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Zu wenig NutzerBürgerbus „Rö-Bus“ in Rösrath stellt Betrieb ein

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau und ein Mann wollen an der Haltestelle Bitze in den Rö-Bus, den weißen Rösrather Bürgerbus, einsteigen.

Der Rö-Bus auf seiner ersten Fahrt, hier an der Haltestelle Bitze: Der Bürgerbus stellt zum 31. März 2023 seinen Betrieb ein.

Maximal zehn bis zwölf Personen im Jahr nutzen in Rösrath den Bürgerbus regelmäßig. Über Alternativen wird nun diskutiert.

Der Rösrather Bürgerbus (Rö-Bus) stellt seinen Fahrbetrieb ein. Unmittelbar vor Weihnachten hat der Verein Rö-Bus den 2016 mit der Busgesellschaft RVK geschlossenen Vertrag über den Bürgerbus-Betrieb gekündigt. Damit verkehrt die vom Bürgerbus-Team betriebene Linie 424 nur noch bis zum 31. März.

Grund für das Aus ist die sehr geringe Nachfrage nach dem Bürgerbus-Angebot, die nach den Corona-bedingten Einschränkungen und monatelangen Betriebspausen nicht wieder auf das vor der Pandemie gewohnte Niveau gestiegen ist. So zählte der Verein Rö-Bus im Jahr 2022 weniger als 1000 Fahrgäste. Vor der Pandemie, im Jahr 2019, nutzten fast 4000 Fahrgäste das Angebot.

Rösrath: 18 Fahrer sind ehrenamtlich im Einsatz

Zwar verkehrte der Bürgerbus im Januar und Februar 2022 nicht, ohne diesen Effekt läge die Fahrgastzahl im Gesamtjahr aber schätzungsweise auch nur bei rund 1200 – das ist weniger als ein Drittel des Fahrgastaufkommens von 2019 Zudem weist der Vorstand von Rö-Bus in einem Schreiben an die RVK darauf hin, dass hinter den 1000 oder 1200 Fahrgästen im Gesamtjahr „maximal“ zehn bis zwölf Personen stünden, „die den Rö-Bus regelmäßig ein- bis zweimal pro Woche nutzen“.

Angesichts dieser geringen Nachfrage sei der ehrenamtliche Einsatz von 18 Fahrerinnen und Fahrern in wöchentlich rund 35 Stunden „deutlich unverhältnismäßig“. Und der nötige Sachaufwand sei „absolut unwirtschaftlich“. Die Frage nach dem Sinn stellten offenbar auch die Aktiven im Fahrerteam, insbesondere dann, wenn Fahrten an einem kompletten Vormittag oder Nachmittag „ganz ohne Fahrgast“ blieben – was durchaus vorkam, wie Axel Breunsbach vom Verein Rö-Bus erklärt.

Wenn wir unser Bürgerbus-Angebot um 7 Uhr gestartet hätten und bis 20 Uhr gefahren wären, hätten wir mehr Fahrgäste erreicht.
Axel Breunsbach, Verein Rö-Bus

„Der Bedarf ist einfach weggebrochen“, stellt er fest. Offenbar seien „während der Pandemie nicht nur Familien, sondern auch Nachbarschaften wieder deutlich näher zusammengerückt“ und hätten sich unterstützt, auch bei notwendigen Autofahrten. Vor diesem Hintergrund beginnt die Suche nach möglichen Alternativangeboten, zumal der Verein Rö-Bus trotz des endenden Linienbetriebs zumindest vorerst weiterbestehen soll.

Der Seniorenbeirat habe die andernorts genutzten „Mitfahrerbänke“ ins Gespräch gebracht, ist aus dem Rö-Bus-Verein zu hören. Allerdings können sich Fahrgäste bei diesem Angebot nicht auf eine Mitfahrgelegenheit verlassen. Daher wird auch über Fahrten „on demand“ (auf Anforderung) diskutiert, also letztlich Taxibus-Fahrten, wie es sie auf bestimmten Strecken bereits gibt. Ein solches Angebot ließe sich ausbauen.

Dabei komme der ehrenamtliche Einsatz allerdings an Grenzen, sagt Breunsbach. Wenn ein solches Angebot an sieben Wochentagen und auch frühmorgens sowie abends bis 22 Uhr organisiert würde, sei dies über ehrenamtlichen Einsatz nicht zu leisten. „Da müssen Professionelle ran“, stellt er fest. „Wenn wir unser Bürgerbus-Angebot um 7 Uhr gestartet hätten und bis 20 Uhr gefahren wären, hätten wir mehr Fahrgäste erreicht“, berichtet er. Es hätten sich durchaus Interessierte für Fahrten zu diesen Zeiten beim Verein Rö-Bus gemeldet.

Auf der Suche nach Alternativen schaltet sich auch der Beigeordnete Ulrich Kowalewski (CDU) ein, der sich für die Stadt Rösrath besonders für den Start eines Bürgerbus-Angebots einsetzte. Er sei darüber schon mit dem überraschend verstorbenen Vereinsvorsitzenden von Rö-Bus, Karlheinz Batzer, im Gespräch gewesen. Batzer und er seien „sehr enttäuscht“ gewesen, dass die Idee „Bürger fahren für Bürger“ nun „zu Ende gehen muss“. Mit RVK und Verein Rö-Bus würde er gern „ein Anschlussangebot erreichen, das auch akzeptiert wird“.


Bürgerbusverkehr in anderen Rhein-Berg-Kommunen

  1. In Odenthal fährt der Bürgerbus nach Linien-Fahrplan. Zwischen Januar und Oktober 2022 nutzten 10261 Fahrgäste den Bus. Herausfordernd für den Verein war stets – neben der Bereitstellung des nötigen ehrenamtlichen Fahrpersonals – die Finanzierung. Konzessionär ist die Kraftverkehr Wupper-Sieg AG (Wupsi), die den Bürgerbus aber nicht finanziere, so der Vorsitzende Hans-Georg Frohberger. Es mangelt an Barzahlern (zwölf Prozent der Einnahmen). Denn Fahrgäste mit Zeitkarten der Wupsi fahren im Bürgerbus kostenlos mit, was für den Verein ein Problem darstellt. Wichtigste Einnahmequelle für den Bürgerbus sind daher die Fahrten von Kindern zur Schule und zu Kindertagesstätten gegen monatliches Entgelt der Eltern. Zudem Werbeeinnahmen und eine finanzielle Zuwendung der Gemeinde. (spe)
  2. In Kürten rollt der Bürgerbus seit mehreren Jahren auf Abruf: Statt eines festen Fahrplans kann er bei Bedarf zu festgelegten Haltestellen beordert werden. Damit werden Leerfahrten vermieden. (cbt)
  3. In Overath gibt es seit 2009 einen Bürgerbusverein, der aktuell werktags außer mittwochs und samstags Fahrten auf einer Linie insbesondere durch Wohngebiete zwischen Overath-Mitte und Untereschbach anbietet. Dabei hält er gezielt direkt vor Supermarkteingängen, um für Einkaufsfahrten attraktiv zu sein. Eine Fahrt nach Marialinden wird seit kurzem nur noch nach Voranmeldung angeboten. (wg)