AboAbonnieren

Ermittlungen ausgeweitetSexuelle Gewalt gegen Kinder in Rhein-Berg steigt weiter

Lesezeit 2 Minuten
Eine Kriminaloberkommissarin beim Polizeipräsidium Mittelhessen sitzt in einem Büro vor einem Auswertungscomputer auf der Suche nach Kinderpornografie und Fällen von sexuellem Missbrauch.

Die Ermittlungen im Hinblick auf sexuelle Gewalt gegen Kinder und Kinderpornografie ist seit dem Aufdecken des weit verzweigten Pädophilennetzes nach einer Festnahme 2019 in Bergisch Gladbach deutlich ausgeweitet worden.

Warum die von der Polizei in Rhein-Berg ermittelten Fälle zunehmen – Seit der Festnahme eines Gladbachers 2019 hat sich einiges verändert.

Durch den Bergisch Gladbacher Vater, der sein Kind missbraucht hat und Bildmaterial davon mit anderen Pädokriminellen geteilt hat, ist Ende 2019 eine der größten Ermittlungen in der Geschichte des Landes ausgelöst worden, die ein selbst über die Grenzen Deutschlands hinausgehendes Netz von Pädokriminellen aufgedeckt hat. Die Folgen zeigen sich auch in der aktuellen Kriminalitätsstatistik des Kreispolizei Rhein-Berg.

Denn seit 2019 sind die Ermittlungen in Sachen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie unter nicht zuletzt durch NRW-Innenminister Herbert Reul stark ausgeweitet worden. „Und je mehr wir ermitteln, desto mehr finden wir auch“, so Rhein-Bergs Kripo-Chef Marc André Linden. In Zahlen heißt das: Seit 2018 hat sich die Zahl der im Kreisgebiet ermittelten Fälle von sexueller Gewalt gegen Kinder fast verdreifacht, die Zahl der zur Anzeige gebrachten Herstellung beziehungsweise Verbreitung von Kinderpornografie fast verzehnfacht (siehe „In Zahlen“).

Je mehr wir ermitteln, desto mehr finden wir auch.
Marc André Linden, Direktionsleiter Kriminalität der Kreispolizei Rhein-Berg

Zwar ging die in der Jahresbilanz erfasste Zahl zu Delikten rund um die Herstellung und Verbreitung von Kinderpornografie im vergangenen Jahr wieder etwas zurück – das liege aber lediglich daran, dass in der Statistik Fälle erst bei Abgabe an die Staatsanwaltschaft gezählt würden, so Kripo-Chef Linden. „Die Schreibtische unserer Ermittler aber sind mit Fällen von Kinderpornografie gefüllt.“


Die Statistik in Zahlen

  1. 57 Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern hat die Kreispolizei im vergangenen Jahr erfasst, 16 waren es noch im Jahr 2019 gewesen. Seitdem hat die Zahl der Fälle in diesem Bereich stetig zugenommen.
  2. Die Zahl der Fälle von Herstellung beziehungsweise Verbreitung von Kinderpornografie hat ist seit 2019 von 12 auf 77 gestiegen. Eigentlich hätte die Vorjahreszahl von 108 noch weiter steigen müssen, so Rhein-Bergs Kripo-Chef Marc André Linden. Da man aber bei den Fällen kaum hinterherkomme, lägen deutlich mehr noch auf den Schreibtischen der Ermittler als an die Staatsanwaltschaft hätten nach Abschluss der Ermittlungen abgegeben werden können. Erst dann aber flössen sie in die Statistik ein, so der Leiter der Direktion Kriminalität der Kreispolizei. (wg)

Zugenommen hätten unterdessen auch die Fälle, in denen Kinder und Jugendliche kinderpornografisches Material achtlos beispielsweise in Messengerdiensten auf dem Handy weiterleiteten. Selbst wenn Erwachsene das mitbekämen und entsprechendes Material jemand anderem aus Sorge weiterleiteten, um ihn darüber zu informieren, machten sie sich bereits selbst strafbar.

Gesamtzahl der Sexualdelikte ging erstmals seit 2019 leicht zurück

Erstmals seit 2019 leicht um 21 Taten auf 330 zurückgegangen ist im Kreisgebiet die Gesamtzahl der Sexualdelikte, zu denen dann auch unter anderem sexuelle Belästigung und exhibitionistische Handlungen zählen. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren erfasste die rheinisch-bergische Kreispolizei noch lediglich 97 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Allerdings sei seitdem auch das Sexualstrafrecht verschärft und der polizeiliche Fokus in diesem Bereich deutlich erhöht worden, so die Verantwortlichen.

Mehr als ein Sechstel (57) der 330 im vergangenen Jahr im Rheinisch-Bergischen Kreis erfassten Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung waren indes sexuelle Gewalt gegen Kinder.

Die Zahl der zur Anzeige bei der Polizei gebrachten Vergewaltigungen blieb mit 37 gegenüber dem Vorjahr konstant. Allerdings gehen Experten hier auch weiterhin von einem hohen Dunkelfeld insbesondere auch bei Taten innerhalb von Beziehungen aus.