40 Jahre „Schule am Römerturm“Geborgenheit verleiht den Schülern Flügel

Die Schüler der „Schule am Römerturm“ probieren mit Eifer im Unterricht von Monika Christoffels die Instrumente aus.
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Bergheim-Thorr – Inklusion ist im Zuge geplanter Schulgesetzänderungen mit dem Ziel belegt, Menschen mit und ohne Behinderungen an Regelschulen gemeinsam zu unterrichten. „Wir machen hier beispielhafte Inklusion, indem wir die unterschiedlichsten Schülerinnen und Schüler auf das normale Leben vorbereiten“, hält Schulleiterin Monika Christoffels dagegen. Und das tut die kreiseigene „Schule am Römerturm“ mit Schwerpunkt Geistige Entwicklung seit nunmehr 40 Jahren.
Als „Peter-Petersen-Schule“ gegründet, wurde die Schule vor drei Jahren umbenannt nach der Straße, an der sie liegt. Peter Petersen war durch bekanntgewordene Aufsätze im Nachhinein in die Nähe des Nationalsozialismus geraten, was ihn als Namensgeber diskreditierte. Am Schulalltag geändert hat die Umbenennung jedoch wenig.
Schon Franz-Josef Glasmacher als Gründungsschulleiter hatte zusammen mit seiner langjährigen Konrektorin Mechthild Vogt-Papenhoff das Ziel, den Schülerinnen und Schülern in den 13 Schuljahren nicht nur die für einen Berufsweg nötige Bildung mitzugeben, sondern sie auch so weit fit fürs Leben zu machen, dass sie in mehr oder weniger betreuten Wohnformen weitgehend selbstständig leben können.
In einem kleinen Flachbau mit 40 Kindern und Jugendlichen startete 1973 die Schule, die aus der Tagesbildungsstätte der Lebenshilfe in Bedburg-Kirdorf hervorgegangen war. 1987 und 2004 errichtete der Kreis neue Trakte, so dass jetzt 118 Schüler aus Bergheim, Bedburg, Elsdorf und aus Teilen von Kerpen von 45 Sonderschul- und Fachlehrern unterrichtet werden. Genauso viele arbeiten im Umfeld: Freiwillige, Begleitkräfte, Therapeuten, Krankengymnasten und Logopäden.
Statt Jahrgangsklassen gibt es drei Alters- und die Berufspraxisstufe, in der die Schüler intensiv auf das Leben nach der Schule vorbereitet werden. Dazu hat die Einrichtung viele Wege vorgezeichnet. Die Schulgruppen treten im Dorf bei Veranstaltungen auf, gehen in Bergheim gemeinsam einkaufen oder finden in Kooperationen Anschluss. Dazu gehört ein Kunstprojekt mit Bergheimer Hauptschülern, gemeinsames Training mit der ASG Elsdorf, Ferienspiele mit der Lebenshilfe.
„Bei uns wird die Inklusion gelebt“, versichert Monika Christoffels. „Oft wollen die Schüler gar nicht in die Ferien gehen und sind froh, wenn diese zu Ende sind“, weiß sie.
Unterrichtet wird von 8 bis 15 Uhr das normale Programm, allerdings sind die Schritte oft andere. „Wir lesen Shakespeare , aber für manche wird es erst verständlich, wenn sie den Text spielen dürfen“, sagt die Schulleiterin. Auch bei Hänsel und Gretel wurde das Märchen durch einen Waldspaziergang mit Lebkuchenhaus und abschließendem Besuch der Kinderoper erst lebendig.
Christoffels hofft, dass die Schule auch nach der Schulgesetzänderung bestehen bleiben kann, wenn Eltern entscheiden dürfen, ob ihr Kind die Förderschule oder den gemeinsamen Unterricht (GU) der Regelschule besucht.
Der zwölf Jahre alte Benny hätte dort wohl große Probleme mit dem Selbstbewusstsein. Im Musikunterricht der Unterstufe blüht er auf. Er kennt nicht nur die Buchstaben des Wortes „Xylofon“. Zur Freude von Jessica, Josy, Giovanni, Havvano, Ayleen und Darwin, die sich auf ganz unterschiedliche Weise in den Unterricht einbringen, kann er auch ganze Melodien zum Klingen bringen.
Die Geborgenheit verleiht den Schülern Flügel. Das beweist auch das rege Interesse am Ehemaligen-Treffen, mit dem das Festjahr beginnt. 55 frühere Schüler und Lehrer haben sich zum Erinnerungskaffee angemeldet. Ein Festakt, bei dem auch der rührige Förderverein mitwirkt, schließt sich mit großem Schulfest am Sonntag, 28. April, an. Im September steht zudem ein musikalischer Abend mit den Schul- und Kooperationsensembles auf dem Festprogramm.