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„Die wollen uns kaputtmachen“Konzertgesellschaft streitet mit der Stadt Bedburg

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Zwei Frauen spielen gemeinsam auf einem Flügel. Sie sind in Schwarz gekleidet.

Das Pianistinnenduo Anna und Ines Walachowski

Anna Walachowski, Vorsitzende der Konzertgesellschaft, hat jetzt ihren Rücktritt angekündigt.

Es kracht offenbar ordentlich im Gebälk der Kooperation zwischen Konzertgesellschaft und Stadt-Kulturabteilung. Anna Walachowski, Vorsitzende der Konzertgesellschaft, hat jetzt ihren Rücktritt angekündigt. Ihre Schwester Ines Walachowski will zunächst weiter die Geschäfte führen. Beide denken jedoch über eine Veränderung in der Zusammenarbeit von Stadt und Konzertgesellschaft nach.

Bislang organisiert die 2006 von den Walachowski-Schwestern, die als vielbeachtetes Pianistinnen-Duo gelten, gegründete Gesellschaft sieben Konzerte pro Jahr, jeweils in Kooperation mit der Stadt, die in der Werbung unterstützt, die Schlossarkaden samt Technik bereitstellt und sich dafür in ihrem Kulturkalender mit den meist hochkarätigen Konzerten schmücken darf. Die Konzertgesellschaft verpflichtet – nicht zuletzt dank der hervorragenden Kontakte, über die Anna und Ines Walachowski verfügen — die Künstlerinnen und Künstler und organisiert die Veranstaltungen.

Bedburg: Streit zwischen Pianistinnen-Duo und der Stadt

Jetzt könnte die fruchtbare Liaison jäh enden. Die Vorwürfe sind massiv: Hermann-Jürgen Schmitz, Kulturmanager der Stadt, habe Geld aus Kartenvorverkäufen in Höhe von rund 2500 Euro erst mit über halbjähriger Verspätung abgeliefert. Die Stadt teilt auf Anfrage mit, dass das Geld in der Stadtkasse mangels korrekter Deklaration durch den Einzahler nicht korrekt habe verbucht werden können. Das sei auch mit der Konzertgesellschaft geklärt worden.

Der stadteigene Bösendorfer-Flügel sei seit zwei Jahren nicht mehr in vollem Umfang zu bespielen, lautet ein anderer Vorwurf Walachowskis. Pianisten hätten ihre Programme für Schlosskonzerte ändern müssen, „weil sie auf dem Flügel das Geplante nicht spielen konnten“, klagt Walachowski. Das habe Schmitz stets bestritten. Stadtsprecher Nico Schmitz teilt dazu jetzt mit: „Um den bestmöglichen Umgang mit dem städtischen Flügel zu gewährleisten, haben wir ein entsprechendes Gutachten in Auftrag gegeben. Das durch die Stadt beauftragte Gutachten zum Zustand des Flügels hat nunmehr ergeben, dass eine Überarbeitung des Flügels angezeigt ist und auch durchgeführt werden soll. Über die Schritte haben wir Frau Walachowski informiert.“

Konzertgesellschaft soll Zuschüsse nicht erhalten haben

Von 2018 bis 2023 habe die Stadt der Konzertgesellschaft keine Zuschüsse mehr gezahlt, beklagt Anna Walachowski. Die Stadt kontert, dass sich der Verein selbst habe tragen können. Die Stadt stellt dar, konkrete Verträge und Vereinbarungen seien stets eingehalten worden, ebenso vereinbarte finanzielle Unterstützungen stets gezahlt worden. Die Reihe der Vorwürfe lässt sich mit fehlenden Terminvergaben für Konzerte der Konzertgesellschaft im Jubiläumsjahr 2026 und konkurrierenden Veranstaltungen in Bedburg seitens der Stadt-Kulturabteilung fortsetzen.

„Wir müssen jetzt die Künstler buchen. Sonst bekommen wir sie nicht mehr nach Bedburg“, sagt Anna Walachowski . Ihre Vorwürfe gehen soweit: „Die wollen uns kaputtmachen. So geht Kultur nicht“. Auch an den Bürgermeister hat sie sich gewandt. „Herr Schmitz wirkt seit langem schon gegen uns und sabotiert unsere ehrenamtliche Arbeit“, schrieb sie in einem Brief an ihn. Die Stadtverwaltung beharrt derweil darauf, dass alle genannten Vorwürfe in Gesprächen zwischen Stadt und Vereinsvorstand längst ausgeräumt seien. „Die Vorwürfe von Frau Walachowski kommen für uns zur Unzeit, haben wir die angesprochenen Punkte in der Vergangenheit in guten Gesprächen bereits persönlich miteinander geklärt.“

Weiter heiß es: „Nach langjähriger und guter Zusammenarbeit hätten wir uns bei Missstimmungen ein anderes Vorgehen gewünscht. Die Mail von Frau Walachowski entspricht leider genau dem Stil, den sie moniert. Dieses Vorgehen gegenüber einem unserer Mitarbeiter werden wir nicht tolerieren.“ Anna Walachowski will den Verein weiterhin kommissarisch führen, „bis ein Nachfolger gefunden ist“. Sie und ihre Schwester denken jedoch schon in eine andere Zukunft: „Wir könnten aus der Kooperation mit der Stadt aussteigen. Dazu müsste uns die Stadt aber das Schloss unentgeltlich zur Verfügung stellen. Damit steht und fällt der Plan“, sagt Anna Walachowski, die in der neuen Konstellation in den Vereinsvorstand zurückkehren, „aber nicht mehr mit der Stadt zusammenarbeiten“ wolle. Dazu müsse aber zunächst eine Mitgliederversammlung beraten und entscheiden, skizzieren beide das geplante weitere Vorgehen.