Schon von Berufs wegen ist Michel Biard (35) ein Engel, ein „gelber Engel“ beim ADAC-Pannenservice. Am Samstag war er kurz nach 15 Uhr mit seinem Einsatzfahrzeug auf der Autobahn 553 in Richtung Köln unterwegs, als er auf der Gegenfahrbahn, ein Fahrzeug sah, das ebenfalls in seine Fahrtrichtung fuhr. Ein Falschfahrer.

Biard hupte und winkte, um den älteren Mann am Steuer des silberfarbenen Mercedes auf sich und auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Gleichzeitig alarmierte der ADAC-Mitarbeiter die Polizei. „Der Autofahrer reagierte aber nicht auf mich“, berichtete Biard. Der Fahrer sei auf der Überholspur der A553 dem Verkehr entgegengefahren. Auch andere Autofahrer hupten und blendeten die Scheinwerfer auf, um den Falschfahrer zu warnen. Andere lenkten ihre Fahrzeuge zur Seite, um der Gefahr auszuweichen.

Unentwegt Zeichen an andere Autofahrer gegeben

„Um die ihm entgegenkommenden Autofahrer vor der Gefahr zu warnen, bin ich etwa 50 Meter vorgefahren und habe dem Gegenverkehr über die Mittelleitplanke hinweg ununterbrochen Zeichen gegebenen“, berichtet der 35-Jährige weiter. Das habe zunächst auch funktioniert. Alle Fahrzeuge schafften es rechtzeitig auszuweichen. Inzwischen wurde auch im Verkehrsfunk vor dem Falschfahrer auf der A 553 gewarnt. Doch der blieb konstant auf der Überholspur und fuhr sogar an zwei Abfahrten, in Brühl-Süd (Phantasialandstraße) und in Brühl-Bornheim vorbei.

„Wir waren schon ganz in der Nähe, als es doch zu einem Unfall kam“, berichtet ein Beamter der Autobahnpolizei später. Um 15.15 Uhr stieß der Falschfahrer kurz vor der Anschlussstelle Brühl-Ost mit einem entgegenkommenden Auto zusammen. „Ich habe im Rückspiegel gesehen, dass der Audi-Fahrer nicht mehr ausweichen konnte und mit dem Wagen des Falschfahrers zusammenprallte“, berichtete Michel Biard.

Der ADAC-Mitarbeiter alarmierte Rettungskräfte, drehte an der nur noch etwa einen Kilometer entfernten Abfahrt Brühl-Ost, fuhr zur Unfallstelle und kümmerte sich um die Verletzten, bis die Rettungskräfte und Polizei eintrafen. Durch die Wucht des Aufpralls waren die Fahrzeuge weit auseinander geschleudert.

Die Verletzten seien alle ansprechbar gewesen. „Einer saß auf der Leitplanke, als wir eintrafen, zwei Personen befanden sich noch in ihren Fahrzeugen“, schilderte Feuerwehreinsatzleiter Jens Müller. Ersthelfer kümmerten sich um die Verletzten. Mit drei Rettungswagen, den hauptamtlichen Einsatzkräften und dem Notarzt seien sie schnell an der Einsatzstelle gewesen, weil die Wache nur gut einen Kilometer von der Unfallstelle entfernt liege. Schwere Verletzungen hat der Audi-Fahrer erlitten, ein 42-jähriger Mann aus Köln.

Der Falschfahrer, ein 84-Jähriger aus dem Rhein-Erft-Kreis, wurde leicht verletzt. Noch an der Unfallstelle hat die Polizei seinen Führerschein sichergestellt. Seine 55-jährige Tochter blieb unverletzt. Zum Gesundheitszustand des Schwerverletzten hieß es am Sonntagmittag aus der Kölner Polizeibehörde: „Lebensgefahr besteht keine.“ Ersten Ermittlungsergebnisse der Polizei zufolge waren der 84-Jährige und seine Tochter in einem Mercedes zunächst in Richtung Bliesheim unterwegs gewesen.

Warum der Fahrer in der Baustelle sein Auto wendete, ist unklar. Wegen Bauarbeiten war die A 553 ab Höhe Bliesheimer Kreuz am Wochenende bis Montagmorgen in Fahrtrichtung A1, Richtung Euskirchen gesperrt. Die Unfallaufnahme, Rettungsarbeiten und die Bergung der Fahrzeugwracks dauerten bis in die Abendstunden. So lange sperrte die Polizei die A 553 in Fahrtrichtung Bliesheimer Kreuz. Der Verkehr wurde abgeleitet.