Stephan Habscheid hatte er schon immer mit Baggern zu tun. Jetzt fotografiert er ihre größten Vertreter am Tagebau.
Das Hobby zum Beruf gemachtDieser Bedburger Fotograf nimmt den Tagebau vor die Linse
Wie monströs die Maschinen sind, die am Tagebau zum Einsatz kommen, ist aus der Distanz schwer zu erkennen. Auf Stephan Habscheids Fotografien sieht man die Kohlebagger bei Sonnenuntergang, ein paar lange Wolkenfetzen am Himmel, oder die Absetzer stehen hell erleuchtet in der Dunkelheit der Landschaft, die sie geschaffen haben.
Die Zerstörung der Umwelt blende der Fotograf in dem Moment aus, in dem er seine Bilder macht, auch wenn er durchaus seine Meinung zum Kohleabbau hat. „Ich habe drei Jahre in Elsdorf gelebt und gesehen, wie ganze Orte verschwunden sind.“
Die schiere Größe der Kohlebagger fasziniert Stephan Habscheid
Auch wenn Stephan Habscheid seit Jahren in Bedburg wohnt, nennt er immer noch Mondorf seine Heimat. In dem kleinen Ort bei Niederkassel ist er aufgewachsen. Dort habe sich zwar viel verändert, und nicht alles zum Guten, aber er fühle sich dort heimisch. „Ich könnte an den schönsten Orten der Welt leben, aber ich weiß genau: Mondorf ist meine Heimat. Wenn man mir jetzt Mondorf wegnehmen würde, ich käme dahin und würde kein Mondorf mehr sehen, man hätte mir meine Grundlage geraubt.“
Trotzdem fasziniert ihn die schiere Skala dessen, was Menschen bauen können und was diese Gerätschaften dann ermöglichen. Jeder, der mal etwas Großes fotografieren wollte, wird nachempfinden können, dass es nicht so leicht ist, diese Dimensionen ins Bild zu bringen. „Wir Menschen sehen ja anders als die Kamera.“
Der Bedburger Fotograf hatte schon immer mit Baggern zu tun
Der 52-Jährige ist hauptberuflich Ausbildungsmeister. Azubis kommen wochenweise zu ihm, um alles über Hochbau zu lernen, und auch privat sind seine Kompetenzen nützlich. Er hat sein Haus selbst gebaut, mit Kamin. Den hätte er sich nicht leisten können, wenn er damit jemanden hätte beauftragen müssen. „Ich bin ein Baumensch, ich habe schon immer mit Baggern zu tun gehabt. Bagger sind ja für kleine Kinder schon reizvoll.“
Doch wie kam Stephan Habscheid zur Fotografie? Er hatte schon immer vor sich hin geknipst, um Erinnerungen einzufangen. Auf dem LVR-Turm in Köln hatte er schließlich ein „Erweckungserlebnis“, das ihm den Reiz eines durchkomponierten Bildes lehrte. Zur blauen Stunde waren der Dom und die Hohenzollernbrücke beleuchtet. „Das war meine erste Nachtaufnahme. Es muss um 2015 rum gewesen sein, in der Weihnachtszeit.“ Das Bild hängt immer noch als Großformat an einer Wand in seinem Bedburger Zuhause.
Der Fotograf ging aufs Ganze und reiste durch Europa
Nach diesem Startschuss wusste er, dass die Fotografie seine Leidenschaft war. Mit seinem damaligen Equipment stieß er dabei an Grenzen. Er musste sich also fragen, ob er wirklich tiefer in die Materie einsteigen konnte: Eine Kamera für Tausende Euro zu kaufen hieß, dass er als Nächstes eine Reihe teurer Objektive brauchte. „Aber wie rechtfertigst du das dir selbst gegenüber? Und wie bringe ich das meiner Frau bei, dass ich da jetzt die nächsten Jahre zehn, zwanzig, vielleicht dreißigtausend Euro investiere?“ Einfach mal auszuprobieren war da für ihn keine Option.
Habscheid ging aufs Ganze. Er meldete 2017 ein Gewerbe an und veranstaltet seitdem Workshops. Und er baute sich eine Präsenz bei Social Media auf, mit der er weitere Interessenten für seine Workshops und seine Leidenschaft gewann.
„Ich bin dann ein bisschen durch die Welt gereist, habe also mein Hobby gelebt.“ Er reiste durch Deutschland, Dänemark, Frankreich, Italien, Österreich, die Schweiz. „Alles, was man mit dem Auto so machen kann, um die Welt zu sehen. Um die Dinge, die es dort zu sehen gibt, ins richtige Bild zu rücken.“ So kam er auch auf neue Ideen, etwa die Milchstraße über der Burg Eltz zu fotografieren, wozu er nun ebenfalls zweimal im Jahr Workshops anbietet.
Nächster Tagebau-Workshop am 9. November
Mittlerweile hat Habscheid 4.000 Follower auf Instagram, wo er viele seiner Bilder postet. Von der Fotografie allein kann er nicht leben. Er will damit vor allem seine Ausrüstung auf einem guten Stand halten. „Ich bin ja ein bisschen technikaffin. Ich brauche nicht immer die neueste Technik, freue mich aber über ein neues Objektiv.“
In seinem nächsten Workshop am 9. November führt er wieder ein paar Teilnehmer zum Tagebau. „Ich bin schon am Wochenende davor einmal unterwegs, alle drei Tagebaue anfahren. Ich habe meine Spots, aber der Tagebau lebt ja und bewegt sich. Letztes Jahr haben die mir einen traumhaften Spot genommen, der ist nicht mehr.“ Vorher seien noch Umweltaktivisten dort aktiv gewesen, dann seien die Bagger gekommen.