bretter gebohrt worden. Daher kann ich das Moratorium der rot-grünen Ratsmehrheit auch absolut nicht nachvollziehen. Das Phantasialand ist einer der letzten großen Arbeitgeber der Stadt. Die Verantwortlichen brauchen unbedingt Planungssicherheit. Ein prosperierendes Phantasialand ist allemal wichtiger als die Leute, die eine Erweiterung mit aller Kraft ablehnen.

Eng verbunden mit dem Brühler Karneval

Wie würden Sie sich in der Ausgestaltung der weiterführenden Schulen positionieren?

Ich bin froh, dass man sich zuletzt gegen eine zweite Gesamtschule ausgesprochen und die dreigliedrige Schullandschaft erhalten hat. Dieses Vorhaben war ideologisch geprägt. Handlungsbedarf sehe ich dennoch. Bei der Infrastruktur liegt einiges im Argen.


Zur Person

Marc Prokop (55) wuchs in Brühl auf, wo er am Max-Ernst-Gymnasium sein Abitur ablegte. Er studierte BWL in Köln und promovierte schließlich in VWL. Seit 2011 ist er als Professor der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät an der Technischen Hochschule Köln tätig. Prokop ist verheiratet und Vater zweier Töchter und eines Sohnes im Erwachsenenalter. Der Brühler CDU gehört er seit rund vier Jahrzehnten an. Derzeit engagiert er sich als Mitgliederbeauftragter. (wok)


Wie ist Ihre Haltung zum Bau der kostspieligen Feuerwache?

Grundsätzlich ist die Entscheidung zum Neubau gefallen und wir haben diese auch als CDU mitgetragen. Es gibt schließlich klare gesetzliche Vorgaben. Im Detail hätten wir einiges anders gemacht, etwa die Fassaden- und Dachgestaltung. Manches könnte man nochmals auf den Prüfstand stellen, um die Folgekosten zu minimieren. Dafür würde ich mich einsetzen.

Brühl lebt von seiner bunten Vereinslandschaft. Welchen Bezug haben Sie dazu?

Ich bin nie hier weggezogen, bin sozusagen Urbrühler. Ich war im BTV, bin seit rund 25 Jahren im Rotary Club engagiert und begeisterter Karnevalist. Bei den Fidele Bröhler bin ich Senatspräsident und Mitglied des Corps. Ich liebe den Karneval, diese losgelöste Gesellschaft, in der es keine Rolle spielt, wer du bist.