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BesuchSchulministerin nimmt Einsicht in die ewige Baustelle von Rösrath

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Schulministerin Dorothee Feller besucht Freiherr-vom-Stein-Schulzentrum

Lernen in der Baustelle: Schulministerin Dorothee Feller (3.v.r.) besichtigt das Freiherr-vom-Stein-Schulzentrum in Rösrath, das seit Jahren saniert wird.

Die 70er und die Zukunft in einem: Bei einem Besuch im Rösrather Schulzentrum bekam NRW-Schulministerin Feller viel zu hören und zu sehen.

Man mag es nicht glauben, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Mehr als 40 Jahre nach der eigenen Schulentlassung wirkt das Rösrather Freiherr-vom-Stein-Schulzentrum an einigen Stellen so, als wäre die Zeit stehen geblieben. Ein alter, speckiger Teppichboden in einem Klassenzimmer, das einmal ein Sprachlabor war – und immer wieder abgehängte Decken mit großen Lücken in der Verkleidung. Um die Zeitreise in 70er Jahre, in die Jugend der Babyboomer-Generation, perfekt zu machen, müssten die Schulgemeinden ihrer Besucherin, NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU), jetzt nur noch Käseigel und Erdbeerbowle kredenzen und dazu ABBA abspielen. Vielleicht "Money, Money, Money".

Schulministerin Dorothee Feller besucht Freiherr-vom-Stein-Schulzentrum

Dieses Klassenzimmer diente früher als Sprachlabor.

Das tun die Lehrerinnen und Lehrer von Gymnasium, Gesamtschule und Realschule dann aber doch nicht, als eine große Delegation am Freitagnachmittag durch das ab 1965 errichtete Schulzentrums läuft. An der Spitze die Ministerin aus Düsseldorf, dahinter die örtlichen Landtagsabgeordneten Martin Lucke (CDU) und Tülay Durdu (SPD), die Rösrather Bürgermeisterin Bondina Schulze (Grüne), ihre neue technische Beigeordnete Bianca Lorenz und Schulausschuss-Vorsitzender Dr. Markus Heider (CDU).

Für die Kleinsten das Beste

Der Ortstermin, so hat es Gymnasial-Lehrerin Katharina Weber vorher erklärt, soll keine Anklage werden. Aber eine Erfahrung. Die Besichtigung hat etwas von einer Kneipp-Kur, ein Wechsel aus warm und kalt. Eiskalt. Der 70er-Jahre-Muff im ehemaligen Sprachlabor, das heute als Raum einer neunten Klasse dient, kontrastiert mit dem hochmodernen Klassenzimmer inklusive digitaler Tafel einer sechsten Klasse, die übrigens – on top – dabei auch noch eine fantastische Aussicht ins Bergische Land hat. „Für die Kleinsten das Beste“ ist die Philosophie dahinter, denn alles gleichzeitig geht nicht. Das extreme Gegenteil wiederum ist die Anmutung von Raum 319: Der sogenannte Physikraum befindet sich im Rohbau-Zustand und ist nicht zu nutzen. An anderer Stelle erinnert sich Ausschussvorsitzender Markus Heider: „Der Schrank war schon zu meiner Zeit da.“ Heider ist Jahrgang 1971.

Heiner Plückebaum, der Direktor des Gymnasiums, sorgt sich ein wenig, dass ein zu schlechtes Bild von seiner Schule entstehen könnte. Aber dagegen stehen seine Lehrerinnen Katharina Weber und Claudia Katthagen mit ihren Herzensbekenntnissen. Während die Ministerin noch im Vorgespräch (ohne Presse) in der Bibliothek weilt, lobt Biologie- und Deutschlehrerin Weber die unglaublich gute Atmosphäre an der Schule, das Kollegium, die Schülerinnen und Schüler. Das tut auch ihre Naturwissenschafts-Kollegin Katthagen: Dass sie trotz der Enge, trotz des eklatanten Mangels an Fachräumen an ihrer Schule bleibe und keinen Versetzungsantrag stelle, hänge mit der den tollen Menschen und deren Engagement zusammen. Einig sind sich die beiden Pädagoginnen aber in einem: „Wir brauchen Hilfe.“

Schulministerin Dorothee Feller besucht Freiherr-vom-Stein-Schulzentrum

So modern kann Schule sein: Schulleiter Heiner Plückebaum (M.) vor der digitalen Tafel einer sechsten Klasse.

Die Schule befindet sich seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts im Sanierungszustand, und das bei laufendem Betrieb. Viel sei schiefgegangen, Maßnahmen seien nicht richtig koordiniert worden. Der Wassereinbruch 2021 in der im Bau befindlichen Mensa habe das Schulzentrum noch mehr zurückgeworfen. Gleichwohl betont Lehrerin Weber mehrfach, es gehe nicht ums Anklagen. Bei der Stadt Rösrath sei man sehr bemüht, viele hätten ihre eigenen Kinder auf der Schule. Und Bürgermeisterin Bondina Schulze bricht am Rande des Rundgangs eine Lanze für den Stadtrat: „Uns ist bisher kein einziger Euro verweigert worden.“

Wir sind mit den Räumen an der absoluten Grenze. Wenn jetzt irgendwo ein Wasserschaden wäre, müssten wir die Klasse nach Hause schicken.
Heiner Plückebaum, Leiter des Rösrather Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums

Ministerin Feller sagt in Gegenwart der Presse nicht viel, sie schaut hin und hört zu. Einmal weist sie auf die angespannte Lage der öffentlichen Haushalte in Zeiten der Krisen hin. Die Ministerin hatte vorher eine Unterredung hinter verschlossenen Türen und hat hinterher noch eine, da mit Lehrenden, Lernenden und Eltern. Einmal spricht sie, als nämlich im ehemaligen Sprachlabor eine Lehrerin die Wahl der Location erklärt: „Das bildet unsere Realität ab. Wir leben seit Jahren in einem Provisorium.“ Schulleiter Plückebaum ergänzt: „Wir sind mit den Räumen an der absoluten Grenze. Wenn jetzt irgendwo ein Wasserschaden wäre, müssten wir die Klasse nach Hause schicken.“

Da wendet sich die Ministerin an die Technische Beigeordnete Bianca Lorenz: „Sie haben doch bestimmt einen Zeitplan?“ Die antwortet: „Ich würde das alles gerne besser beantworten. Ich bin seit drei Wochen technische Beigeordnete.“ Bis zum nächsten Schuljahr sei der Erweiterungsbau fertig, und „dann brauchen wir eine neue Lösung“. Es werde über Modulbauten nachgedacht, doch die lägen nicht auf Halde und die Stadt müsse das Vergaberecht beachten. Für die weiteren Baumaßnahmen hat die neue Kommunalbeamtin noch keinen Zeitplan, aber: „Ich habe einen Wunsch.“ Und sie verrät auch, welchen: dass es schneller gehen möge als in der Vergangenheit.