Gebäude soll erst untersucht werdenVereine sollen altes Bedburger Rathaus nutzen

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Bevor neue Nutzer ins alte Rathaus einziehen können, muss das Gebäude untersucht werden.

Bedburg – Die Idee ist schon mehr als 15 Jahre alt, und gegen den Antrag der CDU gab es keine Einwände in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung am Dienstagabend: Das alte Rathaus am Marktplatz soll Vereinen zur Verfügung gestellt und für die Brauchtumspflege genutzt werden. „Auch kleinere kulturelle Veranstaltungen sind denkbar oder ein Heimatmuseum“, sagte die CDU-Sprecherin Gudrun van Cleef.

Die CDU regte einen Arbeitskreis an, dem ausschließlich Bedburger Vertreter angehören sollten. „Dort kann erörtert werden, was man im alten Rathaus machen könnte“, sagte Gudrun van Cleef. Erst danach sollten externe Kräfte, etwa Architekturbüros hinzugeholt werden. „Wir wollen uns nicht von außen sagen lassen, was wir in Bedburg umsetzen.“

Torsten Stamm: „Wir wissen erschreckend wenig über das Haus“

Jedoch bat die Verwaltung um ein exakt umgekehrtes Vorgehen, und der Ausschuss folgte dem Vorschlag: Erst sollten Gutachter das Gebäude, das seit der Zusammenführung der Verwaltung im umgebauten Kasterer Rathaus frei ist, unter die Lupe nehmen und schauen, was dort überhaupt machbar ist. „Wir wissen erschreckend wenig über das Haus“, sagte Fachdienstleiter Torsten Stamm.

Bekannt sei, dass die Nahtstelle zwischen dem alten Rathaus und dem angebauten Torbogen in einem schlechten baulichen Zustand sei. Es gebe Probleme beim Brandschutz, bei den Fluchtwegen und mit der baulichen Substanz. „Wir müssen das Haus erst mal inspizieren“, sagte Torsten Stamm. „Wir brauchen bitte noch ein wenig Zeit.“ Zunächst sollten Fachleute sich Gedanken darüber machen, was unter den gegebenen Voraussetzungen in dem Gebäude möglich ist.

Die Geschichte des alten Bedburger Rathauses

Bis 1938 gehörte das Haus im Herzen der Stadt der jüdischen Familie Franken. Die Nationalsozialisten enteigneten die Familie. In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 stürmten SA-Leute das Haus, in dem die Familie Franken einen Landhandel betrieb. Albert Franken wurde für mehrere Wochen in „Judenschutzhaft“ genommen. Seine Mutter, die mit Herzproblemen im Krankenhaus gegenüber lag, holte die SA wieder heraus: „Juden haben in einem deutschen Krankenhaus nichts zu suchen.“

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15.000 Mark hat die Stadt Bedburg im Jahr 1950 als Entschädigung an die Überlebenden der Familie Franken gezahlt, das Haus wurde als Verwaltungssitz genutzt. Es beherbergte neben dem Jugendamt auch Schulverwaltung, Ordnungsamt, Bürgerbüro, Sozialamt, Standesamt und das Amt für Wohnungswesen.

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