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Vögel und StromschnellenIm Selbstversuch mit dem Kajak über die Erft von Bergheim nach Bedburg

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem Bild ist ein wasserscheuer Journalist zu sehen, der nach bestem Gewissen auf der Erft paddelt. Das Kajak ist vorne gelb und hinten rot. Im Hintergrund Büsche und Bäume am Ufer des Wassers.

Unser Volontär macht einen Selbstversuch mit dem Kajak an der Erft

Wie erfahren muss man sein, um mit dem Kajak von Bergheim nach Bedburg zu fahren? Wir machen den Selbsttest.

Ich fahre mit meinem Kajak über die Erft und hoffe, einen der Eisvögel sehen zu können, die hier jagen. Ein Reiher fliegt ein gutes Stück über meinen Kopf, und eine Schwanfamilie schwimmt unbeeindruckt am anderen Ufer.

Neben mir ist auch Dominik mit seinem Kajak. Seit 21 Jahren arbeitet er schon als Guide und begleitet Bootsgruppen von der Zievericher Mühle bis nach Bedburg. Er hat seinen Hund Ares dabei, einen schwarzen Bouvier, der sich auf seine Pfoten legt und ein Schläfchen macht.

Kajak-Tour von Bergheim nach Bedburg auf der Erft

Vor der Fahrt hatte sich etwas Nervosität in die Vorfreude gemischt. Meine einzigen Qualifikationen für Wassersport sind eine Kanufahrt aus der fünften Klasse und eine etwas zu wilde Rafting-Fahrt in Brasilien, in der ich zweimal baden gegangen bin. Auf dem Weg nach Bergheim hoffe ich, nicht zu nass zu werden, und lese dann in den FAQ des Betreibers: „Sie werden nass - da bekommt das Wort ‚Wassersport‘ seine ureigene Bedeutung“.

Los geht es am 1. Stauwehr, unweit der Zievericher Mühle. Dominik verteilt unter unserer 15-köpfigen Gruppe Schwimmwesten und erklärt die Regeln. Die meisten beziehen sich darauf, Abstand zu den Wassertieren zu halten. Ares, der Bouvier, macht die meiste Zeit einen sehr entspannten Eindruck, bellt dann aber aufgeregt jedes zweite Kajak an, das ins Wasser gelassen wird. Offenbar hat er es eilig damit, einzusteigen.

Dann erstmal eine Übung: Jedes Kajak soll einmal bis zur Brücke an der Zievericher Mühle, umdrehen und dann gegen den Strom zurückpaddeln. So bekommt jeder ein Gefühl für das Boot und merkt, dass man wieder zurückkommt, wenn man mal über die Ablegestelle hinausgefahren ist. Die Strömung ist hier nicht besonders stark. „Die Erft ist ein Spazierfluss“, sagt Dominik und berichtet von einer Fahrt zweier Zehnjähriger, die alles ohne Probleme geschafft haben. Das macht Mut.

Jede Menge blau gebänderte Prachlibellen am Fluss

Da man mit dem Strom treibt, kann jeder Teilnehmer die Tour nach eigenem Tempo entlangpaddeln. Wer schnell fahren will, braucht eine gewisse Fitness. Auf einem guten Stück der Fahrt begleiten uns zahlreiche blau gebänderte Prachtlibellen, die mit ihrem flatternden Flug eher an Schmetterlinge erinnern. Irgendwo im Fluss soll auch ein überdimensionierter Wels lauern.

Mit mehr Tempo streift man als Anfänger auch mal die Büsche oder einen der Äste, die die Bäume über das Ufer strecken - besonders, wenn man einen Augenblick lang unkonzentriert ist. Eine unserer Gruppen kentert mehrfach, aber wohl eher auf der Suche nach Abkühlung vor dem heißen Sommertag. Ein Solo-Fahrer muss zwar mit weniger manpower auskommen, hat dafür aber größere Kontrolle, weil kein Beifahrer in die falsche Richtung paddelt. Hinten sollten die erfahrenen Fahrer als Kapitäne sitzen, denn ihre Paddelschläge lenken das Kajak stärker. Die meiste Zeit fährt unsere Gruppe durch eine vom Bäumen abgeschirmte Oase. Das Geäst lichtet sich aber um den Bergheimer Stadtteil Glesch herum und erlaubt einen Blick auf St. Cosmas und Damian.

Auf dem Bild ist der Guide auf seinem Kajak zu sehen, der ein Paddel hält. Vor ihm steht sein Hund an der Spitze des Kajaks. Im Hintergrund die Erft und die Uferböschung.

Kajak-Guide Dominik von Sport und Spass und sein Hund Ares

Wir kommen zum ersten Wehr. Dem sollte man nicht zu sehr nähern, wovor auch ein Schild rechtzeitig warnt – die Bedeutung des Stromaufwärts-Tests erschließt sich spätestens jetzt, ist aber eher eine Absicherung für alle Fälle. Der Guide ist da schon vorausgefahren und wartet am Ufer, um jedem Einzelnen beim Aussteigen zu helfen. Die Kajaks tragen wir dann an Land um das Wehr herum, um auf der anderen Seite wieder auf dem Fluss weiterfahren zu können.

Vor dem zweiten Stauwehr in Bedburg ist Schluss

Das zweite Stück der Tour ist dann etwas anspruchsvoller. Hier gibt es ein paar Stromschnellen, für die wir genauere Anweisungen bekommen: Bis zur Brücke links halten, dann rechts, dann mittig. Besonders ängstlichen Menschen kann dieser Teil der Strecke schon mal imponieren. Die Strömung verschafft den Booten mehr Tempo, die bei schlechter Lenkung auch schon mal einen der Brombeerbüsche am Ufer streift, wenn man sich zu weit nach außen treiben lässt. Hier halten sich auch diejenigen zurück, die mit Absicht kentern, sonst treibt das Paddel schnell davon.

Es gibt auch eine längere, vierstündige Tour. Nach Absprache würde Dominik auch eine mehrtägige Tour bis zum Rhein machen. Heute booten wir aber vor dem 2. Stauwehr in Bedburg wieder aus, die Kajaks werden dort wieder eingeladen. Wer hier einen Shuttle-Service gebucht hat, kann zum Startpunkt zurückfahren, die nächste Bushaltestelle ist aber nicht weit.

Zu den Kajak-Touren

Die Sport und Spaß Event GmbH bietet Kajak-Touren auf der Erft an. Man kann für Gruppen ab zehn Personen eine eigene Tour buchen oder sich einer gebuchten Fahrt anschließen. Die Preise reichen von 20 bis 57 Euro pro Person – wer die längere Tour buchen oder allein in einem Kajak sitzen will, zahlt höhere Preise. Für Schulklassen gibt es Vergünstigungen. Erreichbar ist der Betreiber unter 0172/2727004 und auf dieser Website.