Bergheim – Ein Stück Geschichte verschwindet aus dem Bergheimer Stadtbild: Ein Bagger ist dabei, das alte Bahnhofsgebäude an der Kölner Straße Stück für Stück abzubrechen. Das Haus weicht, um Platz zu schaffen für das geplante Einkaufszentrum, das bis Ende 2018 auf dem weitläufigen Areal entstehen soll.
Strecken wurden Ende des 19. Jahrhunderts eröffnet
Der Bahnhof wirkt allerdings nicht so alt, wie er im Kern tatsächlich ist. Ende des 19. Jahrhunderts wurden überall im Alt-Kreis Bergheim neue Bahnstrecken eröffnet, die Strecke Mödrath–Elsdorf über Horrem und Bergheim am 21. Februar 1897, die Strecke Bergheim–Bedburg am 10. Mai 1897 und die Strecke Bergheim–Rheidt am 15. August 1897, wie der Frechener Historiker Volker Schüler in seinem Buch „Bergheimer Kreisbahn und Mödrath-Liblar-Brühler Eisenbahn AG“ berichtet. Transportiert wurden nicht nur Menschen, sondern vor allem auch Güter: Zuckerrüben, Braunkohle und andere Fracht. Das Bahnhofsgebäude, das zu dieser Zeit in Bergheim entstand, war kleiner als das heutige, wie alte Fotos und Postkarten aus dem Stadtarchiv zeigen. Es gab ein zweigeschossiges Haus mit Giebeldach, dazu noch einen eingeschossigen Gebäudeteil, der später um einen weiteren ergänzt wurde.
Dass sich das nun im Abbruch befindliche Bahnhofsgebäude als zweigeschossiges Haus mit Flachdach präsentiert, dürfte seine Gründe im Beschuss des Bahnhofs gegen Ende des Zweiten Weltkriegs haben. Drei Menschen starben bei einem Bombenangriff auf den Bahnhof am 22, September 1944, und am 28. Februar 1945, kurz vor dem Einmarsch US-amerikanischer Truppen, erhielt der Bergheimer Bahnhof noch einige weitere Volltreffer. Der 1930 geborene frühere Bergheimer Stadtrat Jakob Baumgärtner erinnert sich, dass gleich neben dem Bahnhofsgebäude ein Bunker war. Nach dem Krieg stand dann der Wiederaufbau an.
Im Zweiten Weltkrieg hatte der Bahnhof Bergheim eine besondere Rolle, wie Willem Cremer in seinem Buch „Als in Glesch noch die Dampflok fuhr“ schreibt. „Auf dem Bergheimer Bahnhof wurden unter anderem Glocken aus Angelsdorf, Oberaußem, Königshoven, Kirchherten, Grottenherten und Niederaußem vor ihrem Abtransport gelagert“, berichtet Cremer.
Nach der Zwischenlagerung in Bergheim sollten alle neueren Kirchenglocken sofort für die Waffenproduktion verhüttet werden, Glocken mit kulturhistorischer Bedeutung wurden im Hamburger Freihafen auf Halde gelegt. „Nur besonders alte und wertvolle Glocken durften in den Türmen hängenbleiben.“