SPD LeichlingenEin Zelt soll die Kultur retten
Leichlingen – Die Aula abgesoffen, der Rathauskeller mit Stadtarchiv und Haustechnik überschwemmt, Jugendzentrum überflutet, Hallenbad zerstört – die Folgen der Hochwasserkatastrophe schwappten auch in die Klausurtagung der Leichlinger SPD-Fraktion. Die Sozialdemokraten trafen sich am Wochenende – erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie nicht per Videokonferenz, sondern wieder leibhaftig, so der Fraktionsvorsitzende Matthias Ebecke – um politische Initiativen zu besprechen.
Den angerichteten Flutschäden will man nicht tatenlos zuschauen. Die SPD schlägt die Aufstellung eines Zelts für Kulturveranstaltungen vor, will jetzt eine Entscheidung über die Sanierung des Rathauses fällen und die Jugendarbeit dezentral ermöglichen. Am Donnerstag informierte die Fraktionsspitze in einer Pressekonferenz über beschlossene Anträge und aktuelle Entwicklungen.
Sondierungs-Gespräche
Und während zeitgleich in Berlin Sondierungsverhandlungen der Bundespartei für eine Ampel-Koalition liefen, kündigte Ebecke an, dass man die eigenen Vorschläge mit den anderen Fraktionen diskutieren wolle. CDU, Grüne und Bürgerliste werde man zu Abstimmungsgesprächen einladen, um im Leichlinger Rat, wo ja eine Jamaika-Koalition regiert, Mehrheiten zu schmieden. Das gilt besonders für die ungewisse Zukunft des Sitzes der Stadtverwaltung.
Rathaus: Jetzt, so Ebecke, müsse eine Entscheidung über Sanierung oder Neubau des Rathauses her. Bürgermeister Steffes habe die Fraktionen aufgefordert, sich zu positionieren. Und die SPD sei nach wie vor für die Aufstockung und Sanierung des Gebäudes am jetzigen Standort. Angesichts der ohnehin fälligen Erneuerung der technischen Anlagen und der Renovierungen in Keller und Erdgeschoss mache es nun „hochgradig Sinn“, auf dieses Ziel hin zu arbeiten. Dem entgegen steht ein alter Beschluss der Ratsmehrheit für einen Neubau an einem noch nicht ausgewählten Standort. Aber die SPD will die Sanierung des Altbaus aus den 70ern beantragen.
Aula: Weil der größte Saal der Stadt nach der Überflutung für lange Zeit nicht genutzt werden kann, beantragt die SPD die Aufstellung eines beheizbaren Großzeltes, damit Chöre, Vereine und Kulturbüro wieder Veranstaltungen abhalten können. Dass das Kulturleben in Nachbarstädte abwandere, sei „kein Zustand“, erklärte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Roswitha Süßelbeck. Einen Standort für ein solches Zelt nannte die SPD nicht. Aber die Balker Aue drängt sich dafür sicher auf.
Verkehrs-Planung
Zwei gute Nachrichten aus den Beratungen in Kreis und Land wertet die SPD als wichtige Schritte für den Bus- und Bahnverkehr in Leichlingen:
Die Buslinie 255 verkehrt ab dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember zwischen dem Leichlinger Busbahnhof und Witzhelden im 30-Minuten- Takt, was eine Verdoppelung der Fahrten bedeutet. Die Linie wird zudem bis Hilgen verlängert und der derzeitige Umstieg am Stadtpark entfällt.
Die S-Bahnlinie 1, die aus Essen über den Flughafen Düsseldorf kommend bisher in Solingen endet, wird über Leichlingen und Opladen nach Köln verlängert. Diese Streckenführung habe sich in der Machbarkeitsstudie des Nahverkehrs Rheinland als die beste erwiesen. Leichlingen bekäme mit ihr eine Verbindung in die Landeshauptstadt. Das dauert allerdings noch mehrere Jahre. Die neue Strecke muss nun vom Land beschlossen werden. Dafür ist der Bau eines zusätzlichen Gleises erforderlich. (hgb)
Jugendzentrum: Damit die Jugendarbeit bis zur Sanierung des überflutet gewesenen Hauses nicht brachliegt, sollen dezentrale Angebote vorbereitet werden. Gruppen, Kurse oder Veranstaltungen könnten zum Beispiel im Schulzentrum, im Bürgerhaus oder in jenem Zelt organisiert werden.
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Bürgerbeteiligung: SPD-Ratsherr Tobias Rottwinkel will als Vorsitzender des Ausschusses für Soziales, Ordnung und bürgerschaftliche Beteiligung (SOB) das B im Namen stärken. Die Partizipationsmöglichkeiten für die Bevölkerung hält die Fraktion für ausbaufähig. „Junge Leute habe ich bei den Workshops zur Innenstadtplanung zu wenige gesehen“, nennt Rottwinkel eine Zielgruppe. Die Verwaltung wird aufgefordert, alle Beteiligungsprozesse aufzulisten und zu aktivieren, das Jugendparlament und die Schulen besser einzubinden und die Resonanz auf die Online-Mängelanzeigen zu bilanzieren.