Eigenes und GesammeltesRösrather Künstlerin Mary Bauermeister und ihre Ausstellungen
Rösrath – Der Monat Juni war für die Forsbacher Künstlerin Mary Bauermeister ein Hype der Ausstellungen: In der Wiesbadener „Kirche des Humors“ des Fluxus-Sammlers Michael Berger zeigte sie große Exponate wie die Installation „Zuvielisation“ mit einem fünf Meter hohen Holzstuhl und einem Riesentisch. Wenig später folgte der nächste Höhepunkt: An einem Sonntagvormittag im Frauenmuseum Bonn und am Nachmittag in der Galerie Rosemarie Bassi in Remagen startete die Doppel-Ausstellung „Kunst von Anderen – Warum eine Künstlerin Kunst sammelt“.
Mary Baumeister erklärt Hintergrund der Sammlung
Für Freunde der großen Künstlerin erschließt sich der Hintergrund sofort: „Als ich in den 60er Jahren in New York lebte, hatte ich ein halbes Jahr nur 40 Cent am Tag zur Verfügung“, erzählte die 87-Jährige im Frauenmuseum. „Es gab Haferflocken und Vitamintabletten, ich ging auf alle Partys, wo es was zu essen gab.“
Als sie dann einen Vertrag mit einer Galerie einging, hatte sie es geschafft – 26 Jahre alt und endlich satt: „Da habe ich mir geschworen, von zehn Prozent meiner Verkäufe Kunst zu kaufen – das mache ich bis heute.“ Jetzt präsentiert sie im Frauenmuseum und in der Remagener Galerie Werke aus ihrer Kunstsammlung, aber auch eigene Werke.
Sammlung von Kleidern im Frauenmuseum angekündigt
Angekündigt war im Frauenmuseum eigentlich Bauermeisters umfangreiche Kleider-Sammlung, die irgendwann versteigert werden sollte. „Aber Mary Bauermeister hat sich ganz kurzfristig anders entschieden. Es ist doch ungewöhnlich, dass eine Künstlerin einen großen Teil ihres Salärs in den Ankauf der Kunst anderer einsetzt“, sagte Marianne Pitzen, Direktorin des Frauenmuseums, die mit der Künstlerin sehr vertraut ist und über die Kehrtwende nicht sehr überrascht war.
„Die Kleider könnt ihr versteigern, wenn ich mal tot bin“, rief Bauermeister bei der Vernissage in die Menschenmenge, die ihr fasziniert zuhörte. „Das bringt dann mehr Geld ein als zu meinen Lebzeiten.“
„Gute Kunst öffnet uns in die Zukunft“
Sie verwies auf Mila Wolkenars Werk „Ernte“, das eine gequälte junge Frau mit Blütenkranz und Tattoos zeigt, sowie das großformatige Selbstporträt des Rösrather Schmiedes Roland Krämer gegenüber – mit schmerzverzerrtem Gesicht trägt er das schwere Kreuz der T-Eisen.
Es ist das Abbild eines Künstlers, der nicht Kunst studieren durfte und die Schmiede des Vaters übernehmen musste. „Wie kann Kunst Bewusstsein erweitern – man muss tun, was man im Innersten spürt: Der Christo hat es gemacht, hat unglaubliche Bewusstseinserweiterungen in seinem Kollektiv geschaffen – gute Kunst öffnet uns in die Zukunft“, so Bauermeister.
Viele Ideen – eigene und anderer Künstler
Unerschöpflich sind ihre Ideen und ihre Schaffenskraft: In einem der Säle entdeckt man auf dem Boden die Steinspirale – die archaischen Steine gehen über in eine Sammlung hochhackiger Schuhe, eine Gemeinschaftsarbeit von Bauermeister und Pari Azami Pour aus Rösrath.
Auch andere Werke aus dem Bergischen hat sie gesammelt: ein Lichtobjekt von Molitor & Kuzmin, ein Objekt von Volker Hamann, ein Schüttwerk von Kristina Rimiené, Mitglied im Arbeitskreis der Künstler (AdK) Bergisch Gladbach.
Michael Faust improvisiert auf der Querflöte
„Danke an Mary für diese wunderbaren Ausstellungen, es ist ein Erlebnis, dass wir als Dreiergespann zusammenarbeiten — Mary Bauermeister, Marianne Pitzen und ich“, sagte Rosemarie Bassi. Mittendrin tauchte Michael Faust mit der Querflöte auf und improvisierte auf dem goldenen Instrument, Bauermeister fiel ein mit ihrem typischen Gesang und lauschte mit verschlossenen Augen.
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Ausstellung „Mary Bauermeister – Kunst von Anderen“, zu sehen bis zum 24. Juli im Frauenmuseum in Bonn, Im Krausfeld: dienstags bis samstags von 14 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr. In der Galerie Rosemarie Bassi in Remagen, Marktstraße 109, ist die Ausstellung mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.