Wupper-GrundstückKaufpark und Tankstelle in Leichlingen sind verkauft
Leichlingen – Nach jahrelangem Stillstand überschlagen sich die Ereignisse in der Leichlinger Stadtplanung plötzlich dramatisch. Am Donnerstagabend erst hatte der Ratsausschuss für Infrastruktur mit einem Beschluss für den Neubau des Rathauses wie berichtet für einen Paukenschlag gesorgt.
Am Morgen danach die noch größere Sensation: Immobilien-Besitzer Philipp Kiefer hat den Kaufpark und die Aral-Tankstelle an der Neukirchener Straße verkauft. Neuer Eigentümer ist das Leichlinger Architektur- und Stadtplanungsbüro „Pässler Sundermann + Partner“.
Gemeinsam mit Bürgermeister Frank Steffes gaben die fünf Gesellschafter des Büros die Überraschung am Freitag bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Rathaus bekannt. Der dabei demonstrierte Schulterschluss sollte gleich ein Zeichen setzen: Die neuen Eigentümer wollen bei der Umsetzung der bislang gescheiterten Ideen zur Modernisierung und Attraktivierung des Areals zwischen Wupper, Rathaus und Stadtpark eng mit Stadt und Rat zusammenarbeiten.
Steffes zeigte sich hocherfreut. Diese Entwicklung sorgt mit einem Schlag für eine neue Lage in der Innenstadtdebatte. Die Wende eröffnet wieder Perspektiven, die längst verschüttet schienen.
7000 Quadratmeter
Über den Kaufpreis für den seit Jahren am heißesten diskutierten Flecken Erde in Leichlingen schweigen sich die Investoren, Martin, Andreas und Klaus Pässler, Michael Sundermann und Clemens von Dryander, aus. Die 7000 Quadratmeter umfassen Tankstelle und Kaufpark bis zum Uferweg sowie die westliche Hälfte des Kundenparkplatzes bis hinter der Einfahrt von der Neukirchener Straße.
Was sie mit dem Kaufhaus-Gebäude anstellen wollen, wenn der Supermarkt am 11. März für immer schließt, wollen sie in Ruhe überlegen. Einen Nachmieter für die Markt-Etagen gibt es nicht.
Die laufenden Mietverträge für das Fitnessstudio im Obergeschoss und die Tankstelle bestehen fort. Von Abbruch bis Sanierung, von einem neuen Vollsortimenter bis zu Wohnungsbau sei grundsätzlich alles möglich. „Wir wissen es selbst noch nicht,“ sagte Andreas Pässler, „wir wollen gemeinsam eine optimale Lösung finden.“
Das Beste dürfe es gerne sein, weil ihnen die Stadt, in der sie arbeiten und teils auch wohnen, am Herzen liege. „Der Zweck des Erwerbs ist es, den Standort für eine positive Entwicklung im Sinne der Stadt Leichlingen zu sichern“, heißt es in ihrer ersten Stellungnahme.
Mit Entwürfen wollen sie warten, bis Ende 2017 das Integrierte Handlungskonzept vorliegt, das Wege zur Stadterneuerung aufzeigen soll. „Der Zeitpunkt ist optimal“, sieht Clemens von Dryander den Entwicklungschancen optimistisch entgegen.
Mit Kiefer sei man schon „seit Jahren“ im Dialog. Denn das Trauerspiel um die ständig scheiternden Ideen rund um die Stadtparks habe auch sie bewegt. Ende 2016 seien die Gespräche dann konkreter geworden und sie hätten sich „einen Ruck gegeben“ und ihm ein Kaufangebot vorgelegt.
Deal des Jahres
Die Dramaturgie des Finales war am Donnerstag dann filmreif. Während die Politiker am Abend im Ratssaal einmal mehr den Stillstand in der Stadtplanung beklagten und Visionen fürs Rathaus entwarfen, saß eine der Schlüsselfiguren der Tragödie, Philipp Kiefer, mit den Pässlers beim Notar. Um 22 Uhr wurden die Verträge unterschrieben, war der Leichlinger Deal des Jahres perfekt.
Kein Politiker ahnte etwas von der Wende, die sich während ihrer x-ten Debatte zum Thema vollzog. Nur Bürgermeister Steffes war eingeweiht, aber zum Stillschweigen verdammt. Er schien in der Sitzung zunehmend nervöser zu werden. Denn er wusste, dass der zum Entsetzen seiner SPD soeben gefasste Beschluss für Neubau statt Sanierung des Rathauses wenige Stunden später voreilig erscheinen würde.
Nachbargrundstück
Die Rathaus-Frage steht zwar nicht unmittelbar im Zusammenhang mit dem Nachbargrundstück von Kaufpark und Tankstelle. Aber mit den neuen Partnern ergeben sich plötzlich wieder ganz neue Optionen und Kooperationen, sogar Tauschgeschäfte sind nicht mehr ausgeschlossen.
Steffes hat die Fraktionen am Freitag nach der Pressekonferenz über die neue Lage informiert – und bereits dafür geworben, die Entscheidung zum Rathausneubau im Licht der neuen Ereignisse noch einmal zu überdenken.
Die neuen Eigentümer
1978 ist das Architektur- und Stadtplanungsbüro „Pässler Sundermann + Partner“ gegründet worden. Seinen Sitz hat es heute in der Bahnhofstraße 13a in Leichlingen. Im Team arbeiten 13 Ingenieure, Architekten, Stadtplaner, Landschaftsarchitekten und Statiker. Fünf sind Teilhaber der Gesellschaft: Die Brüder Andreas und Martin und ihr Vater Klaus Pässler, Michael Sundermann und Clemens von Dryander. Zu ihren Visitenkarten gehören das Wohngebiet Wupperbogen, das Burscheider Badehaus, der Bahnhof Pattscheid und der neue Marktplatz Lützenkirchen.
Das Projekt auf dem Kaufpark-Gelände an der Wupper managen sie über eine Objektgesellschaft, die noch einen neuen Namen bekommt. (hgb)