Der Bergheimer Geschichtsverein hat sein 33. Jahrbuch herausgegeben. Darin findet man viele lokale Perlen, unter anderem zu einem Tierprozess.
Neues GeschichtsbuchAls in Bergheim ein Schwein zum Tode verurteilt wurde
Immer wieder finden sich in Quellen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit kuriose Tierprozesse. In Basel soll es ein Hahn gewesen sein, der verurteilt und hingerichtet wurde. Dem mutmaßlichen Täter wurde vorgeworfen, ein Ei gelegt zu haben.
In Bergheim ereilte das Todesurteil dagegen ein Schwein, wie Heinz Andermahr im neuesten Jahrbuch des Bergheimer Geschichtsvereins beschreibt. Im Jahre 1582 wurde es von einem Gericht schuldig gesprochen - es hatte in Oberaußem ein sechs Wochen altes Kind getötet. Ob das Schwein wirklich an der Gerichtssitzung teilnahm, lasse sich nicht mehr sagen, aber offenbar galten Tiere in dieser Zeit als eigenständige Rechtssubjekte.
Bergheim: Von der Römerzeit bis zur Gegenwart
Neben diesen Geschichten hält das 33. Jahrbuch des Bergheimer Geschichtsvereins noch so manche lokale Perle aus der Bergheimer Historie bereit. Die Themen, die die zwölf Autorinnen und Autoren des Jahrbuchs aufgreifen, reichen dabei von der Römerzeit bis zur Gegenwart.
So können Archäologie-Enthusiasten erfahren, was zuletzt alles im Rhein-Erft-Kreis ausgebuddelt wurde. Petra Tutlies, Leiterin der Außenstelle des Amtes für Bodendenkmalpflege in Nideggen-Wollersheim, gibt einen Überblick über Grabungen aus den Jahren 2022 und 2023. Im Buch sind auch Fotos und eine Karte der verschiedenen Grabungen zu sehen. Ein anderer Beitrag widmet sich römischen Münzfunden aus Thorr.
Fans der lokalen Sportgeschichte kommen mit dem Jahrbuch ebenfalls auf ihre Kosten. Jürgen Perlick hat einen gut bebilderten Beitrag des Bergheimer Motorsportlers Matthias Wasel verfasst, dem rheinischen Schrittmacherkönig und Radrennfahrer Christian Junggeburth widmete Helmut Schrön einen Text.
Buch des Bergheimer Geschichtsvereins beschreibt auch den lokalen NS-Widerstand
Eindrücklich ist auch Dieter Kempkens Aufsatz zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Bergheim. Ihm gelingt dabei ein differenziertes Bild, das die Aktionen von Widerständlern beschreibt und gleichzeitig daran erinnert, dass ein Großteil der Bevölkerung opportunistisch auf die Judenverfolgung reagierte.
So beschreibt er unter anderem, wie einzelne Menschen in Ichendorf im Bereich der Beisselgrube Lebensmittel über einen Stacheldrahtzaun warfen, um Zwangsarbeitern zu helfen. Er verschweigt aber auch nicht, dass die Ernährungslage sich 1942 verschlechtert hatte und einige Menschen später gegen die „zu gute Versorgung“ von Zwangsarbeitern protestierten. In Wahrheit stellte der Sicherheitsdienst des Lagers fest, dass der „Ausfall von Arbeitskräften wegen mangelnder Ernährung, Unterbringung und Verpflegung“ immens hoch gewesen sei.
Das 236 Seiten lange Jahrbuch des Bergheimer Geschichtsvereins gibt es für 20 Euro in der Mayerschen Buchhandlung in der Fußgängerzone in Bergheim. Mitglieder des Geschichtsvereins bekommen es kostenlos zugesandt.