Fühlen sich als SündenbockBauern aus Bergheim nehmen an Protest in Bonn teil
Bergheim/Rhein-Erft-Kreis – Die Landwirte im Kreis haben die Nase voll. „Es geht darum, wie mit uns umgegangen wird“, sagt Georg Boekels. Es ist Montagmorgen und Boekels macht sich mit fünf anderen Fliestedener Bauern auf den Weg nach Bonn zum Landwirtschaftsministerium. Dort protestieren zahlreiche Landwirte aus ganz Nordrhein-Westfalen.
Die Landwirte würden in der Debatte um Klimaschutz als Buhmänner für alles hingestellt, beklagen sich Boekels und seine Mitstreiter. „Man nimmt uns die Perspektive und die Motivation“, sagt Boekels. Die Gesellschaft solle sich mal überlegen, ob die Forderungen, die an die Bauern gestellt würden, gerechtfertigt seien. Vieles, was zurzeit diskutiert werde, sei Populismus.
Menschen verlangen höhere Standards
„Man verlangt, dass wir für möglichst kleines Geld die Bevölkerung ernähren“, sagt er. Doch das, was für die Bauern am Ende übrig bleibe, werde immer weniger. „Die Menschen verlangen höhere Standards, aber nur wenige sind bereit, dafür einen angemessenen Preis zu bezahlen“, sagt Christoph Darfeld. „Aber an der Ladentheke wird entschieden, wie produziert wird“, sagt Boekels. Die Leute sollten regional kaufen, aber das könne dann etwas teurer werden. Auch eine gute Tierhaltung koste nun mal, da müssten die Menschen auch mehr für Fleisch bezahlen.
Die Bauern können auch die hitzig geführte Debatte um Glyphosat nicht verstehen. Fast identische Stoffe – das gewässerschädigende Phosphat – fänden sich beispielsweise in Spülmaschinenreinigern. „Man müsste dann auch mal über andere Punkte sprechen“, fordert Boekels. Mit immer mehr Verboten und Verschärfungen sei eine vernünftige Landwirtschaft kaum machbar, sagt er. Die Getreidepreise zum Beispiel seien so niedrig, dass manche Landwirte versuchten, den wirtschaftlichen Schaden damit zu kompensieren, dass sie Flächen anderer Bauern übernähmen und bewirtschafteten. „Aber irgendwann geht auch das nicht mehr“, sagt Boekels Sohn Christian.
Düngerordnung wird verschärft
Ab dem kommenden Jahr soll die Düngeverordnung verschärft werden. Dann dürften die Bauern nur noch 80 Prozent ihres Bestandes düngen. „Dann können wir aber auch weniger ernten“, beklagen sie. Die immer strenger werdenden Auflagen würden ihnen zu schaffen machen.
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Zum Beispiel auch dieser Aspekt des im September verabschiedeten Agrarpakets: Demnach müssten sie zehn Meter Abstand zu Gewässergrenzen einhalten, wenn sie Pflanzenschutzmittel einsetzten, und fünf Meter, wenn die angrenzende Fläche dauerhaft begrünt sei. „Damit müssen wir Flächen aus der Produktion nehmen, die wir nicht bewirtschaften können“, sagt Christian Boekels.
Die Pacht müsste aber für die gesamte Fläche bezahlt werden. „Man unterstellt uns immer, wir würden nichts zum Klimaschutz beitragen“, meint Georg Boekels. Dabei seien es die Bauern, Gärtner und Forstwirte, die die Pflanzen pflegten. Das gehöre mit zu ihrer täglichen Arbeit. Georg Boekels vermutet, dass Nicht-Regierungsorganisationen wie BUND und Greenpeace zurzeit versuchen würden, neue Mitglieder zu bekommen. „Das tragen sie aber auf unserem Rücken aus.“