AboAbonnieren

BezirksligaAaron Herzog trifft mit dem SC Fliesteden auf seinen Ex-Klub BW Kerpen

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt Aaron Herzog vom SC Fliesteden.

Aaron Herzog gibt beim SC Fliesteden die Richtung vor.

Der Spielgestalter kehrt am Sonntag nach einem Ausflug in den Profifußball zu seinem Heimatverein in die Bezirksliga zurück.

Aaron Herzog träumte von klein auf davon, Profifußballer zu werden – wie so viele Junioren im Rhein-Erft-Kreis. Seit dieser Saison kickt er beim SC Fliesteden, einem ambitionierten Aufsteiger mit um die 100 Zuschauer pro Heimspiel, in der Bezirksliga.

Vor einem Jahr war das noch ganz anders, da spielte der heute 26-Jährige noch im Profifußball, vor bis zu 20.000 Zuschauern. Seine Geschichte ist geprägt von einem Erfolg versprechenden Talent, vom Willen sich im Profisport durchzusetzen, aber auch von Entbehrungen, Verletzungen und falschen Entscheidungen.

Von Kerpen in die weite Welt

Angefangen hat alles bei den Bambini von Blau-Weiß Kerpen. Mit elf Jahren folgte der Wechsel in das Nachwuchsleistungszentrum von Borussia Mönchengladbach. Durch diesen Wechsel opferte er einen großen Teil seiner Jugend. Er hatte nicht die Freizeit, die andere Heranwachsende in seinem Alter hatten. Er musste fast jeden Tag nach der Schule zum Training fahren.

„Die ersten Jahre haben mich meine Eltern im Wechsel mit den Eltern eines Mitspielers zum Training gefahren, das war auch für sie eine zusätzliche Belastung“, erinnert sich Herzog. In Mönchengladbach durchlief er alle Jugendmannschaften und absolvierte in der U16 und U18 sogar fünf Länderspiele für die deutsche Jugendnationalmannschaft. Anschließend absolvierte er bei den Profis einige Testspiele und stand zweimal im Bundesliga-Kader.

Ein Fußballspieler schießt auf ein Tor.

Aaron Herzog schießt aus allen Lagen.

Dennoch, der Durchbruch von der U23 zu den Profis gelang ihm nicht. Die Konkurrenz war einfach zu groß und er zu oft verletzt. „In meinem zweiten Jahr bei Gladbach habe ich mir mein Steißbein gebrochen. Im Jahr darauf die Leiste. Ich hatte immer mal wieder Bänderrisse und dadurch keine konstante durchgängige Spielzeit gehabt“, erläutert der technisch begabte Mittelfeldspieler. Außerdem spielte die Pubertät eine Rolle, in der er Entscheidungen traf, die seinen Ambitionen als Fußballprofi entgegenstanden.

Die Borussia hat ihm keine Perspektive mehr aufzeigen können, ein Wechsel des damals 22-Jährigen zum ambitionierten Drittligisten Hansa Rostock an die Ostsee war der Hoffnungsschimmer. Zum ersten Mal weg von Zuhause, ohne Eltern auf sich allein gestellt, sieben Stunden mit dem Auto entfernt. Die dritte Liga sollte nur eine Zwischenstation sein und das Sprungbrett in die Bundesliga.

Debüt im DFB-Pokal

Nach einigen Spielen in der zweiten Mannschaft gab er schließlich im DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart am 13. September 2020 sein Profidebüt. „Das war schon ein geiles Gefühl“, gibt er zu. „Ich weiß auch noch, dass ich danach eine Stunde lang Videoanalyse von mir selbst hatte“, ergänzte der Fußballer schmunzelnd. Der Höhepunkt war der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Als Stammspieler konnte er sich aber bei Hansa nicht etablieren.

Die Folge war ein Wechsel nach nur einer Saison zum Halleschen FC, wieder ein neues Umfeld. Vom Pech verfolgt, zog er sich nach kurzer Zeit einen Kreuzbandriss zu. Um näher an seiner Familie und Freunden zu sein, absolvierte er seine Reha in Köln. „Zu wissen, dass ich wieder raus bin, war für den Kopf schon ziemlich hart. Meine Familie und Freunde haben mir in der Zeit sehr geholfen“, so Herzog. Nach zwei Jahren in Halle, die physisch wie auch psychisch nicht einfach waren, wechselte er zu Alemannia Aachen.

Zurück in den Westen

„Mit dem Wechsel nach Aachen hatte ich auch schon die Intention, wieder näher hier zu sein. Die Leute im Osten sind dann schon etwas anders, während die Rheinländer sehr offen sind. Ich bin hier aufgewachsen, hier fühle ich mich wohl“, begründet er diesen Wechsel.

Nach nur einem halben Jahr wollte er es aber dann doch noch einmal richtig wissen und wechselte zum damaligen Drittligisten VfB Lübeck. Am Ende passte es dort nicht mehr und er beendete im Sommer mit nur 26 Jahren schweren Herzens seinen Traum von einer Profikarriere. „Ich hatte durchgehend Schmerzen beim Spielen und deswegen hat es körperlich, wie auch mental, keinen Sinn mehr gemacht auf diesem Niveau weiterzuspielen“, bilanziert Herzog schweren Herzens.

Ich wollte einfach wieder in die Heimat und Spaß am Fußball haben
Aaron Herzog

Doch ganz ohne das runde Leder geht es natürlich nicht. Sein Freund Mahmud Bashite überzeugte ihn, mit ihm in Fliesteden zu kicken. „Ich wollte einfach wieder in die Heimat und Spaß am Fußball haben“, begründet er diesen Schritt. Zudem kickt Herzog jeden Montag in der Icon League, eine von Fußballlegende Toni Kroos und Influencer Elias Nerlich gegründete Kleinfeldliga.

Wie seine berufliche Zukunft nach dem Fußball aber konkret aussehen soll, weiß er noch nicht. „Vor kurzer Zeit habe ich bei Lidl gearbeitet, einfach um zu wissen, wie es ist, hart zu arbeiten“, schilderte Herzog. „Ich streame aktuell auch auf Twitch. Ich liebe das Gaming und es wäre ein Traum, damit berühmt zu werden.“ Er ist damit wieder dort, wo alles angefangen hat, bei einem tollen Verein aus der Region und wohnhaft in seinem Elternhaus in Kerpen. Jungen Talenten empfiehlt Herzog, immer auf ihren Körper zu hören und in ihre Gesundheit zu investieren.

Am Sonntag um 15 Uhr steht für Aaron Herzog das nächste Spiel in der Bezirksliga an, dann trifft der Spielgestalter mit seinem SC Fliesteden auf seinen Ex-Klub, bei dem alles anfing: BW Kerpen.