Eine Schülergruppe des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums Rösrath besuchte die KZ-Gedenkstätte Auschwitz und hielt das in Texten und Bildern fest.
„Vergessen wäre die wahre Vernichtung“Rösrather Schülergruppe sammelt tiefe Eindrücke in Auschwitz
Die schwer vorstellbare Zahl von 1,3 Millionen ermordeten Menschen im Vernichtungslager Auschwitz wollte Schülerin Lilli anschaulich machen: Sie kam auf die Idee, einen Strich für jedes Opfer zu zeigen. „Es hat viele Stunden gedauert, einfach nur Striche zu tippen“, berichtet sie über die Umsetzung am Computer. Ergebnis waren 105 Seiten, eng bedruckt mit Strichen.
Lillis Projekt ist ebenso eindrucksvoll wie andere Ansätze von Schülerinnen und Schülern der Q2 am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, die bei einer Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz gesammelten Erfahrungen und ihre Gedanken dazu auszudrücken.
An der Fahrt im Januar nahmen 34 Jugendliche teil und die Lehrkräfte Stephanie von Gaertner, Christopher Villarreal und Christian Weiß. Das Interesse an der Fahrt in der Q2 war größer als die Zahl der Plätze, Schülerinnen und Schüler mit einem Schwerpunkt im Fach Geschichte wurden bevorzugt. Nach der Fahrt haben sich die Teilnehmenden wiederholt getroffen, um ihre Eindrücke zu verarbeiten und sich auszutauschen. Sie haben inzwischen eine Präsentation mit Texten und Bildern erstellt, die auf mehreren Stellwänden in der Schule zu sehen ist.
Schüler halten Auschwitz-Besuch in Videoaufnahmen fest
Die Beteiligten zeigen sich dankbar, dass sie so tiefe Eindrücke wie bei dieser Fahrt sammeln konnten. Der Besuch der KZ-Gedenkstätte sei „wahrscheinlich die krasseste Erfahrung in meinem bisherigen Leben“ gewesen, sagt Henry, der gemeinsam mit seinem Mitschüler Julius vor Ort in der Gedenkstätte Videoaufnahmen machte, mit denen sie die Eindrücke bei ihrem Rundgang eingefangen haben.
In dem Video äußert Henry, was ihm gerade durch den Kopf geht, mindestens ebenso große Wirkung geht von den Bildern aus der Gedenkstätte aus. Die überraschende Erfahrung, dass er beim Verlassen der Gedenkstätte „Glücksgefühle“ gehabt habe, erklärt er damit, dass zuvor die Grausamkeit des Orts stundenlang jede Regung von Glück unterdrückt habe.
Atmosphäre in Auschwitz ist „metallisch, abweisend“
Auch eine andere Schülergruppe setzt auf visuelle Eindrücke, zeigt Fotos der im Januar verschneiten Gedenkstätte, die Kälte ausstrahlen – die Witterung verstärkt diese Empfindung. „Es wirkt wie ein sehr kalter Ort“, sagt Christian Weiß, Lehrer für Französisch, Geschichte und Wirtschaft-Politik. Die Atmosphäre sei „metallisch, abweisend“. Ein weiterer Schülerbeitrag stellt Porträts von Gefangenen in den Vordergrund. Eine Schülergruppe blickt auch auf den Aufbau des Lagers, eine andere auf die nationalsozialistische Propaganda vor Ort.
Eindrucksvoll ist auch ein langes Gedicht, in dem die Schülerinnen Emilia, Lucia und Sarah ihre Eindrücke und Gedanken zusammengetragen haben. „Genau hier, wo wir gerade lang laufen, liefen auch damals tausende von Menschen lang“, heißt es darin. „Diese Gefühle ziehen uns in ihren Bann“, ist eine weitere Gedichtzeile.
Sie hätten sich gefragt: „Hätten wir damals etwas gegen das Nazi-Regime gesagt?“, so die Schülerinnen in ihrem Text. Auf Zeichnungen, die im Lager gefangene Kinder angefertigt haben, blickt eine weitere Schülergruppe. Mia stellt eigene Kinderbilder, die sie im Alter von sechs oder sieben Jahren gezeichnet hat, gegenüber: „Ich glaube, man sieht sehr stark den Unterschied“, findet sie. Ihre eigenen Kinderbilder seien voller Fantasie, in den Zeichnungen der gefangenen Kinder sei dagegen nur die grausame Realität des Lagers wiedergegeben.
Vor diesem Hintergrund wollen mehrere Schülerinnen und Schüler vor allem eine „Botschaft an kommende Generationen“ vermitteln wie Ben und Pauline: Jeder trage „die Verantwortung, eine Welt zu schaffen, in der Respekt, Toleranz und Menschlichkeit die Grundpfeiler unserer Gesellschaft sind“. Schülerin Chanjah sieht in Auschwitz eine „Mahnung an die Zukunft“ und stellt fest, dass „Vergessen die wahre Vernichtung wäre“. Alexander und Kaspar mahnen: „Das Wichtigste ist, dass jeder sich mit der Geschichte auseinandersetzen sollte.“