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Neues SchuljahrIst das Bedburger Silverberg-Gymnasium das Real Madrid unter den Schulen?

Lesezeit 4 Minuten
Oliver Großmann trägt ein schwarzes Polo-Hemd. Hinter ihm ist eine Wand bemalt, etwa mit einer eine bunte Aufschrift mit dem Wort Gymnasium.

Ein Besuch des Silverberg Gymnasiums in Bedburg mit Oliver Großmann

Am Mittwoch startet das neue Schuljahr. Dr. Oliver Großmann erzählt von seiner Vorfreude als Lehrer.

„Wir sind das Real Madrid der Schulen an der Erft“, sagt Dr. Oliver Großmann über das Bedburger Silverberg-Gymnasium. Es ist kein übertriebenes Eigenlob des Geschichts- und Lateinlehrers, wenn man bedenkt, dass kürzlich drei Schülerinnen aus Bedburg den „Deutschen Gründerpreis für Schüler:innen“ gewonnen haben. Sie hatten ein Konzept für Spülen entwickelt haben, die im Haushalt Wasser sparen.

Doch trotz aller Erfolge: ganz so voll wie das Bernabeu-Stadium wird das Gelände wohl nicht, wenn es am Mittwoch um 7.50 Uhr wieder losgeht. Immerhin 950 Schülerinnen und Schüler und 75 Lehrkräfte werden dann zusammen den zuletzt verwaisten Schulhof mit Leben füllen.

Olver Großmann erzählt, wie die Schule in Bedburg den Start gestaltet

Damit beginnt für viele Kinder ein neues Kapitel. Oliver Großmann, der auch Pressesprecher der Schule ist, zeigt sich voller Vorfreude: „Ich empfinde das immer als einen unglaublich kreativen und aufregenden Zeitpunkt.“ Denn die Schülerinnen und Schüler, die er schon aus den letzten Schuljahren kennt, kommen mit neuen Erfahrungen zurück, man müsse sie neu kennenlernen. „Es ist ja auch die längste Zeit, in der ich sie nicht sehe.“ Er ist gespannt auf die Gesichter, die neu in die Schule dazukommen. „Es ist immer wieder ein Neustart in eine gemeinsame Zeit, in der wir uns fragen, wie wir sie gestalten wollen. Da wird man nicht alt, weil man sich immer mit Menschen beschäftigt, die ihre Jugend mitbringen.“

Die neuen Fünftklässler sind dabei schon etwas mit der Schule vertraut, für sie gab es im Sommer ein großes Fest mit einem Spielenachmittag. Die neuen Schülerinnen und Schüler konnten da schon erste Freundschaften schließen und ihre Klassenlehrer kennenlernen. Das gibt etwas Orientierung für den ersten Schultag. „Wir werden sie noch mal offiziell begrüßen. Damals waren sie ja noch Gäste hier, jetzt sind es unsere Schülerinnen und Schüler.“

Sie bekommen auch ihren neuen Stundenplan – zwei Jahrgangsstufen bekommen sogar iPads. „Das ist für uns ein ganz wichtiger Schritt“, so Großmann. „Es ist kein elternfinanziertes Leasingmodell. Der Schulträger begreift es als seine Aufgabe, gute Bildung in Bedburg möglich zu machen.“ Jeder Raum ist mit elektronischen Whiteboards ausgestattet, mit Papier werde nicht mehr so viel gemacht.

Der Lateinlehrer hofft auf Offenheit für sein Fach

Dass es in einer Konstellation mit so vielen Menschen, in der jeder seine Prägung mitbringt, auch Konflikte gibt, ist für ihn selbstverständlich. Bei 28 Kindern pro Klasse sind vielleicht auch ein paar dabei, die ihre Schwierigkeiten mit Latein haben. „Ich war nicht gut in Mathematik“, erzählt Großmann. Wenn man das von sich weiß, kann man auch empathisch damit sein, wenn man einen Schüler nicht dorthin bringen kann, wo man es ursprünglich geplant hat.

Grundsätzlich hofft Großmann aber auf Offenheit für sein Fach, denn Latein ist für ihn keine tote Sprache. Auch wenn man damit nicht im Urlaub kommunizieren könne, helfe die intensive Beschäftigung mit der Sprache dabei, ihre Struktur zu verstehen, analytisch vorzugehen und auch ihre Schönheit wahrzunehmen. Zudem werde man damit weniger anfällig für Populismus und könne erkennen, wo Demagogen zu schlechten Argumenten greifen.

Es gehe dabei gar nicht darum, dass das bei jedem Kind gelingt. „Ich versuche jeden möglichst dort abzuholen, wo er ist, und das Angebot zu machen. Und da feiere ich Erfolge und Misserfolge.“ Ein Weg, seine Klassen abzuholen, ist der Hinweis darauf, dass die zugrundeliegenden Themen der antiken Texte, ob Liebe, Krieg oder menschliches Zusammenleben, auch einen Bezug zu ihrer Gegenwart haben. Erzähle man etwa vom Circus Maximus, könne man darauf hinweisen, wie Sport Menschen immer noch begeistere. „Bildung ist nicht die Akkumulation von Wissen. Bildung ist Wissen erwerben und anschließend eine eigene Haltung zu entwickeln, zur Welt, zu mir selbst, zu meinem sozialen Umfeld, zu den großen Fragen dieser Zeit.“

Der erste Schultag ist für alle Beteiligten aufregend

Alles in allem bleibt der erste Schultag sowohl für Lehrkräfte als auch für die Schülerinnen und Schüler aufregend. Je nach Alter werden auch neue Klassen gebildet, man denkt vielleicht darüber nach, wohin die nächste Klassenfahrt geht. Im Verlauf des Halbjahres warten besondere Aktionen, etwa Sportfeste, die zwei Jahrgangsstufen zusammen bestreiten. Es steht ein Austausch mit einer Schule im polnischen Kozy an, und am 4. Oktober gibt es ein den „Clean-Up-day“, in dem die Schülerinnen und Schüler durch die Bedburger Wälder und Straßen laufen und Müll aufsammeln.

Letzten Endes gehe es beim Unterrichten darum, ihnen in der Zeit, in der sie dem Silverberg-Gymnasium anvertraut sind, das mitzugeben, was sie für ihre Entwicklung brauchen. „Ich will, dass sie wissen, wer sie sind, ihre Stärke und Schwächen kennen und eine Position zur Welt einnehmen.“