Wohnquartier UferstraßeNicht nur teure Penthäuser mit Dachterrassen
Leichlingen – Dass Bauherren im Rathaus offene Türen einrennen, kommt nicht alle Tage vor. Vor allem in Leichlingen nicht, wo irgendein Politiker erfahrungsgemäß immer ein Haar in der Suppe findet. Insofern hatte Unternehmer Gernot Paeschke am Montagabend in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung fast schon ein Heimspiel. Denn seine Präsentation der Bebauung des Gärtnereigeländes an der Uferstraße gegenüber des Friedhofs stieß auf große Zustimmung.
Vor allem die Tatsache, dass in seinen Häusern in bester Lage nicht nur Eigentumswohnungen und Penthäuser mit Dachterrassen entstehen, sondern auch sozialer Wohnungsbau zu erschwinglichen Mieten geplant ist, öffnete Paeschke die Herzen.
Doch ganz ohne Stolperstein kam auch der Geschäftsführer der Langenfelder Immobilienfirma im Ratssaal nicht davon: Die Verkehrslage im Karree von Ufer-, Schul- und Poststraße, die Furcht vor Parkplatznot rund um Grundschule und Friedhof und die ewige oppositionelle Klage Richtung Stadtverwaltung und SPD-Bürgermeister über das Fehlen eines gesamtstädtischen Verkehrskonzeptes sorgten dafür, dass es auch über diesem Bauvorhaben zum Zwist und Paeschke nicht ganz ungeschoren davon kam.
Mehrheit für den Bebauungsplan
Der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Uferstraße wurde nach ausführlicher Debatte zwar beschlossen. Aber nur mit acht Ja-Stimmen bei sieben Enthaltungen. Denn die CDU wollte die Angelegenheit wegen ihrer Ansicht nach ungelöster Verkehrsprobleme vertagen – sie kam mit diesem Antrag aber nicht durch.
Wie berichtet plant die Paeschke GmbH auf dem Gelände der stillgelegten Gewächshäuser und des Blumengeschäftes Pusch das „Wohnquartier Uferstraße“ mit fünf drei- bis fünfgeschossigen Mehrfamilienhäusern, begrünten Dächern, Hausgärten im Erdgeschoss und Tiefgarage. Den Bau will Paeschke so rasch wie irgend möglich realisieren, sagte er zu. In zwei Abschnitten – zunächst im Innenbereich, danach an der Front zur Uferstraße, wo zuvor (in frühestens vier Jahren) noch das Wohnhaus abgebrochen werden muss.
Von den rund 70 Wohnungen will Paeschke ein Fünftel mit öffentlicher Förderung errichten und zu Mieten um sechs Euro pro Quadratmeter anbieten. Als Roland Ohm die Zustimmung der Grünen zum Bauvorhaben von einem höheren Anteil an Sozialwohnungen, am liebsten 40 Prozent, abhängig machte, erhöhte Paeschke die Quote noch in der Sitzung zur allgemeinen Zufriedenheit von gut 20 auf 30 Prozent und kündigte an, dies in der Kalkulation durch gestaffelte Mieten auszugleichen. Von außen werde man den verklinkerten und einheitlich ausgestatteten Gebäuden keine Unterschiede im Preisniveau ansehen.
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Sprecher aller Ratsfraktionen begrüßten das große Bauprojekt grundsätzlich, manche nannten die schon ausgereifte Planung gar „exzellent“ (Stefan Clemen, UWG). Marin Steinhäuser (Bürgerliste) fand es aber „unverantwortlich“, dass sich die Verwaltung noch nicht mit der Verkehrsproblematik beschäftigt habe. Lothar Esser (FDP) hat ebenfalls Bedenken, will das Verfahren aber nicht verzögern.
Dierath auf der Kippe
Die Klimaschutzsiedlung in Dierath, die Bauunternehmer André Kleinpoppen wie berichtet auf dem Feld am Ortseingang plant, ist im Stadtentwicklungsausschuss kritisch andiskutiert worden. Die Meinungsbildung über die beantragte Ökosiedlung mit acht Eigenheimen ist in den Fraktionen noch nicht abgeschlossen. Ein Beschluss über die Aufstellung eines Bebauungsplanes wurde noch nicht gefasst, das Projekt stattdessen einstimmig zunächst bis zur Ratssitzung am 16. Mai vertagt.
Einerseits äußerten die Politiker Sympathie für klimagerechte Wohnhäuser. Bedenken betreffen hingegen die Inanspruchnahme von Freiflächen im Außenbereich und die Arbeitsüberlastung der Bauverwaltung, die eine Vielzahl größerer und innerstädtischer Vorhaben abzuarbeiten hat. (hgb)
Anders die CDU, die wissen will, wo denn Besucher von Friedhof und Grundschule künftig parken sollen, wie Rad- und Schulweg gesichert werden können. Gernot Paeschke hat sich schon Gedanken gemacht, die ein Verkehrsgutachten klären soll: Einbahnstraße, Kurzzeit-Parkregelungen, Bau eines Parkplatzes auf dem Friedhofsgelände.
Bahnhof in Sichtweite
Für die evangelische Kirchengemeinde saß Kirchbaumeister Helfferich Preuschen im Publikum und hörte mit, dass auch Paeschke nicht daran denkt, die alte Weißdornhecke auf der Friedhofsseite der Uferstraße anzutasten. „Unsere Autos will ich komplett von der Straße haben“, verwies der Investor auf die eigene Tiefgarage und auf einen Fuß- und Radweg vom Innenhof seiner Wohnanlage zur Schulstraße. Angesichts der Nähe zum Stadtzentrum und zum kaum 400 Meter entfernten Bahnhof gehe er davon aus, dass viele der neuen Bewohner gerne aufs Auto verzichten werden.